Friedrich Karl Ignatz Zoche-Zochetti war ein deutscher Gitarrist, Schauspieler, Bühnenautor, Sänger und Humorist. Er wurde am 29. Februar 1792 im schlesischen Wartha als Sohn des Postmeisters Zoche (1761-1841) geboren. Über seine Kindheit ist nichts bekannt. 1809 arbeitete er in Wien als Sekretär des Grafen Manz von Mariensee. Im selben Jahr wurde er Soldat. 1810 kämpfte er auf Seiten der Franzosen im Spanischen Unabhängigkeitskrieg. 1811 trat er als Freiwilliger in das k.u.k. Husarenregiment Nr. 5 ein und nahm 1815 am Feldzug gegen Murat in Italien teil. Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege begann er eine Karriere als Gitarrist und Schauspieler.
Von 1820 bis 1821 war er Hofgitarrist bei Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen. Nach einer Zeit als Wanderschauspieler in Mähren und Böhmen, ließ er sich 1826 in Dresden nieder. In Dresden und Umgebung machte er sich schnell einen Namen als Gitarrenvirtuose. 1827 wurde er im Brockhaus-Konversationslexikon als einer der berühmtesten Gitarristen seiner Zeit vorgestellt. Ende 1829 verließ Zoche-Zochetti Dresden und verdiente seinen Lebensunterhalt - wie viele Gitarristen der nachgiulianischen Ära - als reisender Virtuose. Zunächst bereiste er West- und Süddeutschland, später ganz Deutschland und Teile Europas. Nach eigenen Angaben war er in Frankreich, Holland, Italien, England und der Schweiz als Virtuose anerkannt. Belegt sind Gitarrenkonzerte in Luxemburg und Böhmen.
Auf seinen Reisen trat Zoche-Zochetti zunächst nur als Gitarrist oder Schauspieler auf. Später kombinierte er musikalische und deklamatorische Elemente und unterhielt sein Publikum mit Musik, Ernst, Scherz und Humor. So wurde er zu einem typischen Künstler der Biedermeierzeit, der sein Publikum mit Musik, Witz und Poesie unterhielt und die Geselligkeit förderte. Zoche-Zochetti reiste bis ins hohe Alter. Noch mit 75 Jahren spielte er professionell Gitarre. Gegen Ende seines Lebens hielt er als Kriegs- und Kunstveteran nur noch humoristische Vorträge.
Zoche-Zochetti war verheiratet und hatte eine Tochter. Gelegentlich trat er zusammen mit seiner Frau Anna auf. Er zeichnete sich vor allem als Virtuose auf seinem Instrument und als humoristischer Unterhaltungskünstler aus. Als Komponist und Bühnenautor war er von geringer Bedeutung. Nach seinem Tod geriet er rasch in Vergessenheit.
2 Soldat in und nach den Napoleonischen Kriegen (1809-1819)
3 Hofgitarrist und Schauspieler in Hildburghausen (1820-1821)
4 Schauspieler und Bühnenautor in Mähren und Böhmen (1822-1825)
5 Gitarrenvirtuose in Dresden (1826-1829)
6 Mit der Familie unterwegs: Schauspieler und Reisevirtuose (1830-1837)
7 Gitarrist, Schauspieler, Humorist und Unterhaltungskünstler (1838-1840)
8 Allein auf Reisen: Schauspieler und Reisevirtuose (1841-1842)
9 Gitarrist, Humorist und Unterhalter (1843-1852)
10 Gitarrist, Humorist und Gewinnspielmoderator (1853-1870)
11 Kriegs- und Kunstveteran in Sachsen und Böhmen (1871-1877)
Friedrich Karl Ignatz Zoche-Zochetti wurde am 29. Februar 1792 in Wartha in Niederschlesien als Sohn eines Postmeisters geboren. Dies geht aus einem Brief hervor, den er am 10. Januar 1857 an Carl Bansi schrieb1.
Im beigefügten Lebenslauf gab er seinen Namen mit "Friedr. Karl Zoche-Zochetti" an, fügte aber dann am 13. Januar in einem weiteren Brief hinzu, dass er noch einen dritten Namen habe, nämlich "Ignatius" (StAGR B/N 1361 Nr. 0758). "Zoche-Zochetti" war ein Künstlername, den er sich Anfang 1826 in Dresden zulegte. Vorher, etwa von 1819 bis 1825, nannte er sich "Zochetti". Aber auch dies wird ein Künstlername und nicht sein Familienname gewesen sein. "Zochetti" war weder ein schlesischer noch ein deutscher Name. Dagegen war "Zoche" ein damals in Schlesien, vor allem in der Gegend von Wartha und Neurode, verbreiteter Name. Es ist daher anzunehmen, dass "Zochetti" die italianisierte Form seines Familiennamens "Zoche" war. Diese Vermutung wird durch eine biographische Notiz des schlesischen Musikschriftstellers Carl Julius Adolph Hugo Hoffmann bestätigt: "Zoche, gebürtig aus Wartha in der Grafschaft Glatz, der Sohn eines Webers, ist ein fertiger Guitarrenspieler und befindet sich seit mehreren Jahren auf Reisen" (Hoffmann 1830, S. 476). Erst durch die Kombination seines Familiennamens mit dessen italianisierter Form erhielt der Gitarrist seinen unverwechselbaren Künstlernamen: Zoche-Zochetti.
Über die Kindheit Zoche-Zochettis ist nichts bekannt. Über seine Zeit als junger Erwachsener geben autobiografische Skizzen in Zeitungsartikeln und der bereits erwähnte Brief an Carl Bansi Auskunft. Einem Zeitungsbericht zufolge trat Zoche-Zochetti mit 15 Jahren in den holländischen Militärdienst ein und kämpfte 1810 in Spanien (vgl. Didaskalia 277/1841, S. 3). Wenn dies zuträfe, müsste er der Holländischen Brigade angehört haben, die im September 1808 von König Louis Bonaparte nach Spanien entsandt worden war, um auf französischer Seite im Spanischen Unabhängigkeitskrieg (1807-1814) zu kämpfen. Dies war jedoch nicht der Fall. In seinem Lebenslauf, den er am 10.01.1857 an Carl Bansi schickte, beschrieb er den Beginn seiner militärischen Laufbahn wie folgt: Im Jahre 1809 war er in Wien als Sekretär des Grafen Manz von Mariensee angestellt. Nach dem Frieden von Schönbrunn, der am 14. Oktober 1809 die Niederlage Österreichs im Fünften Koalitionskrieg besiegelte, ging er als Volontair mit dem 44. französischen Marinebataillon nach Spanien (vgl. StAGR B/N 1361 Nr. 0758). Das 44. Bataillon de la Marine Impériale, eigentlich eine Schiffsbesatzung aus Matrosen, hatte am Feldzug von 1809 in Deutschland und Österreich teilgenommen und wurde im März 1810 nach Spanien geschickt, wo es bis März 1813 hauptsächlich im Süden und in Portugal kämpfte (vgl. Chartrand 1990, S. 45).
Zeitungsberichten zufolge geriet Zoche-Zochetti 1810 in spanische Gefangenschaft, aus der ihm 1811 die Flucht gelang. Anschließend reiste er durch Frankreich, Deutschland und Ungarn nach Slawonien, wo er als Freiwilliger in einem ungarischen Husarenregiment am Feldzug gegen Murat in Italien teilnahm (vgl. Westfälischer Merkur 249/1830, S. 4; Bäuerles Theaterzeitung 1/1831, S. 4). In seinem handschriftlichen Lebenslauf liest sich die Geschichte etwas anders: Nach einem Jahr Aufenthalt auf der iberischen Halbinsel kehrte er mit dem traurigen Rest seines Bataillons nach Antwerpen zurück. Holland war inzwischen französische Provinz. Dort erhielt er seine Entlassung und reiste über Berlin und Breslau nach Wien. 1811 trat er als Freiwilliger in das ungarische Husarenregiment "Graf Radetzky" ein, wo er bis 1817 diente und am Feldzug gegen Murat teilnahm (vgl. StAGR B/N 1361 Nr. 0758). Die Unterschiede zwischen den beiden Darstellungen sind augenfällig: Gegenüber der Presse beschönigte Zoche-Zochetti seine Zeit als Soldat als aufregendes Abenteuer und verschwieg, dass er für die Franzosen gekämpft hatte. Tatsächlich erlitt sein Bataillon hohe Verluste und er wechselte im Laufe des Krieges die Seiten.
Das k.u.k. Husarenregiment "Graf Radetzky" Nr. 5 war im slawonischen Esseg stationiert. Ab August 1813 nahm es an den Befreiungskriegen teil und kämpfte in Slawonien gegen die französischen Truppen. Im Jahre 1814 wurde es nach Italien verlegt. Hier trug es den Namen des neuen Regimentsinhabers "Prinz-Regent von England". Zunächst operierte es in der Gegend von Parma. Danach kämpfte es im Österreichisch-Neapolitanischen Krieg (1815) gegen die Truppen von Joachim Murat (1767-1815). Teile des Regiments nahmen an den Gefechten am Panaro und am Ronco, an der Schlacht von Tolentino und am Überfall von Mignano teil (vgl. Sporschil 1842, S. 9.23.36.64). Für die Teilnahme an einem Scharmützel bei Villa Franca erhielt Zoche-Zochetti das Armeekreuz (vgl. StAGR B/N 1361 Nr. 0758).
Mit dem Ende der Napoleonischen Kriege begann Zoche-Zochettis Karriere als Gitarrist. Seit seiner Jugend musikalisch interessiert, wählte er nun die Gitarre zu seinem Lieblingsinstrument (vgl. StAGR B/N 1361 Nr. 0758). Möglicherweise war ein Paganini-Konzert in Mailand der Auslöser für diese Entscheidung. Zumindest behauptete Zoche-Zochetti, er habe Niccolò Paganini (1782-1840) 1814 in Mailand kennengelernt und dieser habe "wesentlichen Einfluß auf ihn" ausgeübt, da "Paganini zu jener Zeit Bedeutendes im Guitarrenspiel leistete" (Didaskalia 277/1841, S. 4). Dies würde auch erklären, warum er Italien zeitlebens als das "Heimathland der Guitarre" bezeichnete.
Um sich als professioneller Gitarrist ausbilden zu lassen, scheint er in Wien bei Mauro Giuliani (1781-1829) Gitarrenunterricht genommen zu haben. Denn in seinem handschriftlichen Lebenslauf schreibt er, dass er "es unter Giulianis Leitung zur Virtuosität" gebracht habe (StAGR B/N 1361 Nr. 0758). Möglicherweise bezieht sich diese Formulierung aber nur auf Giulianis Gitarrenschule, mit deren Hilfe er das Gitarrenspiel erlernte. Denn nach dem Krieg war Zoche-Zochetti als Stabsfourier beim k. k. Landesposto Kommando in Prag stationiert. Möglicherweise erlernte er dort autodidaktisch das Gitarrenspiel. Giulianis Methode sollte er später als die "einzig wahre" bezeichnen. Man kann ihn also mit Fug und Recht als Schüler Giulianis bezeichnen. In Prag kam es schließlich zum Bruch mit der militärischen Laufbahn. Zoche-Zochetti quittierte den Dienst als Stabsfourier und wechselte auf die Bühne (vgl. ebd.).
In Prag entdeckte Zoche-Zochetti, dass er zwei künstlerische Talente besaß: das virtuose Gitarrenspiel und die Schauspielerei. Er vertraute auf seine Talente und schlug eine künstlerische Laufbahn als Gitarrist und Schauspieler ein.
Erste Versuche Zoche-Zochettis, als Gitarrist Fuß zu fassen, sind für das Jahr 1819 dokumentiert. Im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar ist ein Gesuch erhalten, das Zoche-Zochetti am 30. Oktober 1819 an den Weimarer Hof richtete. Darin bat er um die Erlaubnis, in einer Pause zwischen zwei Akten im Hoftheater ein Konzert geben zu dürfen. Man verweigerte ihm jedoch den Auftritt und gab ihm stattdessen 1 Thlr. 10 Gr. als Reisegeld (vgl. ThHStAW, Kunst und Wissenschaft A 10352, fol. 68r). Bei dieser Entscheidung stützte man sich offenbar auf eine Beurteilung des Weimarer Kapellmeisters Johann Nepomuk Hummel (1778-1837), der am 1. November die Fähigkeiten des Gitarristen wie folgt einschätzte: "Hr. Zocchetti spielt die Guitarre recht brav, doch nicht von der ersten Qualität. - Es wären dahero vorzugsweise seine dürftigen Umstände zu berücksichtigen. Kapellmeister Hummel" (ebd. fol. 69r; zitiert nach Ahrens 2013, S. 29).
Mehr Erfolg hatte der aufstrebende Künstler im Herzogtum Sachsen-Hildburghausen. Dort fand er 1820 eine Anstellung als "Regisseur" am Hoftheater (Eisenbergisches Nachrichtsblatt 61/1871, S. 242). Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (1763-1834) engagierte ihn auch als Gitarristen und beauftragte ihn, am königlich sächsischen Hof zu unterrichten (vgl. Weißeritz-Zeitung 101/1858, S. 619).
Zu seinen Schülerinnen gehörte die Erbgroßherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach Maria Pawlowna (1786-1859). Maria Pawlowna war, wie ihre Vorgängerin Anna Amalia (1739-1807), eine Förderin der Künste am Weimarer Hof. Sie spielte nicht nur hervorragend Harfe und Klavier, sondern widmete sich auch dem Gitarrenspiel und dem Gesang. Für sie komponierte Zoche-Zochetti einige Vortrags- und Übungsstücke, die er in einer Sammlung zusammenfasste. Das fünfzehnseitige Manuskript Arkadische Blumen gesammelt für die Guitarre (1820) enthält eine groß angelegte Fantasie in e-Moll, drei kurze Nationaltänze und zwei Lieder. Die Phantasie besteht hauptsächlich aus einer Folge von geschlossenen oder gebrochenen Akkorden und diente damals sicherlich als didaktische Übung zur Ausbildung der rechten Hand. Das vertonte Gedicht An Wilhelmine stammt von Johann Christoph Grünbaum (1785-1870), der Text zu Freundschaft oder Liebe von Zoche-Zochetti. Auf drei Seiten finden sich Anmerkungen zum Flageolett-Spiel. Das Notenmanuskript, das sich im Nachlass von Maria Pawlowna befand, wird heute in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek aufbewahrt.
Zoche-Zochetti unterrichtete auch Friedrichs jüngste Tochter, die Erbprinzessin Luise Amalie von Sachsen-Hildburghausen (1794-1825). Luise hatte am 24. Juni 1813 Wilhelm von Nassau geheiratet, der drei Jahre später als Wilhelm I., Herzog von Nassau wurde. Seit ihrer Hochzeit lebte sie in Weilburg und Biebrich. Das Biebricher Schloss diente als herzogliche Residenz.
