Johann Christian Gottlieb Scheidler (1747-1829)

1 Scheidlers Kindheit

Taufeintrag Johann Christian Gottlieb Scheidlers vom 29.11.1747. Foto: Mirko Bauer.
Taufeintrag Johann Christian Gottlieb Scheidlers vom 29.11.1747. Foto: Mirko Bauer.

Johann Christian Gottlieb Scheidler wurde am 26. November 1747 als Sohn des preußischen Unteroffiziers Johann Reinhardt Scheideler in Aken (Elbe) geboren und dort am 29. November getauft (Ev. Kirchg. Aken 1732-1757, S. 671, Nr. 109). Er war das zweite Kind der Familie Scheideler. Bereits am 28. März 1746 war eine Tochter zur Welt gekommen, die am 30. März auf den Namen Johanna Catharina Elisabetha getauft wurde (ebd. S. 571, Nr. 32). Als erster Sohn erhielt er, wie damals üblich, den Vornamen des Vaters.

Aken gehörte damals zum Herzogtum Magdeburg, das wiederum Teil der preußischen Monarchie war. Zu den 1746/47 in Aken stationierten preußischen Truppen gehörte auch Johann Reinhardt Scheideler. Er war vermutlich Unteroffizier im Garnisonregiment Nr. 9, das 1743 mit fünf Musketier- und einer Grenadierkompanie in Geldern aufgestellt worden war (vgl. Kronoskaf 2015 b). Sein Vorgesetzter, Kapitän Franz Dominikus von Foppinga, diente 1745 im Garnisonregiment Nr. 9 (Kloosterhuis 1992, S. 87). Dazu passt es, dass das südlich von Geldern gelegene Haus Bellinghoven der Adelsfamilie von Foppinga gehörte (vgl. Nettesheim 1863, S. 378). Dem Regiment war kein Kanton zugewiesen, der Ersatz erfolgte im Umkreis von Geldern. Es ist daher anzunehmen, dass auch Scheideler vom Niederrhein stammte.

Die Garnisonen Geldern, Hamm, Minden, Lippstadt und Wesel bildeten einen Festungsriegel, der die vom Kernland abgeschnittenen westlichen Gebiete Preußens schützen sollte. Während das Regiment bis zum Ausbruch des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) als Garnison in Geldern diente, wurde die Grenadierkompanie während des Zweiten Schlesischen Krieges in den Felddienst gestellt und 1744 an das stehende Grenadierbataillon Nr. 2 abgegeben. Da 1747 die Grenadierkompanie des Garnisonregiments Nr. 9 in Aken stationiert war (vgl. Lyncker 1937, S. 142), ist anzunehmen, dass Hauptmann von Foppinga sie dort führte. Dafür spricht auch, dass bei der Taufe von Scheidelers Tochter ein "Grennadier von deßen Compagnie" den abwesenden Taufpaten vertrat. 

Das Rathaus in Aken. 1490.
Das Rathaus in Aken. 1490.

Das stehende Grenadierbataillon Nr. 2 wurde 1744 aus zwei Grenadierkompanien des Füsilierregiments von Dossow und je einer Grenadierkompanie der Garnisonregimenter Nr. 9 und Nr. 13 aufgestellt. Nach dem Ende des Zweiten Schlesischen Krieges im Dezember 1845 dienten Aken, Könnern und Staßfurt von 1746 bis 1747 und Magdeburg von 1748 bis 1755 als Garnisonen (vgl. ebd. S. 123). Dem Bataillon war kein Kanton zugewiesen, der Ersatz wurde im Gebiet um Magdeburg geworben. Es ist daher nicht auszuschließen, dass Scheideler aus dem Magdeburger Raum stammte. Fest steht, dass sich Scheideler mit seiner Familie von Anfang 1746 bis 1748 in Aken aufhielt und dann wahrscheinlich in die Garnisons- und Festungsstadt Magdeburg zog.

Die preußischen Soldaten wurden in der Regel in den Städten einquartiert. Das bedeutete, dass die Bürger der jeweiligen Stadt den Soldaten in ihren Häusern ein Zimmer zur Verfügung stellen mussten. Nicht selten waren Gastwirte für die Einquartierung verheirateter Soldaten zuständig. Auf der Liste der Paten, die bei der Taufe von Johann Christian Gottlieb anwesend waren, steht an erster und prominentester Stelle "Mstr: Johann Christian Städter Bürger Schneider und Rathskellerwirth allhier". Es ist also durchaus möglich, dass Scheideler mit seiner Familie beim Ratskellerwirt Städter untergebracht war. Erst an zweiter Stelle wird ein "H[err] Benjamin Gottlieb Kierschstein Feldscheer allhier" genannt. Der Titel des Kompaniefeldscheer entsprach dem Rang eines Unteroffiziers.

Wie der Alltag der Familie Scheideler in Aken aussah, lässt sich anhand der Taufeinträge der Kinder zumindest erahnen. Aus den Eintragungen geht hervor, dass die Scheidelers großen Wert auf gute Beziehungen zur Kirchengemeinde und zur Stadtbevölkerung legten. Unter den sieben Taufpatinnen befanden sich die Töchter eines Kirchenvorstehers und eines ehemaligen Kantors aus Plaue sowie die Ehefrauen eines Gerbers, eines Seilers, eines Fleischers, eines Kornhändlers und eines Brauers. Dass die Scheidelers in der Garnisonsstadt zahlreiche soziale Kontakte knüpften, hatte neben persönlichen auch handfeste wirtschaftliche Gründe. Einfache Soldaten und Unteroffiziere waren, zumal wenn sie verheiratet waren, auf zusätzliche Einkünfte angewiesen. Der karge Sold reichte kaum aus, um die Grundbedürfnisse des Lebens zu befriedigen. Daher war es für die einquartierten Soldaten wichtig, Beziehungen zu den Stadtbewohnern zu pflegen, die als potenzielle Arbeitgeber oder Kunden in Frage kamen. Gleiches galt für die Soldatenfrauen, die neben ihren häuslichen Pflichten einer bezahlten Arbeit nachgehen mussten. Für sie war es auch wichtig, zuverlässige und wohlhabende Paten für ihre Kinder zu finden, die im Falle eines frühen Todes des Ehepartners die verwaisten Patenkinder finanziell unterstützen konnten.