Zoche-Zochetti widmete Luise sein erstes gedrucktes Werk Arcadischer Blumenkranz für die Guitarre gewunden (1820), eine Sammlung kleiner Vortrags- und Übungsstücke, meist Walzer, und ein Lied. Auch hier lag der didaktische Schwerpunkt auf dem Flageolett-Spiel. In einem einleitenden Text erklärte Zoche-Zochetti, wie die in den Stücken vorkommenden Flageoletttöne zu erzeugen seien: "Man legt den kleinen Finger der linken Hand ganz leicht über den angezeigten Bund auf die Saite; |: ich sage hier ausdrücklich Bund, und nicht Position oder Feld, weil diese Berührung der Saite nicht zwischen den Bünden, welcher Raum Position genannt wird, sondern unfehlbar über dem angemerkten Bund geschehen muß :| giebt zu gleicher Zeit mit der rechten Hand dem Ton wie gewöhnlich, jedoch etwas stärker und ganz nahe am Stege an." Das vertonte Gedicht "Was weinst du, Pilger dieser Erden?" stammt von Caroline Pichler (1769-1843). Zoche-Zochetti komponierte es zur "Beruhigung in meinen trüben Stunden". Vermutlich sollte es Luise, die in ihrer Ehe unglücklich war, trösten: "Laß immer deine Thränen fließen / Der Quell aus dem sie sich ergießen / Entspringt in einem bessern Land."
Den Käufern seines Arcadischen Blumenkranzes, denen die Flageolett-Passagen Schwierigkeiten bereiteten, bot er besondere Hilfe an: "Sollte Jemand bei einer oder der andern Stelle über die richtige Ausführung noch Bedenken finden; so kann man sich deshalb in Briefen durch den Herrn Verleger an mich wenden, und ich werde nicht säumen, befriedigende Auflösung zu geben."
Das Werk erschien Ende 1820 oder Anfang 1821 in der Kesselring'schen Hofbuchhandlung. Buchhandlungen in Erlangen, Nürnberg und Hildburghausen nahmen die Neuerscheinung in ihr Sortiment auf (vgl. Real-Zeitung 32/1821, S. 146; Allg. Intelligenz-Blatt der Stadt Nürnberg 66/1821. S. 632; Hoßfeld 1824, S. 378; 1825, S. 199).
1821 verlieh Herzog Friedrich dem jungen Künstler wegen seines "ausgezeichneten Guitarre-Spieles" den Titel eines Hofmusikers (Eisenbergisches Nachrichtsblatt 61/1871, S. 242). Gleichzeitig endete im selben Jahr Zoche-Zochettis Anstellung am Hof von Sachsen-Hildburghausen (vgl. ebd.). Den Titel "Hofmusikus und Schauspieler von Hildburghausen" behielt er bei, wie ein Eintrag im Fremdenbuch des Nürnberger Gasthauses Zum weißen Hahn Mitte Oktober 1821 belegt (Allg. Intelligenz-Blatt der Stadt Nürnberg 121/1821, S. 1149).
In den folgenden Jahren war Zoche-Zochetti als Schauspieler und Bühnenautor in Mähren und Böhmen tätig. Im Januar 1822 trat er als Gast am Königlichen Nationaltheater in Brünn auf. Die Kritik zeigte sich von seiner schauspielerischen Leistung wenig beeindruckt: "Hr. Zochetti, angeblich vom Hoftheater in Hildburghausen, lieferte als Steponoff in 'Bentovsky' keine anziehende Darstellung, da überall eine gewisse rohe Ansicht durchblickte, die sich nur an das Materielle zu halten und von schöner Form keinen Begriff zu haben schien" (Bäuerles Theaterzeitung 20/1822, S. 79).
Wenig später schloss sich Zoche-Zochetti der reisenden Theatergesellschaft von Johann Anton Feidler (1785-1834) an. Diese spielte vor allem in Nordwest- und Westböhmen, unter anderem in Saaz, Brüx, Eger, Postelberg und Ober-Leitensdorf. Für Feidlers Wandertruppe schrieb Zoche-Zochetti das Schauspiel Die Belagerung von Saaz, oder: Die Saazer Geistermühle2. In dem Historienspiel spielte Feidlers Sohn Ludwig den Ritter Wenzel von Kaaden. Die Regie führte Feidler selbst (vgl. Hanoušek 2018). Das Stück erschien 1824 bei dem Saazer Verleger Peter von Schönfeld (1784-1857). 1825 wurde es von dem bekannten Buchhändler Martin Neureutter (1794-1864) in Prag zum Kauf angeboten (vgl. Intelligenzblatt zur Prager Zeitung 43/1825, S. 3).
Mitte der 1820er Jahre beendete Zoche-Zochetti vorläufig seine Karriere als Wanderschauspieler. Er heiratete und ließ sich in Dresden nieder. Im März 1826 wohnte er in der Großen Frauengasse 392, im Oktober in der Schloßgasse 324. Über seine Frau ist wenig bekannt. Sie hieß Anna, war Schauspielerin und Sängerin und stammte vermutlich aus Prag. Wie ihr Mann spezialisierte sie sich auf komische Rollen. Dem Ehepaar wurde 1827 eine Tochter geboren (vgl. Bonner Zeitung 148/1830, S. 4).
Zoche-Zochetti widmete sich nun ganz dem Gitarrenspiel. In Dresden war er wieder als Gitarrenlehrer tätig. Am 17. März 1826 bot er in den Dresdner Anzeigen Gitarrenunterricht für Fortgeschrittene an: "Für den Unterricht im höheren Guitarrespiel, zu welchem nur allein die einzig wahre Giulianische Methode führt, besonders aber auch denjenigen, welche bereits anderweit einige Vorkenntnisse erreicht haben und nun in das reinere Spiel einzudringen und sich gänzlich auszubilden wünschen, empfiehlt sich Zoche-Zochetti, Herzogl. Sächs. Hof-Guitarrist" (DA 37/1826, Sp. 538f.).
Gleichzeitig nahm er am Dresdner Konzertleben teil. Ende März trat er bei einer der regelmäßig in Dresden stattfindenden Quartettakademien auf (vgl. Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode 56/1826, S. 446). Veranstalter war der Quartettverein der vier königlichen Kammermusiker Carl Gottlob Peschke (1784-nach 1852), Carl Traugott Schmiedel (1773-1847), August Lind (?-1862) und Friedrich Dotzauer (1783-1860). Aufführungsort war der Konzertsaal des Hôtel de Pologne. Um ein breiteres Publikum anzusprechen, wurden nicht nur Quartette gespielt, sondern auch solistische Vokal- und Instrumentalstücke dargeboten (vgl. Einheimisches 4/1826, S. 14).
Zoche-Zochetti überzeugte die Kritiker sowohl durch seine Fingerfertigkeit als auch durch den Charme seiner Darbietung. Die Beilage Einheimisches der Dresdner Abend-Zeitung nahm Zoche-Zochettis Auftritt zum Anlass, die Vorzüge der Zupfinstrumente, insbesondere der Pedalharfe, gegenüber dem Klavier herauszustellen: "Wir hatten diesen Abend noch einen hier sehr ungewöhnlichen Genuß, ein Hr. Zoche Zochetti ließ sich mit einem Divertimento auf der Guitarre hören. Er spielte mit Fertigkeit und lieblichem Vortrag, und hat eine besondere Geschicklichkeit die 'Sons harmoniques' rein und schön anzuschlagen. Die südlichen Klänge der Guitarre, welche mit ihrem leisen Flüstern und gebrochenen Akkorden so ahnungvoll zur Seele sprechen, passen wohl eigentlich nicht ganz in den großen Concertsaal, denn man fühlt stets, daß sie unter freiem Himmel, in lauer Sommerluft erst ganz heimisch sind. Es wäre indeß recht erfreulich, wenn allmählich unter unsern jungen Musikdilettanten auch die Neigung zu mannigfaltigern Saiteninstrumenten wieder erwachte; jetzt wurden alle durch das Pianoforte verdrängt, da jene in der Behandlung weit schwieriger sind und der Ton auf ihnen erst gebildet werden muß, so führen sie von selbst von der jetzt so übertriebenen Passagensucht auf ein anspruchloseres Spiel zurück, welches mehr durch Lieblichkeit des Vortrages und Schönheit des Tones zu erfreuen als durch, sogenannte Gelehrsamkeit zu blenden sucht, und welches bei der Kunst nicht über den Glanz die Poesie des Ausdruckes vergißt. Freilich bleibt die Guitarre, so angenehm sie als Begleiterin des Gesanges ist, doch undankbar als Soloinstrument, da es ungemein schwierig bleibt, etwas Bedeutendes darauf zu leisten; unendlich belohnender ist die in England und Frankreich so allgemein beliebte und in neuerer Zeit so außerordentlich vervollkommte Pedalharfe, welche mit der Fülle des Tones und innern Reichthumes, den phantasievollsten Reiz verbindet und für den heiligsten Ernst wie den heitersten Scherz paßt" (Einheimisches 8/1826, S. 32).
Zoche-Zochetti beeindruckte auch den Komponisten Carl Julius Adolph Hugo Hoffmann (1801-1843), der 1826 nach Dresden reiste und dort den Gitarrenvirtuosen kennenlernte. Seinen Eindruck von Zoche-Zochetti hielt er in seinem biografischen Lexikon Die Tonkünstler Schlesiens (1830) fest: "Er behandelt sein Instrument mit vieler Präzision und überwindet die schwierigsten Passagen ohne die geringste sichtbare Anstrengung. Sein Anschlag ist meist kräftig und gut accentuirt, seine Harmonikatöne sind außerordentlich rein und präcis, und seine Fingersetzung ist bewundernswerth; doch trägt sein ganzes Spiel noch viel zu viel des Mechanischen an sich, als daß es das Gemüth des Hörers recht anzusprechen vermöchte. Sein Murmelthier-Tanz der Savoyarden, in welchem beide Daumen in steter Bewegung auf der untern E Saite, die Trommel nachahmend, eine Melodie begleiten, welche auf der H und oberen E Saite mit den übrigen Fingern gespielt wird, setzt seine Fertigkeit in das gehörige Licht, ist wirklich originell und läßt nichts zu wünschen übrig" (Hoffmann 1830, S. 476f.). Bei dem beschriebenen Stück kann es sich nur um das Divertissement Marche, Danse et Marmotte des Savoyards (1817/18) von Carl Blum (1786-1844) handeln, zumindest um den letzten Teil.
Von Dresden aus unternahm Zoche-Zochetti Konzertreisen in die Umgebung. Am 30. Juli trat er im Schlosstheater des Fürsten von Clary und Aldringen im böhmischen Kurort Teplitz auf (vgl. DA 153/1826, Sp. 2183). Das Theater mit 285 Sitzplätzen diente nicht nur den privaten Bedürfnissen des Adels, sondern auch der Unterhaltung der Kurgäste.
Das Konzert scheint ein großer Erfolg gewesen zu sein. Ein Konzertbesucher war so begeistert, dass er am 23. August in den Dresdner Anzeigen eine Anzeige aufgab, in der er Zoche-Zochetti um Gitarrenunterricht bat: "Befindet sich der Herzoglich Sächsische Hof-Guitarrist, Hr. Zoche-Zochetti, welcher am 30sten Juli d. J. im Theater zu Töplitz alle seine Zuhörer durch sein Concert auf der Guitarre auf das Angenehmste überraschte und seine noch nie gehörte Virtuosität aufs Rühmlichste beurkundete, noch in Dresden, und ist von ihm noch Unterricht zu bekommen? Man bittet um gütige Antwort in diesen Blättern" (DA 119/1826, Sp. 1711f.). Zoche-Zochetti antwortete diskret am 27. Oktober mit einer Anzeige, in der er eine Gitarre "nach Giuliani", vermutlich ein italienisches oder Wiener Modell, zum Verkauf anbot und signalisierte, dass er neue Schüler annehme: "Eine Guitarre nach Giuliani, mit Fleiß gearbeitet, von vorzüglichem Ton, ist bei mir zu verkaufen. Zugleich empfehle ich mich für den Unterricht, da ich jetzt einige Stunden unbesetzt habe" (DA 153/1826, Sp. 2183).
Am 2. Dezember gab Zoche-Zochetti im Theater der Stadt Leipzig ein Gitarrenkonzert. Dafür hatte er einen Tag zuvor mit einer kleinen Anzeige in der Leipziger Zeitung geworben: "Unterzeichneter giebt Sonnabends den 2. Dec. im Locale des Theaters ein Guitarren-Concert, und ladet hiermit ganz ergebenst dazu ein. Das Nähere sagt der Anschlag-Zettel. Billets à 12 Gr. sind in allen Musikal. Handlungen zu haben. Zoche-Zochetti, Herzogl. Sächs. Hof-Guitarrist" (LZ 283/1826, S. 3288).
Bei dem Instrumentalkonzert wirkten der Flötist Friedrich August Grenser (1799-1861), der Violinist Friedrich Wilhelm Eichler (1809-1859) und vier Streicher mit. Den größten Teil des Programms bestritt Zoche-Zochetti selbst. Er spielte zwei eigene Kompositionen und zwei Gitarrenstücke von Mauro Giuliani. Giuliani galt damals als der Gitarrenvirtuose schlechthin und jeder Gitarrist, der etwas auf sich hielt, hatte Werke von ihm im Repertoire. Auch Zoche-Zochettis eigene Kompositionen könnten, zumindest dem Titel nach, von Giuliani stammen.
Das Plakat, das auf das Konzert hinwies, befindet sich heute im Bestand des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. Folgendes Programm wurde geboten:
„Iste Abtheilung.
1. Introduction. Quartett.
2. Grand Potpourri für die Guitarre, von Zoche-Zochetti.
3. Divertissement für Flöte. Quartett von Romberg, vorgetragen von F. A. Grenser.
4. Phantasie für Guitarre von Giuliani.
IIte Abtheilung.
1. Quintett von Giuliani.
2. Potpourri aus Preziosa, für Violine. Quartett von Maurer, vorgetragen von Eichler.
3. Grand Variations für Guitarre von Zoche-Zochetti" (Stadtgesch. Museum Leipzig, 01-Orchesterkonzert Gewandhaus zu Leipzig: 02.12.1826).
Das Presseecho war positiv. Die Leipziger Zeitung und das Eisenbergische Nachrichtsblatt rühmten Zoche-Zochetti als den "gründlichsten" Gitarristen nach Giuliani (LZ 284/1826, S. 3292; EN 52/1826, S. 324). Auch der Leipziger Korrespondent der Berliner allgemeinen musikalischen Zeitung nannte den gebürtigen Schlesier einen "ausgezeichneten Guitarristen", schränkte aber ein, dass er sein Talent einem unvollkommenen Instrument widme (BAM 50/1827, S. 407).
Am 2. Dezember 1826, dem Tag des Konzerts im Leipziger Theater, erschien in der Leipziger Zeitung eine Anekdote über Zoche-Zochetti. Es war die erste von vielen Anekdoten, die die Presse über den Gitarristen verbreiten sollte. Da sie viel über die Persönlichkeit Zoche-Zochettis aussagen, soll ihnen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die erste Anekdote dokumentiert augenzwinkernd das Selbstbewusstsein des Künstlers gegenüber dem Adel: "Der im Leipz. Tageblatte rühmlichst erwähnte Hr. Zoche-Zochetti, ein geborner Schlesier, und wohl nächst Giuliani der gründlichste Guitarrenspieler, wurde unlängst von einem Grafen in Schlesien, ohne nähere Bekanntschaft, mit dem Beisatze zum Thee geladen, auch seine Guitarre mitzubringen, worauf der Künstler antwortete: Wenn ich die Ehre nicht allein haben kann, ist es mir leid, denn meine Guitarre trinkt keinen Thee" (LZ 284/1826, S. 3292; vgl. EN 52/1826, S. 324).
Dass der Humor eine wesentliche Facette der Persönlichkeit Zoche-Zochettis war, wird auch an anderer Stelle deutlich. So betätigte sich Zoche-Zochetti auch als Komponist von heiteren und geselligen Liedern. 1826 erschien sein Lied vom langen Bart in der ersten Ausgabe der Musikzeitschrift Der lustige Leyermann. Herausgeber der Zeitschrift war der Weißenseer Organist Adam Gottlieb Theile (1787-1848). Neben seiner Tätigkeit als Gitarrist scheint Zoche-Zochetti auch als Schauspieler gearbeitet zu haben. Zumindest gab er am 30. Dezember 1826 bei seiner Rückkehr nach Dresden Schauspieler als Beruf an (vgl. Dresdner Anzeiger 1/1827, S. 3).
1827 unternahm Zoche-Zochetti nach eigenen Angaben eine "Reise durch Sachsen", auf der er "in vielen Städten seine Meisterschaft bewährte", darunter auch in Frankenberg (Intelligenz- und Wochenblatt für Frankenberg 53/1853, S. 4). Belegt sind Konzerte im Rahmen von Theateraufführungen im Leipziger Schauspielhaus. So erinnerte sich der Dresdner Schriftsteller Gustav Theodor Drobisch (1811-1882) noch 1866 an diese Konzerte: "Noch erinnere ich mich aus früher Jugendzeit eines Guitarrenspielers Namens Zochetti, der im Jahre 1827 auf der Leipziger Bühne sich in den Zwischenakten auf dem Theater hören ließ. Weit bedeutender als dieser war der Pole Bobrovicz, den ich einige Jahre später in einem der Leipziger Gewandhaus-Concerte hörte" (Dresdner Nachrichten 317/1866, S. 2).
Dass Zoche-Zochetti mit den besten Gitarristen Europas nicht mithalten konnte, hinderte den Leipziger Brockhaus-Verlag nicht daran, ihn 1827 im Brockhaus-Konversationslexikon als einen der bekanntesten Gitarristen seiner Zeit vorzustellen: "Außer Giuliani sind neuerdings noch Zocchi, und v. Gärtner als Guitarristen bekannt geworden" (Allg. deutsche Real-Encyklopädie 1827, S. 944). Den ungewöhnlichen Namen "Zocchi" verdankte Zoche-Zochetti der Brockhaus-Redaktion. Ihm selbst war der Artikel in der siebten Auflage des Brockhaus nicht bekannt.
Zoche-Zochetti schloss sich in dieser Zeit der Theatertruppe des Schauspieldirektors Franz Bonnot an, die für den Regierungsbezirk Oppeln konzessioniert war. Ein Auftritt Zoche-Zochettis ist für den 5. Februar 1828 im Theater von Ratibor belegt. Aufgeführt wurde das von ihm verfasste Historienspiel Die Belagerung Ratibors durch Herzog Heinrich IV. von Breslau mit dem Vorspiel Bischof Thomas der Zweite oder die Flucht nach Ratibor (vgl. Riedinger 1901, S. 28).
Eine weitere Anekdote, die Zoche-Zochettis Humor dokumentiert, erschien am 4. September 1828 in der Mannheimer Zeitung, später auch in anderen Blättern: "Der Hr. Baron von Maltzan, welcher v. J. eine bedeutende Wette darauf gewann, daß er in Dresden 6 Wochen vom Kopf bis zur Zehe nur Rosenfarb gekleidet erschien, (die gewonnene Summe von 1500 Thlrn. schenkte er den Armen), scheint an dem in öffentlichen Blättern schon mehrmals erwähnten herzogl. sächsischen Hofguitarristen Zoche-Zochetti, aus Wartha gebürtig, einen Nachfolger zu haben. Hr. Z.-Z. soll mit einem Hrn. v. C. W. eine Wette eingegangen haben, von Michaelis d. J. an bis 1. Januar 1829 kein Concert anders, als in Rosa gekleidet, zu geben. Bis jetzt sah man diesen Guitarrespieler nie anders, als ganz schwarz gekleidet, welche Farbe sogar sein Instrument und auch der Einband seiner Musicalien trägt" (MZ 213/1828, S. 4; vgl. Friedens- und Kriegs-Kurier 224/1828, S. 4; Bothe von und für Tirol 73/1828, S. 291; Prager Zeitung 143/1828, S. 3).
Zoche-Zochetti griff eine Wette des Freiherrn Heinrich von Maltzahn (1793-1851)3 auf, über die die Mannheimer Zeitung ein Jahr zuvor berichtet hatte: "Dresden, den 16. April. Der Baron v. Maltzahn hat die Wette, einen Monat lang von Kopf bis zu Fuß in Rosa zu gehen gewonnen, und den Betrag von hundert Friedrichsd'or an die hiesigen Armen vertheilt" (MZ 96/1827, S. 1; vgl. Düsseldorfer Zeitung 102/1827, S. 2f.). Erneut forderte er auf humorvolle Weise einen Vertreter des Adels heraus. Durch die Verdreifachung des Wetteinsatzes zeigte er seinem Wettpartner nicht nur, dass er den Mut hatte, sich einer größeren Herausforderung zu stellen, sondern auch, dass er als Künstler freier war, sich über gesellschaftliche Konventionen hinwegzusetzen, als ein titulierter Freiherr.
Die in den Zeitungen veröffentlichten Anekdoten dienten Zoche-Zochetti gewissermaßen als humoristische Visitenkarten. Sie richteten sich an das breite Publikum. Um sich dem Fachpublikum vorzustellen, nutzte Zoche-Zochetti Empfehlungsschreiben bekannter Persönlichkeiten, die er systematisch sammelte und bei Bedarf auf seinen Konzertreisen vorlegte. Eines dieser Empfehlungsschreiben ist als Autograph erhalten geblieben und wurde am 21. Mai 1829 von dem Schriftsteller Ernst Christoph Freiherr von Houwald (1778-1845) verfasst. Von Houwald lebte auf dem Gut Neuhaus bei Lübben in der Provinz Brandenburg. Das Gutshaus war ein Treffpunkt bedeutender Dichterpersönlichkeiten. Es ist anzunehmen, dass Zoche-Zochetti in Neuhaus ein Privatkonzert vor ausgewähltem Publikum gab. Zum Dank erhielt er ein Empfehlungsschreiben, das ihm musikalische Sensibilität und höchste Virtuosität bescheinigte: "Seinem in jeder Hinsicht ausgezeichnetem Spiele auf der Guitarre, und der eben so meisterhaft fertigen, als zarten Behandlung dieses Instrumentes verdanke ich einen schönen Genuß (…)" (Houwald 1829).
Nach vier Jahren verließ Zoche-Zochetti Dresden wieder. Er sah für sich in der Elbestadt keine berufliche Zukunft mehr. Zwar hatte er sich in Dresden einen Namen als Gitarrenvirtuose machen können, doch verlor die Gitarre als Konzertinstrument zunehmend an Ansehen. Die Kritik lehnte sie als "undankbares" und "unvollkommenes Instrument" ab. Im professionellen Musikleben spielte sie kaum noch eine Rolle. Damit entfielen nicht nur wichtige Auftrittshonorare, sondern auch die Möglichkeit, durch öffentliche Konzerte auf sich aufmerksam zu machen und die Nachfrage nach Gitarrenunterricht aufrechtzuerhalten. Hinzu kam, dass seine kompositorischen Fähigkeiten nicht ausreichten, um vom Notenverkauf leben zu können.
Zoche-Zochetti konzentrierte sich auf seine Fähigkeiten und beschloss, seinen Lebensunterhalt als reisender Virtuose zu verdienen. Damit schlug er einen Weg ein, den viele Gitarristen der nachgiulianischen Ära gingen. Sie zogen von Stadt zu Stadt und entgingen so dem Zwang, immer wieder dasselbe Publikum mit neuen musikalischen Ideen und virtuosen Kunststücken überraschen zu müssen. Stattdessen überraschten sie ein immer neues Publikum mit denselben Ideen und Kunststücken. Im Gegensatz zu vielen anderen Gitarrenvirtuosen seiner Zeit nahm Zoche-Zochetti seine Familie mit auf die Reisen und arbeitete zusammen mit seiner Frau auch als Schauspieler.
Das Ehepaar Zoche-Zochetti schloss sich der reisenden Schauspielergesellschaft des Direktors August Merbitz an. Am 12. Februar 1830 gastierte die Wandertruppe im Stadttheater Münster. Aufgeführt wurde das Schauspiel Leonore (1829) von Karl Eduard von Holtey. Die Kritiken waren überwiegend positiv. Allerdings wurde angemerkt, dass das auf komische Rollen spezialisierte Ehepaar Zoche-Zochetti in Holteys Drama etwas deplatziert wirke. In der Beilage zum Westfälischen Merkur vom 23. Februar heißt es: "Die Titel-Rolle wurde von Mad. Zoche-Zochetti zu allgemeinen Zufriedenheit gegeben. Vorzugsweise brav war dieselbe in dem letzten Act, wo sie ohne Überladung und Übertretung sich in dieser schwierigen Parthie als geübte Schauspielerin zeigte. (…) Dem Hn. Zoche-Zochetti fehlte es an der gehörigen Würde und Anstand in der Rolle des Majors - übrigens war sein Spiel lobenswerth, und der gute Schauspieler wird in ihm nicht verkannt" (BWM 31/1830, S. 1).
Das Schauspielerpaar trennte sich von Merbitz und machte sich selbstständig. Am 15. April führte Zoche-Zochetti im Stadttheater ein eigenes Stück auf, das er anlässlich des Frühjahrssend in Münster geschrieben hatte. Der Send, ein mehrtägiger Jahrmarkt, dessen Ursprünge bis ins Mittelalter zurückreichen, fand auf dem Domplatz statt. Das Stück war dem Komödiantenpaar auf den Leib geschrieben. Die Theaterankündigung erschien am 13. April im Westfälischen Merkur:
"Donnerstag den 15. April 1830 wird zum Besten der Unterzeichneten aufgeführt: Der Frühjahrs-Send zu Münster.
Lokal-Lustpiel in 4 Akten nebst einem Intermezzo. Erster Akt: Junker von Dülken verliebt sich zum erstenmal in Münster. Intermezzo. Die à la Guerre Parthie im Kaffeehause unter dem Bogen, und das Guitarre-Divertissement. Zweiter Akt: Fräulein Margarethe kocht Wuth, Eifersucht und Rache. Dritter Akt: Braut und Bräutigam, und neues Komplott. Vierter Akt: Ganz Münster wird zur Hochzeit gebeten.
Edle Bewohner von Münster! Da Ihnen diese Darstellung besonders gewidmet ist, so bitten wir ergebenst, uns zu diesem Frühjahrs-Send recht zahlreich mit Dero Besuch beehren zu wollen. Die Familie Zoche Zochetti“ (WM 59/1830, S. 4).
Von der Provinz Westfalen reiste Zoche-Zochetti in die Rheinprovinz, zunächst nach Köln. Dort kündigte er am 28. Mai im Kölnischen Correspondenten seine Ankunft und seine Absicht an, in der Rheinstadt Gitarrenkonzerte zu geben. Mit Empfehlungsschreiben und Konzertkritiken versuchte er das Publikum von seinen Fähigkeiten als Gitarrist zu überzeugen: "Der auf seiner Kunstreise begriffene, hier angelangte Hr. Zoche-Zochetti, herzogl. sächs. Hofguitarrist, dessen ausgezeichnete Kunstfertigkeit durch Zeugnisse der ersten Musiker und der geachtetsten Männer Deutschlands, so wie durch die rühmlichsten Beurtheilungen der Abenzeitung [= Dresdner Abend-Zeitung] und anderer Kunstblätter auf das Vortheilhafteste bekundet ist, wünscht in den gesellschaftlichen Zirkeln dieser Stadt Vorträge auf seinem Instrumente zu halten und bittet um die geneigte Theilnahme eines kunstliebenden Publikums" (KC 148/1830, S. 4).
Am 29. Mai und 12. Juni 1830 gab er zwei musikalische Abende in der Gaststätte Prinz Carl in Deutz (vgl. KC 149, S. 4; Kölnische Zeitung 127/1830, S. 4; 139/1830, S. 4). Die Gaststätte war ein beliebtes Ausflugsziel, da man von hier aus einen freien Blick auf das Kölner Panorama hatte. Am 16. Juni trat Zoche-Zochetti "auf Verlangen mehrerer Musikliebhaber" im Lokal von Heinrich Weber jr. am Gereonsdriesch in Köln auf (vgl. KC 167/1830, S.4; KöZ 142/1830, S. 4). Aus dem gleichen Grund musizierte er zwei Tage später im Gasthaus von Heinrich Flohr in der großen Budengasse 3 (vgl. KöZ 144/1830, S. 4). Am 19. Juni spielte er in der Weinschenke von Wilhelm Heinrich Leven am Minoriten-Platz 25 und am 20. Juni in der Gaststätte von Peter Michael Rimmel in Mülheim (vgl. KöZ 145/1830, S. 4).
Von Mülheim aus reiste Zoche-Zochetti den Rhein entlang nach Bonn. Am 25. Juni kündigte er in der Bonner Zeitung an, "sammt seiner Gattin und 3jährigen Tochter" in der Aula des Gymnasiums ein musikalisches Divertissement zu geben (BZ 148/1830, S. 4). Das Gitarrenkonzert, bei dem auch seine Tochter "einige Gesänge vortragen" sollte, wurde daraufhin kurzerhand vom 25. auf den 28. Juni verschoben (BZ 150/1830, S. 4; Bonner Wochenblatt 51/1830, S. 4). Der Auftritt der dreijährigen Tochter war den Quellen zufolge eine Ausnahme.