In Magdeburg waren die Lebensbedingungen für die Soldaten und ihre Familien nicht besser. Die Mannschaften waren in Baracken untergebracht. Eine familiäre Privatsphäre gab es nicht. Sofern Scheideler noch im aktiven Dienst stand, rückte er im August 1756 mit seinem Bataillon als Teil der preußischen Armee in Sachsen ein. Das stehende Grenadierbataillon Nr. 2 nahm während des Siebenjährigen Krieges an zahlreichen Schlachten teil und erlitt schwere Verluste. Die Überlebenden gerieten 1760 in Gefangenschaft1Ob Scheidelers Frau mit den Kindern in Magdeburg blieb oder ihrem Mann ins Feld folgte, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass der Krieg für die Existenzsicherung der Familie erhebliche Probleme mit sich brachte.

Über die Kindheit von Johann Christian Gottlieb Scheidler lässt sich aufgrund der spärlichen Quellenlage zumindest folgendes sagen: Scheidler stammte nicht aus einer Musikerfamilie. Er verbrachte seine Kindheit in sehr bescheidenen und beengten Wohnverhältnissen. Die Eltern mussten sich durch Nebenerwerb ein Zubrot verdienen, um den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder zu sichern. Möglicherweise musste der junge Scheidler die Schrecken des Siebenjährigen Krieges miterleben und den Tod seines Vaters verkraften. Angesichts der schwierigen Verhältnisse, in denen Scheidler aufwuchs, ist es umso erstaunlicher, dass er eine musikalische Laufbahn einschlug und bereits im Alter von 21 Jahren als Cellist auf sich aufmerksam machte. Nach Gerbers Lexicon der Tonkünstler (1792) war Scheidler "schon seit 1768 durch verschiedene Violoncell-Concerts, Solos und Duos, auch Klavier-Concerts, doch alle nur in MS. [= Manuskript] bekannt. Sie sind brilland genug, verrathen aber eben keinen großen Contrapunktisten" (Gerber 1792, Sp. 430). Ohne großzügige Unterstützung wäre dies nicht möglich gewesen. Leider fehlen die Quellen, um mehr über Scheidlers musikalische Ausbildung sagen zu können.

2 Hofcellist, Fagottist und Lautenist des Kurfürsten zu Mainz

Das kurfürstliche Residenzschloss in Mainz. In: Historische und architektonische Merkwürdigkeiten von Mainz. 1842.
Das kurfürstliche Residenzschloss in Mainz. In: Historische und architektonische Merkwürdigkeiten von Mainz. 1842.

Im Oktober 1778 wurde Scheidler vom Mainzer Kurfürsten und Erzbischof, Friedrich Karl Joseph von Erthal (1719-1802), zum Hofmusiker ernannt und als Cellist und Lautenist der Kurmainzischen Hofkapelle angestellt (vgl. Mainz 1779, S. 109). Über die Hintergründe von Scheidlers Anstellung am Mainzer Hof gibt der Musikhistoriker Adam Gotton Auskunft. Unter der Intendanz des Grafen Karl Philipp von Ingelheim (1740-1803) wurde versucht, die Hofmusik durch die Anstellung besserer Musiker, Sängerinnen und Sänger zu reformieren. Dass mit Scheidler ein Lautenist eingestellt wurde, hatte nichts mehr mit der Generalbassfunktion der Laute im 17. und frühen 18. Jahrhunderts zu tun. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren Lieder mit Gitarrenbegleitung gefragt. Die Laute diente gewissermaßen als Gitarrenersatz (vgl. Gottron 1959, S. 164). Der alternde Hofkapellmeister Johann Michael Schmid (vor 1720-1792) wurde 1787 durch den Mozart-Zeitgenossen Vincenzo Righini (1756-1812) ersetzt.

Aus dieser Zeit am Mainzer Hof stammt das handschriftlich überlieferte Theme de Mozart varie par Scheidler, 12 Variationen über die Champagnerarie aus Mozarts Don Giovanni (vgl. Zuth 1926, S. 243). In diese Zeit fällt auch ein Auftritt vor dem preußischen König Friedrich Wilhelm II. (1744-1797), der ihn für sein Lautenspiel lobte, wie Scheidler dem Frankfurter Stadtrat berichtete (vgl. ISG FFM, H.02.14 in Nr. 1794-III, Bl. 234)Friedrich Wilhelm II. hielt sich im Juli 1792 anlässlich des Fürstenkongresses in Mainz auf. Nach der Belagerung und Eroberung des inzwischen von französischen Truppen besetzten Mainz sollte er im Sommer 1793 dorthin zurückkehren.

Als am 21. Oktober 1792 im Zuge des Ersten Koalitionskrieges (1792-1797) französische Revolutionstruppen in Mainz einmarschierten, wurde der kurfürstliche Hof nach Aschaffenburg verlegt. Seitdem wirkte Scheidler als Fagottist und Lautenist in der kurfürstlichen Kapelle und wurde bis 1797 im Kurmainzischen Hof- und Staats-Kalender als Hofmusiker geführt (vgl. Mainz 1792, S. 126; 1797, S. 94)

Johann Christian Gottlieb Scheidler. Gemälde von J. C. Xeller. 1811-1813.
Johann Christian Gottlieb Scheidler. Gemälde von J. C. Xeller. 1811-1813.