Nach der kleinen Tournee entlang des Rheins kehrte Zoche-Zochetti nach Westfalen zurück. Sein Weg führte ihn über Bielefeld nach Münster, wo er am 29. Oktober eintraf. Darauf deutet zumindest der Eintrag "Zoche-Zochetti, Schauspieler a. Bielefeld" im Fremdenbuch des Gasthofes Zum wilden Mann hin (WM 197/1830, S 4). Anfang November gab er in Münster ein Gitarrenkonzert (vgl. WM 249/1830, S 4).
Mitte bis Ende November 1830 reiste Zoche-Zochetti in das Königreich der Niederlande. Zeitungsberichten zufolge beabsichtigte er, als Soldat in niederländische Dienste zu treten. Die Frage, was den 38-jährigen Kriegsveteranen dazu bewog, noch einmal Soldat zu werden, wird in den Berichten unterschiedlich beantwortet. Dem Westfälischen Merkur und Bäuerles Theaterzeitung zufolge waren es "betroffene Unglücksfälle", die ihn dazu bestimmt hätten (WM 249/1830, S. 4; BT 1/1831, S. 3f.). Mit anderen Worten: Er war in eine finanzielle Notlage geraten. Der Nord-Cimbriske Tilskuer und die Bayer'sche Landbötin berichteten hingegen, dass Zoche-Zochetti beabsichtigte, "seine Lebensgeschichte" zu veröffentlichen (NCT 103/1830, S. 454; Bayer‘sche Landbötin 37/1830, S. 246). Dies deutet darauf hin, dass Zoche-Zochetti in den Niederlanden Abenteuer suchte und Stoff für eine Autobiografie sammelte.
Wie ernst es Zoche-Zochetti mit seinem Entschluss war, in den Militärdienst einzutreten, lässt sich nicht sagen. Jedenfalls war es kein Zufall, dass er gerade zu diesem Zeitpunkt an eine Reise in die Niederlande dachte. Die Septemberrevolution hatte das ganze Land in Aufruhr versetzt. Fast täglich berichtete die westfälische und rheinische Presse über die kämpferischen Auseinandersetzungen in den Niederlanden. So meldete der Westfälische Merkur am 11. November, dass "man ehestens von kriegerischen Ereignissen in der Umgegend von Maestricht hören" dürfte (WM 207/1830, S. 1), und am 20. November: "In Folge des Falles von Venlo hat der holländische General van Man die Festung Grave in Kriegszustand erklärt" (WM 215/1830, S. 2).
Die politische Krise in den Niederlanden bot dem ehemaligen Radetzky-Husaren nicht nur die Gelegenheit, spannende Eindrücke zu sammeln, sondern mit etwas Glück auch bessere Verdienstmöglichkeiten zu finden. Dass Zoche-Zochetti im Revolutionsjahr 1830 tatsächlich Kontakte zum niederländischen Militär knüpfte und in die revolutionären Unruhen involviert war, belegt folgende Anekdote.
Ende November, Anfang Dezember 1830 reiste Zoche-Zochetti in Begleitung zweier niederländischer Offiziere von Nimwegen nach Maastricht. In der Nähe von Grave wurde die Gruppe von Rebellen überfallen und Zoche-Zochetti angeschossen. Er wurde verwundet in die Rheinprovinz gebracht. Am 7. Dezember traf er in Uedem ein und berichtete über den Vorfall. Am 8. Dezember erschien seine Geschichte in der Lokalzeitung, später in leicht überarbeiteter Form auch in überregionalen Zeitungen. Bäuerles Theaterzeitung gab die Nachricht aus Uedem fast unverändert wieder: "Gestern brachte man den Herzogl. Sächsischen Hofmusikus Zoche-Zochetti, ein berühmter Virtuose auf der Guitarre, verwundet nach Uedem. Derselbe war in Gesellschaft zweyer holländischer Offiziere von Nymwegen nach Mastricht gereist, und 6 Stunden, hinter Grave von einem Haufen Rebellen überfallen worden. Sie widersetzten sich den Rebellen und Zoche-Zochetti erhielt einen Streifschuß in die Seite. Die beyden Offiziere wurden gefangen fortgeführt, und Zoche-Zochetti, nachdem man seine Papiere untersucht, wieder freygelassen, worauf sich derselbe hieher bringen ließ. In einer von den beyden Offizier-Uniformen soll verbothene Waare gesteckt haben - nähmlich eine junge Dame. - Dem Vernehmen nach hatte Zoche-Zochetti holländische Dienste nehmen wollen, wozu ihn betroffene Unglücksfälle bestimmten" (BT 1/1831, S. 3f.; vgl. NCT 103/1830, S. 454; BL 37/1830, S. 246; WM 249/1830, S. 4).
Dass Zoche-Zochetti Maastricht besuchen wollte, hatte einen besonderen Grund. Maastricht lag in der Nähe der belgischen Grenze. Als sich im Oktober 1830 die südlichen Provinzen des Landes vom Norden unabhängig erklärten und den Staat Belgien gründeten, stand die Garnison von Maastricht loyal zum niederländischen König. Die Unruhen waren hier besonders groß. Zoche-Zochetti wollte offenbar mittendrin sein und die Belgische Revolution hautnah miterleben. Doch er kam nur bis zur Festungsstadt Grave. Bei den Rebellen, die ihn überfielen, handelte es sich wahrscheinlich um Mitglieder der Freikorps, die im September 1830 in Belgien aufgestellt worden waren. Es könnten aber auch Marodeure oder „umherstreifende Räuberbanden“ gewesen sein, wie der Nord-Cimbriske Tilskuer berichtete. Wer die junge Frau in Uniform war, bleibt unklar. Der Nord-Cimbriske Tilskuer vermutete, dass es sich um die "Geliebte seines Herzens“ (NCT 103/1830, S. 454 übers.), also um Zoche-Zochettis Ehefrau Anna handelte.
Zoche-Zochetti bewies auch hier Sinn für Humor und stellte den dramatischen Überfall als Posse dar: Der bewaffnete Rebellenhaufen, der ihn und den kleinen Offizierstrupp überfiel, konnte nicht viel mehr als eine junge Frau erbeuten und er selbst, der sich Hoffnungen machte, in die niederländische Armee aufgenommen zu werden, wurde auf frischer Tat beim Schmuggeln ertappt.
Nachdem er sich von seiner Schussverletzung erholt hatte, setzte Zoche-Zochetti seine musikalische Reise fort. Diesmal suchte er die Zusammenarbeit mit den Theatern in Aachen und Köln.
Am 22. April 1831 trat er zusammen mit Mitgliedern des Aachener Theaterensembles bei einem Vokal- und Instrumentalkonzert des Herrn Irmer, Tenor am Aachener Theater, in Düren auf. Das Konzert fand im Gasthof von Ferdinand Zisemann Zum Pfälzer Hof statt (vgl. Stadt-Aachener Zeitung 99/1831, S. 6; 100/1831, S. 6). Welche Bedeutung dieses Gastspiel für eine Provinzstadt wie Düren hatte, zeigt die Reaktion einiger Musikfreunde, die sich mit einer Anzeige in der Stadt-Aachener Zeitung öffentlich bei den Künstlern bedankten: "Je seltener Dürens Musikfreunde durch einen Künstlerbesuch beglückt werden, desto freudiger und enthusiastischer mußte die Aufnahme seyn, die Aachens trefflichen Künstlern in unserer Mitte zu Theil wurde. Der herrliche Genuß, den die Gefeierten uns an diesem Abend spendeten, beseelte zu dem Wunsche, sie bald wieder in unserer Stadt begrüßen zu können. Madame Schweitzer, Herr Vogt und Herr Irmer wetteiferten mit einander im Gesang (...). Herr Zoche-Zochetti trug ein Potpourri für Guitarre mit vielem Geschmack vor, und Herr Feldt bewährte durch gediegenen Vortrag seinen ausgezeichneten Ruf als Klarinettist. Unser wärmster Dank begleitet die trefflichen Künstler. Mehrere Musikfreunde" (ebd. 106/1831, S. 4).
Im Juni kehrte Zoche-Zochetti nach Köln zurück. Am 20. Juni gab er zusammen mit dem Geiger Theodor Mecum ein musikalisches Divertissement im Kölner Schauspielhaus. Das Konzert bildete den Auftakt zum pantomimischen Ballett Der Carneval von Venedig (1816) von Louis Milon. Es wurde von Tänzerinnen und Tänzern des Brüsseler Balletts unter der Leitung von P. Benoni aufgeführt: "Vorher musikalisches Divertissement, worin der herzogl. sächsische Hofguitarrist Herr Zoche-Zochetti ein großes Potpourri auf der Guitarre vortragen wird, welches mit dem so originellen danse de Marmotte von Paganini schließt, gespielt auf den beiden E-Saiten. Herr Theodor Mecum wird ein Concert von Rode auf der Violine vortragen" (KC 171/1831, S. 4). Bemerkenswert ist, dass Zoche-Zochetti den Murmeltier-Tanz nun Paganini zuschrieb. Offensichtlich sollte etwas vom Ruhm des Geigenvirtuosen auch auf ihn abfallen.
Zoche-Zochetti schloss sich dem Ensemble des Kölner Theaters an, das unter der Leitung von Friedrich Sebald Ringelhardt (1785-1855) mit Benonis Tanztruppe zusammenarbeitete. Am 24. Juni führten Benonis Tänzer den „Carneval von Venedig“ in Bonn auf (vgl. Bonner Wochenblatt 50/1831, S. 4). Die Kritik lobte die Leistung der Tänzer, ließ aber kein gutes Haar an der Schauspieltruppe: "Von Köln war uns des Lobes viel zu Ohren gekommen, und wir waren wahrhaft lüstern, so daß die paar Vorstellungen gut besucht waren, doch wäre zu wünschen gewesen, daß der schauspielernde Appendix ganz hinter dem Vorhang geblieben sei, denn so eine Mad. Hausmann, Hr. Zochetti und Konsorten sind längst kassirte Waare, die sich höchstens noch auf den Jahrmarkt zu Plundersweiler passen, vielleicht aber eben ihrer Mißlichkeit wegen dem nicht ganz schlechten Ballette zur Folie dienen" (Rhein-Blüthen 54/1831, S. 4). Bei der Schauspielerin Hausmann handelte es sich um Antoinette Hausmann (1796-1866), die frühere Ehefrau des Gitarristen Carl Blum.
Am 15. August trat Zoche-Zochetti im Kölner Theater als Winzer Berger in der Komödie Der Verräther (1810) von Franz Ignaz von Holbein auf. Der Einakter diente als Vorspiel für das pantomimische Ballett Der Deserteur (1785) von Jean Doberval. Auch in Köln zeigte sich die Kritik wenig begeistert von Zoche-Zochettis schauspielerischen Fähigkeiten: "Von Hrn. Zochetti als Winzer Berger kann man nichts Rühmliches auftischen, er weiß seine Rolle größtentheils gut auswendig et voilà Tout" (Rhein-Blüthen 67/1831. S. 4).
Am 19. August stand das Ehepaar Zoche-Zochetti gemeinsam auf der Bühne. Das Kölner Ensemble führte das Lustspiel Das Geständnis, oder die Beichte (1806) von August von Kotzebue auf. Der Einakter diente als Zugabe zum pantomimischen Zauberballett Arlequins Geburt (1808) von Étienne Lauchery. Die Kritik war vernichtend: "Was die schauspielernde Zugabe betrifft, heute die Beichte von Kotzebue, so sind wir davon überzeugt, daß das Publikum Hrn. wie Mad. Zochetti ohne Soufleurkasten Alexandriner zu rezitiren gern dispensirt, denn solche, unter aller Kritik stehenden Produktionen sollten eigentlich gar nicht auf den Brettern geduldet werden" (Rhein-Blüthen 68/1831. S. 4).
Es überrascht nicht, dass Zoche-Zochettis Mitgliedschaft im Kölner Ensemble im August endete. Der Virtuose konzentrierte sich wieder auf das Gitarrenspiel. Am 14. September gab er ein Konzert in der Leven'schen Weinschenke am Minoriten-Platz in Köln (vgl. Kölnische Zeitung 218/1831, S. 4).
Im Jahr 1832 setzte Zoche-Zochetti seine Reise durch die Rheinprovinz fort. Wahrscheinlich in der ersten Jahreshälfte hielt er sich in Dülken auf. Dülken hatte damals den Ruf einer Narrenstadt. Es kursierten Geschichten, in denen sich die Dülkener besonders tollpatschig verhielten und dadurch den Spott der Umgebung auf sich zogen. Auch Zoche-Zochetti machte sich in seiner Lokalposse "Der Frühjahrs-Send zu Münster" (1830) als Junker von Dülken über die Dülkener lustig.
Mittelpunkt des närrischen Lebens in Dülken war die Narrenakademie. Sie hatte ihren Sitz in der südlich von Dülken gelegenen Narrenmühle. Da die Dülkener Narren sich selbst akademische Würden verliehen, ein besonderes Verhältnis zum Mond hatten und auf Steckenpferden um ihre Mühle ritten, lautete der offizielle Titel der Akademie "Die erleuchtete Mondsuniversität und berittene Akademie der Künste und Wissenschaften“ (Norrenberg 1874, S. 122).
Die Musik spielte im Leben der Narrenakademie eine wichtige Rolle. Sie gab Liederbücher und Festgesänge heraus, veranstaltete Musikfeste und Bälle. Außerdem gab es in Dülken einen kleinen Kreis zur Pflege der Instrumentalmusik, dem auch Mitglieder der Narrenakademie angehörten. Für Zoche-Zochetti war dies das ideale Umfeld, um die von ihm komponierten lustigen und geselligen Lieder in den Druck zu geben. Anlässlich des Stiftungsfestes der Narrenakademie gab er die Lieder- und Stückesammlung "Musikalischer Almanach lustiger Schwänke" (1832) heraus.
Den Titel Musikalischer Almanach formulierte Zoche-Zochetti vermutlich in humoristischer Anspielung auf den von Johann Nikolaus Forkel herausgegebenen Musikalischen Almanach für Deutschland (1782-89). Der überspitzte Titel bezeichnete kein wissenschaftliches Periodikum über Musik, sondern eine Sammlung von Gaudi-Stücken. Die Titel lauteten Abgesessen, ein Academischer Tanz, Er und Sie, oder die Disharmonie, Schwarz auf Weiss, Das Herz von Stein, Das Durcheinander, Aufgesessen, ein Accademischer Tanz, Die Harmonie, Seitenstück zur Disharmonie und Das Lob der Nasen.
Zoche-Zochetti ließ das Werk bei Schoeler in Krefeld drucken. Vermutlich wurde es nur in der näheren Umgebung zum Kauf angeboten. Anzeigen für den Musikalischen Almanach lustiger Schwänke konnten nicht gefunden werden.
Wahrscheinlich reiste Zoche-Zochetti in der ersten Jahreshälfte noch einmal nach Köln und dann nach Koblenz. Denn am 18. Juni stellte das Kölner Oberpostamt fest, dass ein Brief an "Zoche-Zachetti in Coblenz" unzustellbar sei (KöZ 202/1832, S. 4). Es ist anzunehmen, dass sich Zoche-Zochetti in der zweiten Hälfte des Jahres 1832 und Anfang 1833 im südlichen Rheinland, vielleicht auch kurzzeitig in Frankreich, aufhielt.
In den Jahren 1833 bis 1839 bereiste Zoche-Zochetti vor allem das Königreich Bayern und das Großherzogtum Baden. Im Mai 1833 befand er sich im Rheinkreis unweit der französischen Grenze.
Am 26. Mai gab er ein Konzert im Saal der Casinogesellschaft in Zweibrücken. Der Saal befand sich im ersten Stock eines damals neu errichteten dreigeschossigen Gebäudes am Goetheplatz, das die Gesellschaft gemietet hatte. In seiner Anzeige im Zweibrücker Wochenblatt stellte er sich anders als sonst als Herzoglich Sachsen-Altenburgischer Hofgitarrist vor. Die Titeländerung war notwendig geworden, weil Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen nach der Unterzeichnung des Hildburghäuser Teilungsvertrages am 12. November 1826 sein Herzogtum gegen das Herzogtum Sachsen-Altenburg getauscht hatte: "Der Herzogl. Sächs.-Altenburg'sche Hof-Guitarrist, Zoche-Zochetti, wird Sonntag den 26. dieses, Abends um 8 Uhr, im Casino-Saal eine musikalische Abendunterhaltung zu geben die Ehre haben. Seine vorzüglichen Zeugnisse competenter Männer sowohl, als Urtheile öffentlicher Blätter, lassen einen vergnügten Abend versprechen. Die Anschlagzettel werden das Nähere geben" (ZW 42/1833, S. 167).
Am 25. Juni trat Zoche-Zochetti im Gasthof Zur Post in Germersheim auf. Tags darauf spielte er in Speyer. Seine Konzerte wurden von der lokalen Presse hoch gelobt: "Man kann wirklich sagen, dieser Künstler, leistet auf diesem unvollkommenen Instrumente Vollkommenes, und kann denselben unstreitig zu den ersten Guitarristen Deutschlands zählen. W". "Dieses Urtheil wird von Kunstverständigen in Speyer, wo Hr. Zoche-Zochetti am 26. Juni ebenfalls ein Concert gab, vollkommen bestättigt. D. Red." (Neue Speyerer Zeitung 129/1833, S. 4).
Am Rhein entlang reiste Zoche-Zochetti nach Karlsruhe. Dort bezog er um den 4. Juli Quartier im Gasthaus Zum Schwanen (vgl. Karlsruher Intelligenz- und Tage-Blatt 160/1833, S. 650). Wenig später trafen auch seine Frau und seine Tochter in der badischen Residenzstadt ein. Sie meldeten sich um den 31. Juli im Gasthaus Zum Salmen an. In das Fremdenbuch trug Anna Zochetti ein, sie sei "von Prag" (ebd. 183/1833, S. 746). Ob sie gerade aus Prag gekommen war oder von dort stammte, ist unklar. Am 3. August gab Zoche-Zochetti eine Vorstellung "im untern Locale des Museums" (ebd. 185/1833, S. 753). Die Mitglieder der Karlsruher Museumsgesellschaft ließen sich 1814 von Friedrich Weinbrenner (1766-1826) ein repräsentatives Gesellschaftshaus an der Ecke Lange Straße/Ritterstraße errichten. In dem dreigeschossigen Gebäude, das schlicht Museum genannt wurde, veranstaltete die Gesellschaft regelmäßig Feste, Bälle und Konzerte (vgl. Stadt Karlsruhe 1998, S. 148.219).
Acht Monate später hielt sich Zoche-Zochetti im Regenkreis des Königreichs Bayern auf. In der Hauptstadt trat er am 7. April 1834 im Gesellschaftshaus der Armbrustschützengesellschaft Zum Großen Stahl auf (vgl. Regensburger Zeitung 81/1834, S. 4; 82/1834, S. 4). Tags darauf ließ sich die ganze "Künstler-Familie des Herrn Zoche Zochetti" im Gesellschaftssaal des Harmonie-Vereins "in Gesangs- und Guitarre-Stücken" hören (Regensburger Zeitung 81/1834, S. 4; 82/1834, S. 4; 83/1834, S. 4). Der Saal befand sich im Neuen Haus, dem öffentlichen Theater- und Gesellschaftshaus in Regensburg.
Mitte bis Ende April bereiste die Familie Zoche-Zochetti den Oberdonaukreis. Ein Auftritt der Familie in Ingolstadt ist belegt (vgl. Sonntags-Blatt. Beilage zum Ingolstädter Tagblatt 25/1885, S. 100; Sammelblatt des Historischen Vereines in und für Ingolstadt 11/1886, S. 17).
Im Mai 1834 reiste Zoche-Zochetti über den Isarkreis nach Österreich. Vom 21. bis 25. Mai wohnte er im Gasthof Zur Goldenen Sonne in München (vgl. Münchener Politische Zeitung 121/1834, S. 1163; Königl. Bayer. Polizey-Anzeiger von München 40/1834, S. 474). Von München fuhr er über Berchtesgaden nach Salzburg, wo er kurz vor dem 25. Juli eintraf (vgl. Salzburger Zeitung 145/1834, S. 584).
Über den Zweck der Reise ist nichts bekannt. Es gibt jedoch einen Hinweis darauf, was geschehen sein könnte. Zoche-Zochetti war, wie er später bekannt gab, mit dem Schriftsteller und Satiriker Moritz Gottlieb Saphir (1795-1858) "sehr befreundet" (Hallisches Tageblatt 212/1871, S. 1154). Saphir lebte von 1829 bis 1834 in München und kehrte 1834 nach Wien zurück. Es ist möglich, dass er und Saphir sich 1834 in München kennen gelernt haben und Zoche-Zochetti Saphir 1834 auf seiner Rückreise nach Wien begleitet hat. Dafür spricht, dass Zoche-Zochetti vielleicht schon Ende des Jahres, spätestens aber im August 1838 damit begann, in seinen Veranstaltungen satirische Texte von Saphir vorzutragen.
Vielleicht hatte er auch andere Gründe, von München nach Salzburg zu reisen. Jedenfalls hielt es ihn nicht lange in Österreich. Spätestens im Dezember 1834 war er wieder in Bayern, genauer gesagt im Rezatkreis.
Am 17. Dezember trat Zoche-Zochetti "nebst Frau Gemahlin" vor Mitgliedern der Gesellschaft "Noris" in Nürnberg auf (Friedens- und Kriegs-Kurier 351/1834, S. 4). "Noris" war eine allegorische Bezeichnung für die Stadt Nürnberg.
Am 20. Dezember gestaltete das Ehepaar Zoche-Zochetti zusammen mit einheimischen Künstlern einen Unterhaltungsabend im Gasthof Zum weißen Lamm. Diesmal kombinierten sie in ihrem Programm musikalische und deklamatorische Elemente. Möglicherweise gehörten auch satirische Texte von Saphir dazu. Mit ihrem Programm wollten sie nicht nur Kenner, sondern alle Musik- und Kunstliebhaber ansprechen. Damit zeichnete sich ein Trend ab, der sich später fortsetzen sollte. Das Paar setzte mehr auf Unterhaltung als auf Kunst.
Im Nürnberger Friedens- und Kriegs-Kurier vom 19. Dezember ist zu lesen: "Die Unterzeichneten werden die Ehre haben, nächsten Sonnabend, den 20. d. M., Abends 8 Uhr, im Gasthaus zum weißen Lamm auf der Füll, im Lokale der Gesellschaft zur Eintracht, unterstützt durch die Gefälligkeit mehrerer hiesiger Künstler, eine musikalisch-deklamatorische Abendunterhaltung zu geben, und laden ein hochverehrliches Publikum zu geneigter Theilnahme hiemit gehorsamst ein. Wenn es ihnen bereits gelungen ist, in einigen achtbaren Privatgesellschaften den Beifall und die Anerkennung schätzbarer Kenner zu erwerben, so dürfen sie für diesen Abend allen Musikfreunden um so gewisser manchen Genuß versprechen, als sie zu Erreichung dieses Zweckes alles aufbieten werden. Billete für einzelne Personen à 24 fr., für Familien à 36 kr. sind im Gasthaus zum weißen Lamm und am Abend an der Kasse zu haben. Zoche-Zochetti, herzogl. sachsen-altenburgischer Hofmusikus, und seine Gattin" (Friedens- und Kriegs-Kurier 353/1834, S. 3; vgl. ebd. 354/1834, S. 4).
Zoche-Zochetti blieb bis zum Jahreswechsel 1834/35 in Nürnberg. Am Silvesterabend konzertierte er im Gasthaus von Johann Martin Wintter in St. Leonhard, einer Siedlung im Nürnberger Vorort Sündersbühl (vgl. ebd. 364/1834, S. 4). Am Neujahrstag spielte er im Gasthof Zum Mondschein von Johann Andreas Arnold in Gostenhof (vgl. Allgemeine Zeitung von und für Bayern 1/1835, S. 8).
Im Januar 1835 reiste Zoche-Zochetti in den Obermainkreis. Vom 3. auf den 4. Februar 1835 übernachtete er im Gasthof Zum weißen Kreuz in Bamberg (vgl. Tagblatt der Stadt Bamberg 35/1835, S. 140). Am 7. Februar gab er ein Gitarrenkonzert im "unteren Lokale" der Harmonie (ebd. 38/1835, S. 151). Gemeint ist das Gasthaus Zur Rose von Baptist Georg Kauer am Theaterplatz. Anschließend fuhr er nach Bayreuth. Dort übernachtete er am 18. Februar im Gasthof Zur Krone (vgl. Bayreuther Zeitung 44/1835, S. 176). Von Bayreuth aus kehrte er nach Bamberg zurück. Am 7. März gab er im Gasthaus Zu den drei Kronen in der Langen Gasse ein musikalisches Divertissement (vgl. Tagblatt der Stadt Bamberg 66/1835, S. 264).
Wo sich Zoche-Zochetti in der Zeit von April 1835 bis Mai 1838 aufhielt, ist nicht bekannt. Belegt ist lediglich ein Theaterauftritt seiner Frau Anna im Oktober 1837 in Mosbach im Großherzogtum Baden. Sie spielte vermutlich die Rolle der Gräfin Eresda in dem Drama Hinko (1834) von Charlotte Birch-Pfeiffer: "Theater in Mosbach. Freitag den 27. Oktober 1837. Zum Besten der Unterzeichneten: Hinko, oder: Der König und der Freiknecht, Neues großes Ritterschauspiel in 5 Aufzügen nebst einem Vorspiel, genannt: Der jüngere Sohn, Nach dem Roman: ‚Der Freiknecht‘ von Spindler, frei für die Bühne bearbeitet von Charlotte Birch-Pfeiffer. Hierzu ladet ergebenst ein Anna Zochetti" (Der Bote vom Neckar 85/1837, S. 388; 86/1837, S. 394). Theateraufführungen fanden in Mosbach meist in Gasthäusern statt, die über entsprechende Räumlichkeiten verfügten.
Zoche-Zochetti war bisher entweder als Gitarrist oder als Schauspieler tätig. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag entweder auf der Tonkunst oder auf der darstellenden Kunst. Das verbindende Element zwischen den beiden Kunstgattungen war seine humorvolle Persönlichkeit. Der Humor spielte für Zoche-Zochetti eine zentrale Rolle, sei es, dass er mit Vorliebe komische Rollen spielte oder lustige Lieder sang.
Nun vermischte er beide Kunstgattungen und bot dem Publikum ein buntes Unterhaltungsprogramm mit Konzertstücken, lustigen Liedern, satirischen Vorträgen und schauspielerischen Szenen. Die Gitarrenmusik spielte bei seinen Veranstaltungen nur noch eine Nebenrolle. Zoche-Zochetti war in erster Linie ein Unterhaltungskünstler, ein typischer Künstler des Biedermeier, der seinem Publikum Unterhaltung und Zerstreuung bot und die Geselligkeit förderte.
Mitte 1838 hielt sich Zoche-Zochetti in Unterfranken auf. Um den 12. Juni 1838 übernachtete er im Gasthof Zum Adler in Aschaffenburg (vgl. Aschaffenburger Zeitung 139/1838, S. 4). Im Juli reiste er zur Kur in das Herzogtum Nassau. Vom 15. bis zum 21. Juli 1838 wohnte er als Kurgast im Russischen Hof in Schlangenbad (vgl. Bad Ems 1838, S. 163.182). In dem Kurort wurden rheumatische Erkrankungen, Erkrankungen des Nervensystems und psychosomatische Erschöpfungszustände behandelt. Unmittelbar nach der Kur kehrte Zoche-Zochetti nach Bayern zurück und reiste südwärts in die Pfalz. Seine Familie begleitete ihn.
Am 13. August 1838 trat Zoche-Zochetti mit Frau und Tochter im Kaffeehaus von Georg Vonau in Neustadt an der Haardt auf. Diesmal verband er musikalische, poetische und darstellende Elemente zu einem kunstvollen Ganzen. In der Beilage zum Neustadter Wochenblatte vom 10. August kündigte er die Kleinkunstveranstaltung an: "Der Herzogl. Sachsen-Altenburgische Hofguitarrist und Schauspieler Zoche-Zochetti wird die Ehre haben, mit Frau und Tochter, Montag den 13. August in dem Saale des Herrn Vonau, ein Guitarre-Concert, welches mit scherzhaften Gesängen und humoristisch-satyrischen Vorträgen wechselt, vorzutragen. Zum Schluß wird ein Marmorbild: Monument, dem Andenken der gefallenen Potenhelden [sic] gewidmet, dargestellt, welches, nach einem Zeugniß von Sr. Hoheit dem Herrn Herzog Max von Bayern aus München, dort allgemeinen Beifall fand. Anfang 8 Uhr. Erster Rang 24 kr. Zweiter 12 kr. Billets sind bei Hrn. Vonau zu haben" (Beilage zum NW 52/1838, S. 1).