Scheidler ging als der "letzte Lautenist" in die Musikgeschichte ein. Nach Adam Falckenhagen (1697-1754) und Joachim Bernhard Hagen (1720-1787), die am Bayreuther Hof angestellt gewesen waren, war Scheidler in Mainz der letzte professionelle Hoflautenist, der noch das Spiel auf der 13-chörigen Schwanenhalslaute pflegte. Mit der Besetzung von Mainz 1792 gingen die alten kurmainzischen Strukturen und damit auch die höfische Musikpflege verloren. Im Musikleben des aufstrebenden Bürgertums spielte die Laute keine Rolle mehr. Zwei Faktoren waren nach Simon Molitor (1766-1848) für den Niedergang der Laute verantwortlich: "die doppelte Besaitung ... machte nicht nur das Reinstimmen überaus mühsam, sondern musste, zumal an einem mit Darmsaiten bezogenen Instrumente, die Unbequemlichkeit mit sich bringen, dass dasselbe sich während dem Spiel allzubald verstimmte, und dass es fast unmöglich war, das Instrument nur durch Ein Stück hindurch gestimmt zu erhalten. Mehr noch als diess scheint jenen Instrumenten die ihnen eigenthümliche Art, die Töne zu bezeichnen, nachtheilig gewesen zu sein. Es ist leicht begreiflich, dass diese barbarische Bezeichnung nicht nur manchen Liebhaber von der Erlernung dieses Instruments, sondern auch und vorzüglich die Tonsetzer abgeschreckt haben mag, die Applikaturen desselben, und die Schrift selbst kennen zu lernen, ohne deren Kenntniss es jedoch unmöglich war, für dasselbe zu komponiren" (Molitor 1806, S. 8f.).

Dem Niedergang der Laute folgte der Aufstieg der Gitarre. Die um 1790 in Italien entwickelte Gitarre hatte eine einfache Besaitung mit sechs Saiten. Die alte Lauten- und Gitarrentabulatur wurde durch eine moderne Notation ersetzt. Für Molitor war es nur eine Frage der Zeit, bis die Gitarre die Laute als vorherrschendes Zupfinstrument ablösen würde: "Allein das Bedürfniss eines mehrsaitigen Tonwerkzeuges, welches mit Bequemlichkeit überall mitgetragen, gehend oder stehend gespielt werden kann, musste bald wieder fühlbar werden. Und wirklich war zwischen der Laute und zwischen ihrer Nachfolgerinn --- unserer dermaligen Guitare --- nur eine kleine Pause" (ebd. S. 9). Das neue Instrument kam bei adeligen und gutbürgerlichen Damen schnell in Mode. Die Nachfrage nach Gitarrenlehrern war groß.

3 Freiberuflicher Gitarrenlehrer in Frankfurt am Main

Frankfurt am Main: Nordseite der westlichen Zeil vom Roten Haus bis zum Weidenhof. Gemälde von Joh. L. E. Morgenstern. 1793.
Frankfurt am Main: Nordseite der westlichen Zeil vom Roten Haus bis zum Weidenhof. Gemälde von Joh. L. E. Morgenstern. 1793.

Im April 1793 wurde die Stadt Mainz von Soldaten der Ersten Koalition eingeschlossen und ab Mitte Juni von überwiegend preußischen Truppen beschossen. Der Beschuss führte zu verheerenden Bränden und Zerstörungen in der Stadt, die am 23. Juli kapitulierte. Scheidler floh nach Frankfurt am Main und bat von 1794 bis 1796 in mehreren Ratssupplikationen zunächst um eine befristete, dann um eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis in der Reichsstadt. Als Grund gab er an, dass er aus finanziellen Gründen nicht in der Lage sei, sein durch die Beschießung beschädigtes Haus zu reparieren und wieder bewohnbar zu machen (vgl. ISG FFM, H.02.14 in Nr. 1794-III, Bl. 235).

In Frankfurt passte sich Scheidler schnell an die neuen Verhältnisse an. Ab 1794 erteilte er auf mehrfachen Wunsch und mit Genehmigung des Stadtrates Unterricht "auf der spanischen Guitarre" (ebd.). So war er bis 1797 sowohl angestellter Hofmusiker als auch freiberuflicher Gitarrenlehrer. Mit der zweiten französischen Besetzung von Mainz 1797 wurde die Hofkapelle beurlaubt. Scheidler erhielt eine Pension, die ihm als ehemaligem kurfürstlichen Hofmusiker zustand (vgl. AMZ 8/1806, Sp. 345). 1802 starb Kurfürst Erthal. Sein Nachfolger wurde Carl Theodor von Dalberg (1744-1817).

1796 gab Scheidler der Bankiersgattin Barbara Friederike Gontard (1765-1835) Gitarrenunterricht. Gontards Tochter Marie hielt ihre Kindheitserinnerungen an Scheidler in ihren Memoiren fest: "Meine Mutter nahm damals Unterricht auf der Guitarre. Der Vater ließ ihr ein sehr gutes und dabei schönes Instrument von Paris kommen. Ihr Lehrer war Herr Scheidler von Mainz. Sein Spiel war meisterhaft. Nur einmal hörte ich in späteren Jahren von Paganini ein besseres Spiel dieses unvollkommenen Instrumentes. Allein als Musiker konnte man kein größeres Original als Scheidler finden; schon sein Anzug erschien auffallend; stets hatten seine Kleider die Farbe von dunkelrothem Zahnpulver, auch die Wäsche war nicht die reinste. Am merkwürdigsten ist sein Gesicht gewesen. Er war bleich, hatte einen großen Mund, unstäte Augen, wenig Haare, und war gepudert. Es schien ihm unmöglich, Jemanden nur eine Minute lang anzusehen; die Augen funkelten hin und her. Wenn er spielte, (immer ohne Noten), richtete er die Blicke gegen Himmel und schien alles um sich zu vergessen. Er spielte nur eigene Compositionen. Die Schlacht von 'Neerwinden' hatte er für sein Instrument eingerichtet. Bei Allem, was darin vorkam, sprach er erläuternde Worte: 'Jetzt marschirt unter Trommeln die Infanterie vor, nun kommt die Cavallerie angesprengt; Gewehrfeuer, Kanonendonner; das Aechzen der Verwundeten und Sterbenden; endlich der Siegesmarsch.' Am schönsten sollen seine Fantasien gewesen sein" (Belli-Gontard 1872, S. 31f.). Die Schlacht von Neerwinden fand am 18. März 1793 während des Ersten Koalitionskrieges statt. Sie endete mit einem österreichischen Sieg über die französische Armee. Bei der musikalischen Umsetzung der Battaglia war Scheidler offenbar ganz in seinem Element. Der Sieg über die Franzosen dürfte ihn angesichts seines eigenen Schicksals mit Genugtuung erfüllt haben. Aber auch Kindheitserinnerungen an den Vater konnten wieder lebendig werden.

Scheidlers Anzeige im Frankfurter Staats-Ristretto. 56. Stück. Samstag, den 8. April 1797. S. 288.
Scheidlers Anzeige im Frankfurter Staats-Ristretto. 56. Stück. Samstag, den 8. April 1797. S. 288.

Am 6. Januar und 15. Februar 1797 bat Scheidler den Frankfurter Stadtrat um die Erlaubnis, im Roten Haus auf der Zeil ein großes Vokal- und Instrumentalkonzert geben zu dürfen, zunächst am ersten Osterfeiertag, dann Ende März, Anfang April (ISG FFM, H.02.14 in Nr. 1797-I, Bl. 571 und Bl. 573-574). Nach einer erneuten Bitte um Verlegung des Konzerts erhielt Scheidler die Erlaubnis und kündigte das Konzert am 8. April im Frankfurter Staats-Ristretto an: „Mit Hochobrigkeitlicher Bewilligung, wird Unterzeichneter den 11ten April ein grosses Vocal- und Instrumental Concert auf der Laute im grossen rothen Hause zu geben die Ehre haben, der Eingangspreis ist ein halber Lanbthaler, Billets sind in den Kaffeehäusern auf dem Liebfrauenberg und an der Allee, wie auch beim Eingang zu haben. Der Anfang ist Abends um 6 Uhr. J. C. G. Scheidler, kurfürstl. Mainzischer Hof- u. Kammermusikus“ (FSR 56/1797, S. 288). Es ist gut möglich, dass Barbara Friederike Gontard bei diesem Konzert mitwirkte.

Marianne Jung. Pastell von Johann Jacob de Lose. 1809.
Marianne Jung. Pastell von Johann Jacob de Lose. 1809.

Auch eine zweite Gitarrenschülerin Scheidlers ist namentlich bekannt: Marianne Jung (1784-1860). Am 22. Januar 1806 traten Scheidler und Jung in einem Konzert des Cellisten Johann Gottfried Arnold (1773-1806) auf. Scheidler spielte auf einer siebensaitigen Gitarre, Jung auf einer achtsaitigen Gitarre von Gennaro Fabricatore (vgl. Marianne von Willemer-Ges., Musik). Das Konzert begann mit zwei Sätzen aus Mozarts Sinfonie Nr. 39 Es-Dur KV 543: "Hier folgten auf jene gewaltigen Sätze, Variationen für zwey Guitarren und ein Violoncell, komponirt von Hrn. Scheidler und gespielt von ihm, Dem. Jung, einer sehr talentvollen Liebhaberin, und Hrn. Arnold. Das sehr angenehme Thema war so mannigfaltig, und mit so viel Kunst variirt, als es von der beschränkten Guitarre kaum zu erwarten stand. Eben so, und mit vielem Geschmack wurde es vorgetragen. Passagen und Läufer, Triller und Harpeggiaturen, hörte man mit grösster Bestimmtheit und Deutlichkeit vortragen; dies musste um so mehr Bewunderung finden, da man, wenigstens hier, gewöhnlich nur zu matter oder süsslicher Begleitung eines Liedes und dgl. sich dieses Instruments zu bedienen pflegt. Die Hauptstimme hatte Dem. Jung, die beyden andern Instrumente waren nur begleitend, ausser dass das Violoncell die Melodie des Themas vortrug. Dem. Jung spielte ihre Partie, so schwierig sie auch war, mit grösster Leichtigkeit und Präcision, und in jedem Betracht als eine Virtuosin. Man hörte nur die Töne, (kein Rauschen, oder sonst etwas nebenbey) und hörte diese nie hart oder schneidend, sondern durchaus sanft und angenehm, im Forte wie im Piano. Dem. Jung ist die Schülerin eines Mannes, der ein so vollkommener Meister dieses lnstruments ist, als man es seyn kann - des Hrn. Scheidler; und wenn man ihn hier nicht so kennet, als er es vor Vielen verdient, so liegt das ganz gewiss nur an Zufälligkeiten und Nichtigkeiten. Hr. Scheidler war ehedem Hof-Lautenist bey dem Kurfürsten von Mainz, und in dessen Kapelle als Fagottist angestellt; er lebt jezt hier von der Pension, die er, wie alle Musiker, die ehemals in Diensten dieses Kurfürsten waren, von dem Kurerzkanzler bekömmt, und von dem Ertrag der Stunden, in welchen er Unterricht auf der Guitarre giebt. Er ist nicht nur vielleicht der erste Lautenist und Virtuos auf der Guitarre in Deutschland, sondern auch ein wackerer Komponist. Die Kunst des reinen Satzes hat er recht eigentlich studirt, und ihre Regeln hält er heilig und unverbrüchlich, ohne dass seine Arbeiten dadurch steif und ungefällig würden. Er hat mehrere Konzerte und andere Stücke für die Laute und Guitarre geschrieben, aber noch nichts in Druck gegeben, und ist auch nicht Willens, je etwas öffentlich herauszugeben. Seine freye Phantasie auf jenen lnstrumenten (seine Guitarre hat sieben Saiten) übertrifft die grösste Erwartung. Ausser einigen eigenen Kunstgriffen, gehören kunstreiche, überraschende Modulationen, Passagen aller Art, einfache und doppelte Triller, unter die gewiss seltenern und schweren Mittel, deren er sich mit Leichtigkeit bedient, seiner Phantasie Raum zu geben und auf die Zuhörer zu wirken. Er spielt selten in Gesellschaft, öffentlich gar nicht mehr; aber dem Freund, dem Künstler, dem Kunstliebhaber, entzieht er das Vergnügen, ihn privatim zu hören, niemals. Seine Methode des Unterrichts ist sehr zweckmässig und leicht, und um so vorzüglicher, da er das Instrument aus Erfahrung sehr genau kennt und selbst so gut spielt" (AMZ 8/1806, Sp. 344-346).