Hier wird erstmals erwähnt, dass Zoche-Zochetti bei seinen Veranstaltungen humoristisch-satirische Vorträge hielt. Er rezitierte Texte von Moritz Gottlieb Saphir (1795-1858), Heinrich Heine (1797-1856) und Ignaz Vinzenz Franz Castelli (1781-1862). Saphir und Heine erregten damals mit ihren satirisch-politischen Texten großes Aufsehen. Heines Werke wurden 1835 in allen Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes verboten. Zoche-Zochetti schätzte die genannten Autoren vor allem als Essayisten und Satiriker. Ein explizites politisches Engagement lässt sich bei ihm nicht feststellen. Die Nennung von Namen wie Saphir, Heine und Börne genügte jedoch, um deutliche Signale an das liberale Bürgertum zu senden.
In Neustadt bezog Zoche-Zochetti ausnahmsweise als Künstler politisch Stellung. Als Schluss- und Höhepunkt seiner Veranstaltung präsentierte er eine lebende Skulptur, die den Opfern des Novemberaufstandes von 1830/31 gewidmet war. Die dargestellte Marmorstatue widmete er dem Andenken der gefallenen polnischen Helden. Das künstlerische Denkmal hatte er bereits in München Herzog Maximilian Joseph in Bayern (1808-1888) vorgestellt, der mit den liberalen Bestrebungen der Zeit durchaus sympathisierte.
Der Kampf der Polen im Novemberaufstand gegen Russland wurde von liberalen Kräften in Deutschland stark unterstützt. Es wurden Polenvereine gegründet, die Geld und medizinische Hilfsgüter für die Freiheitskämpfer sammelten. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurden die Polen auf ihrem Marsch ins französische Exil im Frühjahr 1832 überschwänglich gefeiert. In Sachsen, Bayern und Baden herrschte eine regelrechte Polenbegeisterung. Mit der Verschärfung der politischen Repression ab 1832 ebbte die Begeisterung jedoch ab.
In Neustadt an der Haardt war die Polenbegeisterung wohl am stärksten ausgeprägt. Das bei Neustadt gefeierte Hambacher Fest von 1832 wurde zum Symbol der deutsch-polnischen Verbrüderung und der Freiheitsbestrebungen in Europa. Neben der schwarz-rot-goldenen Fahne und der französischen Trikolore wehte auf dem Hambacher Fest auch die polnische Nationalflagge.
Indem Zoche-Zochetti mit einer Kunstaktion in Neustadt der Opfer des Novemberaufstandes gedachte, erinnerte er damit zugleich an das bedeutendste deutsche Freiheitsfest und den Höhepunkt des bürgerlichen Widerstandes gegen die restaurativen Bestrebungen des Deutschen Bundes. Damit kann er im weitesten Sinne zu den Künstlern des Vormärz gezählt werden.
Zoche-Zochetti hielt sich vermutlich bis zum Frühjahr 1839 in der Pfalz auf. Für das Jahr 1839 ist ein Konzert des Gitarristen in Worms belegt (vgl. Stadtarchiv Worms, 005/1, 03889).
Von der Pfalz aus reiste Zoche-Zochetti in Nord-Süd-Richtung durch das Großherzogtum Baden. Es ist anzunehmen, dass er von seiner Familie begleitet wurde. Denn auch wenn seine Frau und seine Tochter in den Zeitungsanzeigen nicht erwähnt werden, werden sie an der Gestaltung des abwechslungsreichen Abendprogramms beteiligt gewesen sein.
Am 27. April 1839 trat Zoche-Zochetti vor der Heidelberger Harmonie-Gesellschaft auf. Die Mitglieder, überwiegend Kaufleute, Handwerker und Beamte, trafen sich im Gasthaus Zum Prinz Max in der Marstallstraße. Das Programm war wie in Neustadt bunt gemischt: "Der Herzoglich Sachsen-Altenburgische Hof-Guitarrist und Schauspieler Herr Zoche Zochetti wird, nach Uebereinkunft mit dem unterzeichneten Ausschusse, am nächsten Samstag, den 27. d. M., für die Harmonie-Mitglieder eine geschlossene Abendunterhaltung, bestehend in Concertvorträgen auf der Guitarre, Melodramen, scherzhaften Gesängen und humoristisch-satirischen Vorlesungen von Saphir, Castelli und Heine, geben. Dieser Abendunterhaltung beizuwohnen sind die Harmonie-Mitglieder eingeladen; jedoch werden dieselben gebeten, zu ihrer Legitimantion ihre Aufnahmskarten mitzubringen. Der Eintritt ist gratis. Anfang 7 Uhr. Der Ausschuß der Harmoniegesellschaft" (Heidelberger Wochenblätter 81/1839, S. 327; 82/1839, S. 332).
Um den 8. Mai übernachtete er im Karlsruher Gasthof Zum König von Preußen (vgl. Karlsruher Intelligenz- und Tage-Blatt 111/1839, S. 474). Am 10. Mai gab er im Karlsruher Bürgerverein eine Abendunterhaltung, "bestehend in Concert-Vorträgen auf Guitarre, Melodramen, Gesängen und humoristisch-satyrischen Vorlesungen" (ebd. 112/1839, S. 476).
Im Kurort Baden trat Zoche-Zochetti als Solist vor einer besonderen Kulisse auf. Er erhielt die Gelegenheit, zu Saisonbeginn Ende Mai im Kurviertel vor den Badegästen zu spielen. Im Zentrum des Kurviertels stand das von Friedrich Weinbrenner (1766-1826) erbaute Konversationshaus. Das Kurhaus war der Treffpunkt der eleganten Welt schlechthin. Nicht umsonst galt Baden damals als Sommerhauptstadt Europas.
Zoche-Zochetti stellte sich in der Karlsruher Zeitung dem vornehmen Publikum als Gitarrenvirtuose mit besten Referenzen vor: "Baden, 26. Mai. Mit Eröffnung der Saison pflegen sich auch Musikkünstler einzustellen, um durch ihre Leistungen die Badegesellschaft zu unterhalten. Der rühmlichst bekannte Guitarrenvirtuose Zoche-Zochetti ist bereits hier angelangt und wird im Laufe der Woche ein Konzert geben. Da er in der musikalischen Welt rühmlichst bekannt, auch durch urtheilsfähige Personen, so von Hummel, bestens empfohlen ist, so dürfte er sich eines zahlreichen Zuspruchs erfreuen. Wir hatten bereits Gelegenheit, den Künstler in einem Privatzirkel zu hören, wo er seine Virtuosität rühmlichst bekundete. Präzision, Deutlichkeit und Zartheit seines Spiels sind bewundernswerth" (KZ 146/1839, S. 1620). Johann Nepomuk Hummel hatte ihm, wie erwähnt, am 1. November 1819 ein Zeugnis ausgestellt, das allerdings wenig schmeichelhaft ausfiel. Es ist gut möglich, dass er ihm später, nachdem er als Hofgitarrist in Hildburghausen und als Gitarrenvirtuose in Dresden gewirkt hatte, ein besseres Zeugnis ausstellte.
Vom 12. bis 20. Juni hielt sich Zoche-Zochetti im Mineral- und Moorbad Rippoldsau auf, entweder als Kurgast oder zur Unterhaltung der dortigen Badegesellschaft (vgl. KZ 176/1839, S. 1952; Beilage zum Schwäbischen Merkur 174/1839, S. 2). Um den 2. Juli trug sich ein "Fräulein Zochetti, Schauspielerin von Dresden" in das Fremdenbuch des Gasthofes Zum weißen Bären in Karlsruhe ein (vgl. Karlsruher Intelligenz- und Tage-Blatt 158/1839, S. 686). Dem Namen nach dürfte es sich um die zwölfjährige Tochter gehandelt haben, die offenbar in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten war.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1839 kehrte Zoche-Zochetti nach Bayern zurück. In München erhielt er nach eigenen Angaben ein Empfehlungsschreiben des Königlich Bayerischen Hofes an König Otto I. von Griechenland. Er sei nach Athen "versetzt" worden (Kourier an der Donau 73/1840, S. 4). Möglicherweise empfahl Herzog Max in Bayern, der von Januar bis September 1838 von München über Venedig nach Athen und von dort über Alexandria ins Heilige Land und wieder zurück reiste, dem jungen Regenten Zoche-Zochetti. Eine solche Reise muss Zoche-Zochetti als lohnendes Abenteuer erschienen sein. Unter der Herrschaft Ottos I. kamen viele Deutsche nach Griechenland in der Hoffnung, in kurzer Zeit zu Ansehen und Wohlstand zu gelangen.
Am 6. Januar 1840 kündigte Zoche-Zochetti seine Abreise im Bayerischen Landboten an: "Da ich in diesen Tagen meine Reise nach Athen antrete, finde ich mich verpflichtet, meinen Freunden und Bekannten, so wie allen den verehrten Cirkeln, in welchen ich eine so wohlwollende Aufnahme gefunden, ein aufrichtiges dankbares Lebewohl zu sagen. Zoche-Zochetti, Herzoglich Sachsen-Altenburg'scher Hofguitarrist" (BL 6/1840, S. 32).
Vor seiner Abreise veröffentlichte er am 8. Januar im Münchner Tagblatt eine Gegendarstellung, in der er sich gegen die Behauptung einer Zeitschrift wandte, "Napoleon habe sich vom Schauspieler Talma im Deklamiren Unterricht geben lassen, als er Konsul und Kaiser geworden". Der ehemalige Soldat der kaiserlichen Marine verteidigte Napoleon I., indem er anhand zweier Anekdoten zeigte, dass das Gegenteil der Fall war und der französische Kaiser dem Schauspieler François-Joseph Talma Ratschläge erteilte. Er schloss seine Replik mit einem Lob Napoleons: "Ich möchte wissen, welcher Theater-Regisseur feinere, richtigere Bemerkungen geben könnte" (MT 8/1840, S. 39f.).
Als Zoche-Zochetti München verließ, reiste er zunächst nach Norden. Um den 28. Februar traf er in Regensburg ein und wohnte bis etwa zum 9. März im Gasthof Zum grünen Kranz (vgl. Regensburger Zeitung 52/1840, S. 4; 59/1840, S. 4). Am 10. März trat er in der Regensburger Gesellschaft "Frohsinn" auf. Hier gab er wieder eine Abendunterhaltung, "bestehend in Concert-Vorträgen auf der Guitare, Melodramen, humoristisch-satyrischen Vorträgen von Saphir, Heine, Castelli, etc." (RW 10/1840, S. 124).
Von Regensburg aus ging es weiter nach Passau. Die Stadt an der Grenze zu Österreich war eine Zwischenstation auf dem Weg nach Griechenland. Am 26. März sowie am 1. und 2. April trat Zoche-Zochetti im Passauer Verein "Geselligkeit" auf. Nicht ohne Stolz warb der Vereinsvorstand für den Künstler, der mit einem Empfehlungsschreiben des Königlich Bayerischen Hofes an König Otto von München nach Athen reiste: "Heute Donnerstag den 26. März: Musikalisch humoristische Abend-Unterhaltung, bestend [sic] in Concert-Vorträgen auf der Guitarre, Melodramen, humoristisch-satyrischen Vorträgen und scherzhaften Liedern. - Der rühmlichst bekannte herzoglich Sachsen-Altenburgische Hof-Guitarrist, Hr. Zoche-Zochetti wird auf seiner Durchreise nach Athen, wohin derselbe mit Empfehlungsschreiben vom k. b. Hofe an Se. Majestät den König Otto versehen, versetzt wird, 13 der schönsten und verschiedenartigsten Pieçen vortragen, worauf die verehrl. Mitglieder besonders aufmerksam gemacht werden. Anfang 7 Uhr“ (Kourier an der Donau 73/1840, S. 4.; vgl. ebd. 79/1840, S. 4; Passavia 27/1840, S. 107).
Zoche-Zochetti genoss seinen Aufenthalt in Passau. Am 5. und 6. April trat er im Königlich-Bayerischen Theater in dem Original-Zaubermärchen Der Verschwender (1834) von Ferdinand Raimund (1790-1836) auf. Das Stück wurde zugunsten des Komikers Hermann Dor aufgeführt. Zoche-Zochetti spielte den Chevalier Dumont. Der Gitarrist ließ es sich nicht nehmen, auf der Bühne auch ein Stück auf seinem Instrument vorzutragen (vgl. Passavia 28/1840, S. 111; Kourier an der Donau 82/1840, S. 8).
Von Passau aus reiste Zoche-Zochetti weiter, aber nicht nach Griechenland, sondern in die entgegengesetzte Richtung nach Oberschlesien. Offenbar hatte er seine Meinung geändert. Ende Juni 1840 bezog er Quartier im Gasthof Zum weißen Roß in Neisse. Am 29. Juli 1840 kündigte das Intelligenz-Blatt des Oberschlesischen Bürgerfreundes für den folgenden Tag eine musikalisch-humoristische Abendunterhaltung des Künstlers im Theater der Offizianten-Ressource, einem Bürgerverein, an (IOB 61/1840, S. 2). Es ist unwahrscheinlich, dass Zoche-Zochetti von hier aus nach Griechenland reiste, auch wenn er im folgenden Jahr behauptete, von dort zurückgekehrt zu sein.
Als Zoche-Zochetti im Frühjahr 1841 seine künstlerische Reise fortzusetzte, waren zwei Dinge anders: Seine Familie tauchte nicht mehr in den Veranstaltungshinweisen auf, und es gab kein buntes Unterhaltungsprogramm mit poetischen, musikalischen und melodramatischen Elementen mehr. Zoche-Zochetti arbeitete allein, zuerst als Schauspieler, dann als Gitarrist. Das lässt nur den Schluss zu, dass er sich von seiner Familie getrennt hatte, oder vielmehr die Familie sich von ihm.
Über das weitere Schicksal seiner Frau und seiner Tochter ist wenig bekannt. Anna Zochetti wurde 1841 am Stadttheater St. Gallen als Schauspielerin engagiert. Sie spielte dort komische und zärtliche Mutterrollen (vgl. Wolff 1842, S. 399). Ob Zoche-Zochetti sie in die Schweiz begleitete oder sie dort besuchte, ist nicht bekannt. In seinem Lebenslauf, den er 1857 an Carl Bansi schickte, sollte er weder seine Frau noch seine Tochter erwähnen (vgl. StAGR B/N 1361 Nr. 0758).
Aus gutem Grund kehrte Zoche-Zochetti 1841 nicht an den Ausgangspunkt seiner Griechenlandreise nach München zurück. Es wäre peinlich gewesen, den Abbruch der Reise eingestehen zu müssen. Stattdessen reiste er nach Sachsen. Am 24. Mai 1841 trat Zoche-Zochetti mit einer Komödiantentruppe im Gasthof Zum Forsthaus in Pirna auf. Der Theaterzettel, den er dort verteilte, dokumentiert seinen skurrilen Humor. Die Wiener Tageszeitung Der Adler druckte ihn am 14. Oktober als gelungenes Beispiel eines wirkungsvollen Theaterzettels ab: "Theater in Pirna. Montag den 24. Mai 1841 zum Benefiz für Hrn. Zoche-Zochetti, im Saale des Forsthauses '1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 - 12.' oder 'Niemand weiß wie viel‘s geschlagen hat,' oder 'Der unzusammenhängende Zusammenhang,' oder 'Am Ende wird doch Alles zufrieden sein.' Ein durch Räuber schaudererregender, aus Liebe rührender, durch Boxen lustiger, mit alten Dekorationen neu ausgeschmückter, mit neuer Musik alt angemachter, sowie auch mit einer Zwerchfellerschütterungsmotivenmasse eingerührter italienischer Salat in 2 Abtheilungen, frei nach dem Afrikanischen bearbeitet, mittelst einer Dampfmaschine ins Deutsche übersetzt, durch bengalisches Feuer erwärmt, von dem Verfasser der noch unbekannten Werke, nebst einem Vorspiel: 'Die unterbrochene Ouvertüre,' oder: 'Der Schauspieldirektor in tausend Aengsten.' Besetz.: Schreidichaus, Direktor einer reisenden Gesellschaft, Hr. S. Flüstermund, der Soufleur, Hr. M. Staberl, Theatermeister und Gardinendirigent, Zoche-Zochetti. (...)" (A 245/1841, S. 1527f.). Es ist anzunehmen, dass dieses theatralisch-deklamatorische Potpourri, das auf zahlreiche Figuren aus der Welt des Theaters anspielt, darunter auch auf den Chevalier Dumont, aus der Feder Zoche-Zochettis stammt4.
Am 15. Juni wohnte Zoche-Zochetti bei J. G. Moritz im Gasthof Zum Kronprinz in Dresden (vgl. Dresdner Anzeiger 168/1841, S. 7). In Altenburg bemühte er sich um die Anerkennung als Hofmusiker. 1841 verlieh ihm das Geheime Ministerium zu Altenburg offiziell den Titel eines Hofmusikers (LThStA, 959, 1-14-0002). Dementsprechend führte das Staats- und Adreß-Handbuch des Herzogthums Sachsen-Altenburg Zoche-Zochetti fortan als "Hofmusikus" auf (Sachsen-Altenburg 1843, S. 191; vgl. ebd. 1855, S. 156). Um sich der Öffentlichkeit als Gitarrenvirtuose zu präsentieren, verwies Zoche-Zochetti ab 1841 nicht nur auf seinen Titel als Hofmusiker, sondern auch auf seine Konzerttätigkeit in Frankreich, Holland und Italien. Der Umfang dieser Konzerttätigkeit ist jedoch unklar5.
Etwa Mitte September trat Zoche-Zochetti als Gitarrist in mehreren Privatkonzerten in Leipzig auf. Der Leipziger Korrespondent der Didaskalia, der Unterhaltungsbeilage des Frankfurter Journals, stellte ihn den Frankfurter Lesern vor: "Leipzig, 26. Sept. Vor einigen Tagen wurde vielen Musikfreunden hier der Genuß, den als Guitarren-Virtuosen rühmlichst bekannten herzogl. sächs. Kammermusikus Zoche-Zochetti zu hören, der, von Griechenland zurückgekehrt, abermals eine Kunstreise durch Deutschland angetreten. Seine eminente Fertigkeit im Flageolet bestätigte die Meisterschaft und den Ruf, der ihm schon in Frankreich, Holland und Italien zu Theil wurde. (...)" (Didaskalia 277/1841, S. 3f.).
In der Leipziger Zeitschrift Der Salon, einer Beilage der Eilpost für Moden, wurden die Privatkonzerte ausführlicher besprochen. Doch statt über interessante Details zu berichten, wiederholte sie nur den bekannten Topos der Musikkritik, dass die Gitarre ein undankbares Instrument sei: "Der Guitarrenvirtuos Zochetti ließ sich neulich in Leipzig in einigen Privatcirkeln hören. Es ist in der That bewundernswürdig, was der Künstler aus dem einfachen Instrumente gemacht hat; er führt die schwierigsten Phantasien mit einer Fertigkeit aus, welcher die ausdauerndste Anstrengung vorhergegangen sein muß. Dennoch - was ist dabei gewonnen? Einen rein künstlerischen musikalischen Genuß vermag Herr Zochetti seinen Zuhörern doch nicht zu bieten. Es ist, als ob ein Gefolterter die merkwürdigsten, interessantesten Geständnisse ablegte. Man kann über den Zweck eines Instrumentes hinausgehen und das höchste Erstaunen erregen, aber wir werden zuletzt doch bedauern müssen, daß ein schönes musikalisches Talent und ein riesenhafter Fleiß sich nicht einem belohnenderen Ziele zugewendet hat. Von Leipzig geht Herr Zochetti nach Berlin, wo er wahrscheinlich öffentlich spielen wird" (Der Salon 42/1841, S. 523). Ob Zoche-Zochetti tatsächlich von Leipzig nach Berlin ging, ist nicht bekannt.
1842 reiste Zoche-Zochetti nach Norddeutschland. Im Sommer besuchte er die Nordseeinseln Wangerooge, Norderney und Helgoland, um die Badegäste in den Seebädern zu unterhalten. Wangerooge gehörte damals zum Großherzogtum Oldenburg, Norderney zum Königreich Hannover. Helgoland war eine britische Kronkolonie.
Ab dem 3. August 1842 hielt sich Zoche-Zochetti für einige Tage auf Wangerooge auf (vgl. Jeversches Wochenblatt 33/1842, S. 8). Auf Norderney hoffte er, Kronprinz Georg von Hannover (1819-1878) zu treffen, der das Seebad alljährlich für einige Wochen besuchte. Er erkrankte jedoch und konnte nicht im Königlich-Hannoverschen Seebad auftreten. Über Helgoland reiste Zoche-Zochetti nach Hannover in der Hoffnung, dort vor dem Kronprinzen auftreten zu können. Zwischendurch machte er Station in der Hansestadt Bremen, wo er im Stadttheater ein Gitarrenkonzert gab (vgl. Bäuerles Theaterzeitung 196/1842, S. 876).
Anfang November traf Zoche-Zochetti in Hannover ein und logierte bei dem Gastwirt Peters. Am 8. November schrieb er an einen namentlich nicht genannten Major, vermutlich den Adjutanten des Kronprinzen, einen Brief mit der Bitte, vor dem Kronprinzen spielen zu dürfen. Er habe wegen Krankheit auf Norderney nicht auftreten können und hoffe nun, dies auf der Rückreise von Helgoland über Hannover nach Altenburg in Hannover nachholen zu können. Zoche-Zochetti fügte seinem Brief Empfehlungsschreiben bei, die jedoch nicht mehr erhalten sind (vgl. NLA HA, Dep. 103 II, Nr. 77/114). Sein Gesuch blieb erfolglos. Ob er tatsächlich nach Altenburg zurückkehrte, ist nicht bekannt.
Zoche-Zochettis Versuche, seinen Lebensunterhalt allein mit der Schauspielerei oder allein mit Gitarrenmusik zu bestreiten, waren weniger erfolgreich als erhofft. In der Folge griff der Unterhaltungskünstler auf das bewährte Konzept der Mischung von musikalischen und deklamatorischen Elementen zurück. In seinen Abendvorstellungen spielte er Gitarrenmusik und las satirisch-humoristische Texte. Die Schauspielerei hatte er aufgegeben.
Für das Jahr 1843 sind Aufenthalte Zoche-Zochettis in der preußischen Provinz Pommern und im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz belegt. Zwischen dem 18. und 24. April traf Zoche-Zochetti in der Hansestadt Stralsund ein (vgl. Beiblatt der Sundine 17/1843, S. 68).
Am 24. Mai gab er im Sengebusch'schen Garten-Salon in Neubrandenburg eine musikalisch-deklamatorische Abendunterhaltung. Dabei verband er Solovorträge auf der Gitarre mit humoristisch-satirischen Rezitationen von Saphir und anderen Dichtern. Der Bericht des Schweriner Wochenblattes Freimüthiges Abendblatt vom 2. Juni macht deutlich, warum er als reiner Gitarrist keinen Erfolg haben konnte. Die solistischen Gitarrenvorträge wurden als langweilig empfunden. Mit seinen humoristischen Vorträgen hingegen konnte er das Publikum unterhalten. Bei einem seiner ersten Versuche als humoristischer Alleinunterhalter übertrieb er es allerdings: "Als Guitarrespieler entsprach der Mann unserer Erwartung und dem ihm vorangegangenen Rufe. Guitarre ist aber bekanntlich ein sehr unvollkommenes Solo-Instrument, Vorträge darauf ohne alle Begleitung bleiben daher auch bei dem größten Meister etwas langweilig. Die humoristischen Vorträge fanden Beifall. Zum Unglück ließ sich jedoch der gute Mann, durch einige verdrehte Kraftgenies und hungrige Freibillettisten, die sich diesmal in ganz enormer Anzahl zur größten Belästigung des Publicums und des Künstlers anzudrängen wußten, bestimmen, vom Programm abzuweichen und ein höchst unpassendes Gedicht mit sehr mangelhafter Begleitung vorzutragen. Das ganze Auditorium verlangte nun nichts weiter und entfernte sich" (FA 25/1843, Sp. 442f.).
Ende 1844, Anfang 1845 hielt sich Zoche-Zochetti im Königreich Bayern auf, und zwar in Ober- und Mittelfranken. Um den 9. November 1844 wohnte er im Gasthof Zum Ludwigs-Kanal in Bamberg (vgl. Fränkischer Merkur 315/1844, S. 4). Am 19. November übernachtete er im Gasthof Zum Rothen Hahn in Nürnberg (vgl. Nürnberger Zeitung 326/1844, S. 4). Vom 24. November bis 1. Dezember wohnte er im Gasthof Zum Löwen in Ansbach (vgl. Beilage zum Kgl. Bayer. Intelligenz-Blatt für Mittelfranken 98/1844, Sp. 1912). Am 28. November trat Zoche-Zochetti in der Gesellschaft Wittelsbach in Ansbach anlässlich eines Festes zum Geburtstag des Kronprinzen Maximilian (1811-1864) auf. Die Kritik war von seiner musikalisch-humoristischen Darbietung begeistert: "Mit dem zartesten, lieblichsten Spiele auf der Guitarre, dem bekannt so schwierigen Instrumente, verbindet derselbe eine Fertigkeit und Reinheit, die allgemeine Bewunderung erregte, und würzten dessen wohl gewählten humoristisch-satyrischen Vorträge die Unterhaltung auf köstliche Weise. Möge diesem wackern, so humanen Künstler viel Glück auf seiner Kunstreise zukommen, derselbe in allen geselligen Vereinen lohnende Befriedigung finden" (Ansbacher Tagblatt für Stadt und Land 137/1844, S. 546). Um den 20. Januar 1845 kehrte Zoche-Zochetti wieder im Gasthof Zum Ludwigs-Kanal in Bamberg ein (vgl. Fränkischer Merkur 21/1845, S. 4).
Von Oberfranken aus reiste Zoche-Zochetti, vermutlich über die Ernestinischen Herzogtümer und das Kurfürstentum Hessen, in die Provinz Westfalen. Zwischen dem 9. und 12. März traf er im Gasthof Zum weißen Schwan in Paderborn ein (vgl. Paderbornsches Intelligenzblatt für den Oberlandes-Gerichts-Bezirk 22/1845, S. 168). Anschließend reiste er in die Rheinprovinz. Am 27. April übernachtete er im Gasthof Zum wilden Mann in Neuwied, der Residenzstadt des Fürstentums Wied (vgl. Neuwieder Intelligenz- und Kreis-Blatt 18/1845. S. 4). Am 6. September wohnte er im Gasthof Zum Salmen in Saarlouis.
In Saarlouis wurde Zoche-Zochetti mit dem schlesischen Religionsreformer Johannes Ronge (1813-1887) verwechselt. Beinahe wäre er der aufgebrachten Menge zum Opfer gefallen, hätte die Polizei nicht rechtzeitig eingegriffen. Mit sicherem Gespür für eine gute Geschichte informierte er die rheinische und die luxemburgische Presse. Das anschließende Presseecho war groß und reichte weit über die Region hinaus bis nach Preßburg, Brüssel und Stockholm.
Die Düsseldorfer Zeitung berichtete am 20. September gleich von drei Verwechslungen mit Ronge, einer in Koblenz, einer in Germersheim und einer in Saarlouis: "Und kaum ist dieser zweite Schrecken überstanden, kommt gar ein ‚aufrichtiger Schlesier, der oft für einen Italiener gehalten werde‘, mit Namen Zoche-Zochetti, herzogl. altenburgischer Hofguitarrist, und berichtet im Kreisblatt unserer lieben Elberfelderin, wie in Saarlouis er verfolgt worden sey, weil man ihn für Ronge gehalten. (...) Der Herr Hofguitarrist erzählt u. A. l. c. folgendes 'leise' Zwiegespräch zwischen ihm und der Polizei. Polizei: 'Sie sind hier fremd?' Ich: 'Ja.' - Pol.: 'Wo logiren Sie?' Ich: 'Im Salmen.' - Pol.: 'Suchen Sie Ihr Logis zu erreichen, die Volksmenge wächst bald noch größer an, und man glaubt allgemein, Sie sind Ronge!' Bon! - Weiter erzählt der Herr Hofguitarrist: Die Polizei: 'Seht Ihr nicht, daß der Herr einen Schnurbart hat und Ronge hat keinen!' Da lies sich eine Stimme vernehmen: 'Er verstellt sich nur und hat sich einen Schnurrbart wachsen lassen, daß man ihn nicht kennt!' - Armes, armes Deutschland, wie mögen die Franzosen ob dieser Reibereien ins Fäustchen lachen!" (DZ 261/1845, S. 4).