Aus der Konzertkritik vom 26. Februar 1806 geht hervor, dass Scheidler in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung war. Als Gitarrist besaß er eine virtuose Spieltechnik, Improvisationstalent und Fantasie. Als Komponist hielt er sich an die Regeln des "reinen Satzes", ohne dass seine Stücke dadurch steif und unangenehm wurden. Scheidler war aber auch ein Musiker, der die Öffentlichkeit scheute, keine Konzertreisen unternahm, seine Werke nicht drucken ließ und sich ganz dem Gitarrenunterricht widmete. So stand bei den wenigen Konzerten, die er gab, nicht er, sondern seine Schülerin im Mittelpunkt. Niemand konnte den Erfolg seiner Unterrichtsmethode besser demonstrieren als die "Virtuosin" Marianne Jung2.

4 Der erste Gitarrenvirtuose Deutschlands

Joséphine de Beauharnais. Gemälde von Henri-François Riesener. 1806.
Joséphine de Beauharnais. Gemälde von Henri-François Riesener. 1806.

Mit seinem Konzert wollte sich Scheidler dem Frankfurter Publikum eigentlich nur als Gitarrenlehrer empfehlen. Stattdessen erwarb er sich den Ruf des ersten Gitarrenvirtuosen Deutschlands. Keine Geringere als Kaiserin Joséphine (1763-1814) lud ihn und seine begabte Schülerin im November 1806 an ihren Hof in Mainz ein. Die Zeitung für die elegante Welt berichtete: "Der berühmte Guitarrist, Hr. Scheidler zu Frankfurt, hatte nebst seiner Schülerin, der Dem. Jung, am 17ten November die Ehre, von Ihrer Majestät der Kaiserin nach Mainz berufen zu werden, und sich in dem auf den 18ten anberaumten Konzert bei Hofe hören zu lassen. Beide gefielen so sehr, daß sie am darauf folgenden Tage die Gnade hatten, Ihrer Majestät auf Ihrem Zimmer vorgestellt zu werden, so wie auch die bekannte aus Mailand zurückgekommene Dem. Schmalz, welche mit meisterhaftem Vortrag mehrere Arien gesungen hatte. Ihre Maiestät geruheten sämmtlichen Künstlern Ihren Beifall in so gnädigen und verbindlichen Ausdrücken zu erkennen zu geben, wodurch die darauf folgenden Kaiserlichen Geschenke einen Werth erhielten, den nur diejenigen zu empfinden fähig sind, denen das Glück zu Theil geworden, die erhabenen Eigenschaften dieser liebenswürdigen Monarchin in der Nähe zu bewundern" (ZEW 6/1806, Sp. 1159). 

Am 4. März 1807 traten Scheidler und Jung in einem Benefizkonzert zugunsten der Witwe Arnold auf. Johann Gottfried Arnold war am 16. Juli 1806 unerwartet an einer Lungenentzündung gestorben: "Nach einer Sinfonie von Haydn spielte die talentreiche Liebhaberin, Dem. Jung, mit ihrem achtungswerthem Lehrer, Hrn. Scheidler, Variationen für zwey Guitarren, (von Scheidler allerliebst komponirt,) mit bewundernswürdiger Fertigkeit, Leichtigkeit und Präcision" (AMZ 9/1807, Sp. 556f.). 

Blick von der Gerbermühle auf Frankfurt. Widmungsblatt von Goethe. 1816.
Blick von der Gerbermühle auf Frankfurt. Widmungsblatt von Goethe. 1816.

Marianne Jung setzte ihre Konzerttätigkeit nicht fort. Am 27. September 1814 heiratete sie ihren langjährigen Lebensgefährten, den Frankfurter Bankier Johann Jakob Willemer (1760-1838). Im selben Jahr lernte sie Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) kennen, der mit Willemer befreundet war. Zwischen Marianne und Goethe entwickelte sich eine Romanze, die Goethe 1819 im West-östlichen Divan literarisch verarbeitete.

Eine Schülerin wie Marianne Jung fand Scheidler nicht mehr. 1811 trat er allein mit Gitarre und Laute in Frankfurt auf. Ein Herr Schmidt aus Schleusingen rezensierte das Konzert in der Zeitung für die elegante Welt: "Nur kurze Zeit verweilt ich in Frankfurt, denn es trieb mich an den Rhein; doch hatt' ich dort einen Genuß, der mir unvergeßlich seyn wird; ich hörte nämlich einen der größten Meister auf der Laute und Guitarre, Namens Scheidler. Mit bewundernswerther Kunst spielt er beide Instrumente; doch gibt er selbst der Guitarre den Vorzug, und er weiß die Saiten so mächtig zu beherrschen und ihnen so volle Töne zu entlocken, daß man den Gesang nicht vermißt" (ZEW 11/1811, Sp. 1170). 

Scheidler war der erste im deutschsprachigen Raum, der die Gitarre erfolgreich als Soloinstrument auf die Bühne brachte, und einer der wenigen Gitarristen, denen dies überhaupt gelang. Noch im Jahr 1813 erinnerte sich der Frankfurter Korrespondent der Allgemeinen Musikalischen Zeitung an seinen Auftritt: "... nur ein ganz ausgezeichneter Virtuos kann vielleicht einmal ein grosses gemischtes Auditorium damit allein unterhalten. (Ein solcher ist unser Hr. Scheidler, der aber auch eine reiche Phantasie besitzt, deren Eingebungen er durch Kunst zu ordnen versteht, und Schwierigkeiten überwindet, die unmöglich scheinen.)" (AMZ 15/1813, Sp. 102). Insofern verdient Scheidler nicht nur den Titel des letzten Lautenisten, sondern auch den des ersten Gitarrenvirtuosen Deutschlands. 

5 Hofcellist und Lautenist des Großherzogs von Frankfurt

Schloss Johannisburg in Aschaffenburg. Feder über Aquarell auf Papier von W. Hollar. 1636.
Schloss Johannisburg in Aschaffenburg. Feder über Aquarell auf Papier von W. Hollar. 1636.

Spätestens 1812, wahrscheinlich in den Jahren 1810 bis 1813, war Scheidler wieder als Cellist und Lautenist in der ehemals kurfürstlichen, nun großherzoglichen Kapelle in Aschaffenburg tätig (vgl. Frankfurt 1812, S. 36). 1810 hatte Kaiser Napoleon I. Carl Theodor von Dalberg zum Großherzog des neu gegründeten Großherzogtums Frankfurt ernannt. Dalberg wählte Schloss Johannisburg zu seiner Residenz und beauftragte Franz Xaver Sterkel (1750-1817) mit der Leitung der großherzoglichen Hofmusik in Aschaffenburg. Für kurze Zeit erlebte die Hofmusik eine neue Blüte. In dieser Zeit ließ sich Scheidler von Johann Christian Xeller (1784-1872) porträtieren. Er wollte der Nachwelt als Lautenist in Erinnerung bleiben. 

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig, die im Oktober 1813 das militärische Ende Napoleons besiegelte, dankte Dalberg als Großherzog ab. Das Großherzogtum Frankfurt wurde aufgelöst und die Hofmusiker in den Ruhestand versetzt.

Gegen Ende seiner Musikerlaufbahn ließ Scheidler einige seiner Gitarrenwerke bei Georg Zulehner in Eltville am Rhein drucken. Ankündigungen der Werke erschienen im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen (AAD), im Intelligenz-Blatt zur Allgemeinen Musikalischen Zeitung (IAMZ) und in der Beilage zur Frankfurter Ober-Post-Amts-Zeitung (BFPZ).

  • Sonate pour la Guitarre No. 1 und No. 2. Eltville: George Zulehner, [1811]. (AAD 1811, Sp. 2661; 1813, Sp. 2715; IAMZ 14/1812, Sp. 36; 8/1813: 15/1813, Sp. 37; Whistling 1817, S. 260)
  • Duo pour Guitarre et Violon No. 1 und No. 2. Eltville: Georges Zulehner, [1813]. (AAD 1813, Sp. 1637; IAMZ 8/1813, Sp. 38; 15/1813, Sp. 38; Whistling 1817, S. 247)
  • Cinq Piéces pour la Guitarre. Eltville: Georges Zulehner, [1815]. (BFPZ 269/1815, Sp. 4; Whistling 1817, S. 260)

Nach 1813 kehrte Scheidler nach Mainz zurück. In der Stadt am Rhein starb seine Frau Anna Maria am 27. Juli 1818. Ein Mainzer Adressbuch verzeichnet 1825 "Scheidler, Gottlieb Christian, Musikus" als wohnhaft in der Weihergartengasse (Küchler 1825, S. 89.). Scheidler starb am 15. August 1829 in Mainz.


Anhang

1 Anmerkungen

1 Als die preußische Armee am 26. August 1756 in Sachsen einmarschierte, gehörte das stehende Grenadierbataillon Nr. 2 zur Kolonne Ferdinand von Braunschweig, die sich bei Halle (Saale) konzentrierte und über Leipzig, Chemnitz, Freyberg und Dippoldiswalde bis zum Dorf Cotta südlich der Elbe bei Pirna vorrückte. Das Bataillon nahm an der Blockade von Pirna bis zur Kapitulation der sächsischen Armee am 17. Oktober teil. Im April 1757 rückte das Bataillon mit den preußischen Truppen in Böhmen ein, wo es am 6. Mai als Teil der Brigade Wilhelm von Saldern an der Schlacht bei Prag teilnahm. Nach der Niederlage bei Kolin am 18. Juni mussten die Preußen Böhmen räumen und sich nach Sachsen zurückziehen. Das Grenadierbataillon Nr. 2 wurde dem Korps von Generalleutnant Hans Karl von Winterfeldt zugeteilt, der den Auftrag hatte, die Verbindung zwischen Schlesien und Sachsen bei Moys offen zu halten. Am 7. September wurde Winterfeldts Korps von den österreichischen Truppen angegriffen und erlitt schwere Verluste. Nach der Schlacht wurde das Grenadierbataillon Nr. 2 vorübergehend bis zum Frühjahr 1758 mit dem Grenadierbataillon 41/44 vereinigt. Die Grenadiere zogen sich mit dem Rest der Truppen nach Schlesien zurück und kämpften am 22. November unter Generalmajor von Rohr vor den Toren Breslaus. Dort erlitten sie erneut eine Niederlage. Nach der Einnahme der Festungen Schweidnitz und Breslau war der größte Teil Schlesiens unter österreichischer Kontrolle. Das Schlachtenglück wendete sich erst, als die preußische Hauptarmee unter Friedrich II. in Schlesien eintraf und sich mit den in Schlesien stationierten Truppen vereinigte. Am 5. Dezember kämpfte das 2. Grenadierbataillon in der Schlacht bei Leuthen. Die Österreicher erlitten eine schwere Niederlage und zogen sich nach Böhmen zurück, während die Preußen die schlesischen Festungen zurückeroberten.

Im Rahmen der preußischen Frühjahrsoffensive nahm das Bataillon 1758 am Einmarsch in Mähren und an der Belagerung der Festung Olmütz teil. Am 20. Mai wurde es einem Korps des Markgrafen Karl zugeteilt, das in einem Lager bei Neustadt die Belagerung sicherte. Am 10. Juni eroberte es Sternberg. Am 18. Juni wurde es dem Korps von Retzow zugeteilt und in Bistrowan stationiert. In der Nacht vom 28. auf den 29. Juni wurde das Grenadierbataillon Nr. 2 zur Verstärkung eines großen Nachschubkonvois aus Schlesien unter dem Kommando von Oberst von der Mosel eingesetzt. Der Konvoi geriet am 30. Juni bei Domstadl in einen österreichischen Hinterhalt. Zwar gelang es dem Bataillon, die österreichischen Einschließungseinheiten zu durchbrechen und nach Bistrowan zurückzukehren, doch wurde der Konvoi fast vollständig aufgerieben. Ohne Nachschub war Friedrich II. gezwungen, die Belagerung von Olmütz abzubrechen und sich aus aus Mähren zurückzuziehen. Das Grenadierbataillon Nr. 2 begleitete Friedrichs Armee auf dem Rückzug nach Schlesien. Am 14. Oktober 1758 nahm es an der Schlacht bei Hochkirch in Sachsen teil, wo es im Korps von Manteuffel in Richtung Lauske an der äußersten linken Flanke der preußischen Stellungen eingesetzt wurde. Das Bataillon wurde von den österreichischen Truppen vernichtend geschlagen und zwei seiner Kompanien gerieten in Gefangenschaft. Die übrigen Kompanien wurden nach der Schlacht in das Grenadierbataillon 41/44 eingegliedert. Das Bataillon wurde am 21. Juli 1760 Teil der Garnison von Glatz und geriet nach der Eroberung der Festung durch österreichische Truppen am 26. Juli in Gefangenschaft. Die Österreicher tauschten die Gefangenen nicht aus, und das Bataillon wurde im Laufe des Krieges nicht wieder aufgestellt (vgl. Kronoskaf 2015 a). 

2 Das Konzert mit Scheidler war nicht Marianne Jungs erster Auftritt in Frankfurt. Bereits Ende Februar 1805 wirkte sie bei einem Konzert des Mundharmonikavirtuosen Koch im Hause des Geheimrats Johann Jakob Willemer mit. Die Kritik war begeistert: "Die Guitarre wurde aber auch von Dem. Jung, einer Dilettantin, meisterhaft gespielt. Diese schätzbare Liebhaberin besitzt überhaupt viele Vorzüge und Talente zur Musik; so kann sie z. B. mit ihrer äusserst angenehmen Stimme und ihrem geschmackvollen Vortrag manche Künstlerin von Profession beschämen. Nur Schade, dass sie aus allzugrosser Bescheidenheit und Aengstlichkeit selten in Gesellschaft singt, und dadurch vielen Musikliebenden Genüsse entzieht, die für diese so grossen Werth haben" (AMZ 7/1805, Sp. 393).

2 Literaturverzeichnis

2.1 Ungedruckte Quellen

Evangelische Kirchengemeinde Aken: Kirchenbuch Geburten 1732-1757. 

Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISG FFM): Suppliken von J. C. G. Scheidler an den Rat der Stadt Frankfurt a. M. Bestand H.02.14 in Nr. 1794-III, Bl. 234-240; Bestand H.02.14 in Nr. 1794-VI, Bl. 164-167; Bestand H.02.14 in Nr. 1796-III, Bl. 48-50; Bestand H.02.14 in Nr. 1797-I, Bl. 571; Bestand H.02.14 in Nr. 1797-I, Bl. 573-574; Bestand H.02.14 in Nr. 1797-II, Bl. 236.

2.2 Gedruckte Quellen

Belli-Gontard, M[aria]: Lebens-Erinnerungen. Frankfurt am Main: Joh. Chr. Hermann, 1872.

[Frankfurt, Großherzogtum]: Staats-Calender für das Großherzogthum Frankfurt. 1812. Frankfurt am Main: Johann Friedrich Wenner, 1812.

Gerber, Ernst Ludwig: Historisch-Biographisches Lexicon der Tonkünstler, welches Nachrichten von dem Leben und Werken musikalischer Schriftsteller, berühmter Componisten, Sänger, Meister auf Instrumenten, Dilettanten, Orgel- und Instrumentenmacher, enthält. 2 Bde. Leipzig: J. G. I. Breitkopf, 1790-92.

Küchler, A. (Hg.): Der Wegweiser der Stadt Mainz für das Jahr 1825. Mainz: Reuling, 1825.

[Mainz, Erzstift]: Kurmainzischer Hof- und Staats-Kalender auf das Jahr ... Mit einem Verzeichniß des erzhohen Domkapitels, auch aller zum kurf. Hof- und Kurstaate gehörigen Stellen und Aemter. Mainz: St. Rochus Hospital, 1770-1797.

Molitor, Simon: Große Sonate für die Guitare allein, als Probe einer besseren Behandlung dieses Instruments, mit beigefügten Anmerkungen für den Spielenden. Gesetzt und Herrn Fr. Tandler gewidmet von S. Molitor. Mit einer Vorrede des Verfassers, enthaltend eine historische Darstellung der Hauptperioden der Cyther und ihrer Abstämmlinge von den ältesten bis auf unsere Zeiten, nebst Gedanken über die Guitare und deren Behandlung. 7tes Werk. Wien: Artaria und Comp., [1806].

[Whistling, Carl Friedrich]: Handbuch der musikalischen Litteratur oder allgemeines systematisch geordnetes Verzeichniss der bis zum Ende des Jahres 1815 gedruckten Musikalien, auch musikalischen Schriften und Abbildungen mit Anzeige der Verleger und Preise. Leipzig: Anton Meysel, 1817.

2.3 Forschungsliteratur

Gottron, Adam: Mainzer Musikgeschichte von 1500 bis 1800 (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz Bd. 18). Mainz: Auslieferung durch die Stadtbibliothek, 1959.

Kloosterhuis, Jürgen: Bauern, Bürger und Soldaten. Quellen zur Sozialisation des Militärsystems im preußischen Westfalen 1713-1803. Bd. 2: Listen. Münster: Staatsarchiv Münster, 1992.

Lyncker, Alexander von: Die Altpreußische Armee 1714-1806 und ihre Militärkirchenbücher. Berlin: Verlag für Standesamtswesen, 1937.

Nettesheim, Friedrich: Geschichte der Stadt und des Amtes Geldern mit Berücksichtigung der Landesgeschichte meist nach archivalischen Quellen. Bd. 1: Aeußere Geschichte von der ältesten bis auf die neueste Zeit. Crefeld: Gustav Kühler, 1863. 

Zuth, Joseph: Handbuch der Laute und Gitarre. Wien: Verlag der Zeitschrift für die Gitarre, 1926.

2.4 Internetquellen

Kronoskaf (2015 a): 45/G-XIII/G-IX Ingersleben Grenadiers (Stand: 25.03.2015).

URL: https://www.kronoskaf.com/syw/index.php?title=45/G-XIII/G-IX_Ingersleben_Grenadiers [09.01.2024].

Kronoskaf (2015 b): Prussian Garrison Regiment IX (Stand: 13.09.2015).

URL: https://www.kronoskaf.com/syw/index.php?title=Prussian_Garrison_Regiment_IX [09.01.2024].

Marianne von Willemer-Gesellschaft e.V. (o. D.): Musik.

URL: https://mariannewillemer.com/musik/ [09.01.2024].

3 Transkriptionen

Ev. Kirchengemeinde Aken: Kirchenbuch Geburten 1732-1757, S. 571, Nr. 32:

"32) Johanna Catharina Elisabetha H. Reinhardt Scheidelers des unterofficiers‘ von des H. Capitains‘ v Foppians‘ Compagnie Töchterl. ist den 28t[en] Marz: gebohren und den 30t[en] eius getaufft, die Pathen waren

1) Fr. Dorothea Elisabetha, H. Johann Jacob Zwetschkens Bürgers und Kornhändlers allhier Ehefr.

2) H. Joh: Gottfried Höltzke Bürger und Brauh. allhier Ehefrau

3) Adam Kersten der Sieß Pursche von Loderitz [= Lödderitz] deßen Stelle vert[r]at ein Grennadier von deßen Compagnie." 

 

Ev. Kirchengemeinde Aken: Kirchenbuch Geburten 1732-1757, S. 671-672, Nr. 109:

„109 Johann Christian Gottlieb H. Johann Reinhardts Scheidelers, des H. unterofficiers' von des H. Capitains' v Foppinga Compagnie Söhnl. ist den 26t[en] Nov. gebohren und den 29t[en] eius: getaufft die Pathen waren

1) Mstr: Johann Christian Städter Bürger Schneider und Rathskellerwirth allhier

2) H. Benjamin Gottlieb Kierschstein Feldscheer allhier

3) Jgfr: Johanna Maria Straßerin, Herrn Johann Daniel Straßers Kirchenvorstehers allhier ehel: Tochter.

4) Jgfr: Johanna Höpstnerin, Bürgers und gewesnen Cantoris in Blaue [= Plaue] ehel: Tochter

5) Fr: Anna Catharina Mr: Christian Friderich Wüsteners Bürgers und Lohgerbers allhier Ehefrau

6) Fr Johanna Charlotta. Mstr: Caspar Hundens Bürgers und Seilers allhier Ehefrau

7) Fr: Johanna Sophia Mstr: Sebastian Bollmanns Bürgers und Fleischers allhier Ehefrau“.

V: 04.12.2021

LA: 23.01.2024

Autor: Dirk Spönemann