Wesentlich sachlicher berichtete der Rheinische Beobachter unter Berufung auf eine luxemburgische Quelle. Der Artikel wurde am 23. September in der Neuen Würzburger Zeitung und später in zahlreichen anderen Zeitungen zitiert: "Luxemburg, 16. September. Hr. Zochetti, der bekannte Guitarrespieler, der uns morgen das Vergnüngen [sic] machen wird, eine musikalisch-declamatorische Soirée im Casino zu geben, ward am 6. d. M. bei seiner Anwesenheit in Saarlouis der Gegenstand einer Bewegung. Er hat, mit der einzigen Ausnahme des vorgerückten Alters und eines kleinen Schnurrbartes, große Aehnlichkeit mit J. Ronge und der ihn umgebende Volkshaufen hielt Hrn. Z. für Jenen. Nur die hinzugekommene Polizei und das tactvolle Benehmen des Hrn. Z. hat Unannehmlichkeiten, die aus einer bedauerlichen Richtung hervorgegangen seyn würden, verhüten können. (Rhein. Beob.)" (NWZ 264/1845, S. 2; vgl. Deutsche allgemeine Zeitung 267/1845, S. 2571; Passavia 266/1845, S. 3; Kemptner Zeitung 154/1845, S. 619; Fürther Tagblatt 154/1845, S. 679; Oesterreichischer Beobachter 272/1845, S. 1074; Preßburger Zeitung 111/1845, S. 610; Salzburger Zeitung 197/1845, S. 791; Signale für die Musikalische Welt 40/1845, S. 318; Stockholms Figaro 45/1845, S. 355; La Belgique Musicale 26/1845, S. 103).
Am 17. September 1845 gab Zoche-Zochetti im Bürger-Casino des Cercle littéraire in Luxemburg eine "musikalisch-declamatorische Soirée" (NWZ 264/1845, S. 2). In der Beletage des Casinogebäudes war ein Theater eingerichtet (vgl. Engelhardt 1850, S. 310). Hier nannte Zoche-Zochetti seine Abendveranstaltungen erstmals "Soirée". Später sollte er diesen Begriff auch in Deutschland verwenden, wenn er den gesellschaftlichen Charakter und das höhere kulturelle Niveau der abendlichen Zusammenkünfte betonen wollte.
Nach einem kurzen Aufenthalt im Großherzogtum Luxemburg kehrte Zoche-Zochetti ins Rheinland zurück. Am 22. Oktober übernachtete er im Gasthof Zum Goldnen Anker in Neuwied (vgl. Neuwieder Intelligenz- und Kreis-Blatt 50/1845. S. 4).
Mitte 1846 bereiste Zoche-Zochetti das Großherzogtum Baden, diesmal von Süden nach Norden. Zwischen dem 18. und 27. Juli 1846 hielt er sich im Badeort Rippoldsau auf, vermutlich um die dortige Badegesellschaft zu unterhalten (vgl. Karlsruher Zeitung 204/1846, S. 1082; Beilage zum Schwäbischen Merkur 203/1846, S. 5).
Am 23. Januar 1847 trat er nach 14 Jahren wieder im repräsentativen Haus der Karlsruher Museumsgesellschaft auf. Die Mitglieder der Gesellschaft gehörten überwiegend dem Adel, dem Hof- und Staatsbeamtentum und als Offiziere dem Militär an. Entsprechend elitär war die Gesellschaft und entsprechend anspruchsvoll das Programm. Für die Unterhaltung des Abends sorgten Christoph Schunke (1791-1856), erster Hornist der Großherzoglichen Hofkapelle, Franz Mayerhofer (1815-1862), Großherzoglicher Hofsänger und Hofschauspieler, und Friedrich Krug (1812-1892), Mitglied des Großherzoglichen Hoftheaters, und natürlich Zoche-Zochetti selbst. Das Programm war dem Zeitgeschmack entsprechend bunt gemischt. Das Unterhaltungsblatt der Karlsruher Zeitung Der Gesellschafter notierte in seiner Monatsübersicht: "Musikalisch-deklamatorische Abendunterhaltung für die Mitglieder, worin Herr Zoche-Zochetti ein Potpourri für Guitarre und mehre Deklamationen, Herr Hofmusikus Schunke ein Solo für's Horn, und Herr Mayerhofer zwei Lieder für Baß vortrug. Herr Krug begleitete mit dem Klavier“ (G 49/1847, S. 4).
Vom Großherzogtum Baden reiste Zoche-Zochetti in das Königreich Bayern, nach Unterfranken und Aschaffenburg. Am 10. März bezog er Quartier im Gasthof Zum Adler in Aschaffenburg. Am 15. März gab er im Saal der Gesellschaft "Frohsinn" eine musikalische Abendunterhaltung (vgl. Aschaffenburger Zeitung 63/1847, S. 4). Der Saal befand sich im Gasthaus Zu den drei Hasen am Scharfen Eck.
Im Juni reiste Zoche-Zochetti aus gesundheitlichen Gründen erneut ins Herzogtum Nassau. Diesmal hielt er sich vom 18. bis zum 25. Juni zur Kur in Ems auf. Er wohnte als Kurgast im Gasthof Zur goldenen Traube (vgl. Bad Ems 1847, S. 73.85.97). Ems hatte einen guten Ruf als Kurort für Katarrh und Asthma.
Von Ems aus reiste Zoche-Zochetti in die Rheinprovinz. Vom 21. bis 28. Juli 1847 wohnte er im Mainzer Hof in Bonn (vgl. Bonner Wochenblatt 200/1847. S. 4; 203/1847, S. 4; 207/1847. S. 4). Am 23. Juli kündigte das Bonner Wochenblatt die Anwesenheit des Künstlers in Bonn an: "Wie wir hören, beabsichtigt Herr Guitarrist Zoche Zochetti eine musikalische Abend-Unterhaltung, auf die wir jeden Musikfreund mit voller Ueberzeugung hiermit aufmerksam machen, hierselbst zu veranstalten. Der bescheidene anspruchslose Künstler, dem nicht allein die musikalischen Zeitungen, sondern auch das Brockhausische Conversationslexikon längst einen gebührenden Rang in der musikalischen Welt angewiesen, ist vorzüglich Meister im Flageolet, das er mit bewunderungswürdiger Fertigkeit seinem schwierigen Instrumente zu entlocken weiß, dessen Erklingen den Zuhörer unwillkürlich in die paradiesischen Gefilde unter dem südlichen Himmel versetzt. D.“ (BW 201/1847. S. 4).
Zoche-Zochetti verfolgte in Bonn eine neue Werbestrategie, die er auch in Zukunft beibehalten sollte. Er schaltete jeweils zwei Anzeigen in den Lokalzeitungen, eine allgemeine, in der er sich unter Berufung auf das Brockhaus-Konversationslexikon als Künstler von Rang vorstellte, und eine spezielle, in der er auf die von ihm angebotene Abendveranstaltung hinwies. Dass Zoche-Zochetti erst jetzt den Brockhaus-Eintrag zu Werbezwecken nutzte, lag daran, dass er seinen Namen erst in der achten Auflage des Brockhaus entdeckt hatte (vgl. StAGR B/N 1361 Nr. 0758). Unter dem Stichwort "Guitarre" hieß es im Brockhaus von 1834: "… nächst Giuliani und Sor zeichneten sich besonders Zocchi und Gärtner als Guitarristen aus" (Allg. deutsche Real-Encyklopädie 1834, S. 1017). Aufgrund dieser Einschätzung der Brockhaus-Redaktion konnte er mit Fug und Recht behaupten, zu den besten Gitarristen Europas zu gehören.
Am 24. Juli kündigte er für denselben Tag eine musikalisch-humoristische Unterhaltung im "Saale des Hrn. Blintzler in der Baumschule" an (Bonner Wochenblatt 202/1847. S. 4). Bei dem Saal handelte es sich um das ehemalige Gärtnerhaus der Kurfürstlichen Baumschule, das von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn als Gaststätte an Gewerbetreibende verpachtet worden war. Das kleine Haus bot nur Platz für 20 bis 30 Personen. Es ist aber davon auszugehen, dass der Pächter, in diesem Fall Th. Blintzler, in den Sommermonaten drinnen und draußen bewirtete.
Ende Januar 1848 kam Zoche-Zochetti in Köln an. Ermutigt durch die Erwähnung im Brockhaus, stellte er sich in der Kölner Zeitung vom 30. Januar als "einer der größten jetzt lebenden Virtuosen auf der Guitarre" vor: "Ein schöner Genuß steht nächster Tage unserer Stadt bevor. Der rühmlichst bekannte Guitarrespieler Zoche Zochetti gedenkt während seiner Anwesenheit in Köln eine musicalisch-declamatorische Abendunterhaltung zu geben, worauf wir jeden Musikfreund besonders aufmerksam machen. Zoche Zochetti, herzogl. sächsischer Kammermusicus, ist anerkannt einer der größten jetzt lebenden Virtuosen auf der Guitarre, und dieses Urtheil wird nicht nur durch Zeitungs-Kritiken bestätigt, sondern auch das Brockhaus'sche Conversations-Lexikon hat dem bescheidenen Künstler längst den gebührenden Platz angewiesen. Mit einer erstaunlichen Fertigkeit eine wundervoll-liebliche Phantasie verbindend, leitet der Künstler die Seele in die Zaubersphäre einer wahren Harmonie; in sanften, lieblichen Accorden klingend, berührt sein Spiel die innersten Gefühle Herzens, wehmüthig und sanft, feierlich und heilig; rauschend in gewaltigen Accorden ergießt sich sein Genius, Alles dahin reißend und der ahnenden Seele ein neues Gebiet von Wonne, eine neue Region der Freude und Schönheit öffnend. x." (KöZ 30/1848, S. 10),
Die Selbstdarstellung blieb nicht ohne Wirkung. Der Kölner Schokoladenfabrikant Franz Stollwerck (1815-1876) engagierte Zoche-Zochetti für eine musikalisch-humoristische Abendunterhaltung im Café Royal. Stollwercks Café in der Schildergasse 49 war eine Mischung aus Kaffeehaus, Konditorei und Weinstube mit Ballsaal. Im Revolutionsjahr 1848 wurde es auch zum politischen Treffpunkt. Am 25. März, nach Ausbruch der Märzrevolution, wurde das Café Royal in Deutsches Kaffeehaus umbenannt (vgl. Karlsruher Zeitung 88/1848, S. 3). Doch von revolutionärer Aufbruchstimmung war bei Zoche-Zochettis Veranstaltung nichts zu spüren. Am 31. Januar trat der Gitarrist im Damen-Salon des Café Royal auf (KöZ 31/1830, S. 12).
Vor allem mit Damen hatte es Zoche-Zochetti auch in Wipperfürth zu tun. In der alten bergischen Stadt trat er am 8. Februar auf. Am 9. Februar, dem Gedenktag der Apollonia, richteten einige tanzfreudige Damen eine Bitte an den Künstler, die am 12. Februar im Wipperfürther Kreis-Intelligenz-Blatt veröffentlicht wurde:
"Heil dem Tag, an dem du uns erschienen sc. sc.
An Herrn Zoche-Zochetti.
Motto: „Das Leben ein Tanz“ Fanny Elsler.
In Ihrer gestrigen Abendunterhaltung haben Sie uns, gefeierter Künstler, die frohe Botschaft gebracht, daß in America nunmehr auch eine Dampf-Tanz- oder Tanz-Dampf-Maschine erfunden worden sei.
Diese Nachricht war uns Balsam für die bei jedem Balle auf’s Neue aufbrechenden Wunden unserer durch das Sitzenbleibenmüssen - (auf Deusch Schimmeln) - tief verletzten Herzen. Doch Sie können nicht allein Linderung, nein Sie können uns sogar Heilung dieser Wunden verschaffen; theilen Sie uns nämlich nun auch den Namen und den Wohnort des mit ewigem Ruhme gekrönten Erfinders dieser Maschine mit, damit wir dadurch in den Stand gesetzt werden, dem hier schon so lange gefühlten Bedürfnisse durch Anschaffung einiger dieser überseeischen Dampf-Tänzer schleunigst abhelfen zu können.
Bitte, bitte, bester Herr Zochetti! seien Sie nun auch so Damenfreundlich und erfüllen Sie bald, recht bald die Bitte Ihrer Ihnen schon jetzt zum aufrichtigsten Danke verpflichteten tanzlustigen Damen. W., am Tage Apollonia’s" (WKI 13/1848, S. 4).
Die Anzeige beweist, dass es Zoche-Zochetti gelang, an seinen Abenden eine gesellige und humorvolle Atmosphäre zu schaffen. Sein Humor war kein derber Humor, keine politische Satire, sondern ein Humor, der die komischen und skurrilen Seiten des Lebens betonte und Lebensfreude vermittelte. Der humoristische Vortrag über die Tanz-Dampf-Maschine ermutigte die tanzfreudigen Damen in Wipperfürth, die Tanzfaulheit ihrer Männer öffentlich zum Thema zu machen. Das stimmungsvolle Ergebnis macht deutlich, welche Vorteile ein kleiner provinzieller Rahmen gegenüber einem großen Konzertsaal hat.
Aus der Rheinprovinz kehrte Zoche-Zochetti nach Westfalen zurück. Über Arnsberg reiste er nach Münster. Dort wohnte er um den 24. März beim Gastwirt Neuhaus gegenüber der Ludgeri-Kirche (vgl. Westfälischer Merkur 73/1848, S 4).
Für die Zeit von April 1848 bis Juni 1853 gibt es nur wenige Quellen zu Zoche-Zochetti. Die Frage, ob und inwieweit Zoche-Zochetti an der Märzrevolution beteiligt oder von ihr betroffen war, kann nicht beantwortet werden. Nach der Niederschlagung der Revolution flohen viele Deutsche ins Ausland, vor allem nach Frankreich, England und in die Schweiz. Es ist wohl kein Zufall, dass sich in den Konzertanzeigen von Zoche-Zochetti ab 1853 Hinweise auf Aufenthalte in England und der Schweiz finden. So berichtete Zoche-Zochetti am 6. Juli 1853 im Intelligenz- und Wochenblatt für Frankenberg mit Sachsenburg und Umgegend, dass er "nicht nur allein in der Schweiz, Frankreich, Holland und England, sondern auch in Italien, dem Heimathslande der Guitarre, mit Enthusiasmus aufgenommen" worden sei (IWFS 53/1853, S. 4). Man kann also davon ausgehen, dass sich Zoche-Zochetti irgendwann zwischen Herbst 1848 und Sommer 1853 in England und in der Schweiz aufgehalten hat.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1848 hielt sich Zoche-Zochetti in Norddeutschland auf. Am 13. Juni 1848 trat er zusammen mit dem einheimischen Sänger und Schauspieler J. Merkel im Gasthaus Zum Hof von Oldenburg in Jever auf. Zoche-Zochetti gestaltete den Abend mit Gitarrenmusik und Vorträgen à la Saphir, während Merkel zur Klavierbegleitung sang (vgl. Beilage zum Jeverschen Wochenblatt 24/1848, S. 2).
1850 war er im Herzogtum Schleswig. Möglicherweise hatte sich Zoche-Zochetti zwischenzeitlich in England aufgehalten. Kurz vor dem 18. Februar 1850 traf er, von Lüneburg kommend, in der Hansestadt Lübeck ein und übernachtete in Steinhagens Hotel. Am 18. Februar gab er im dortigen Stadttheater in der Pause zwischen zwei Aufführungen und am Ende der Vorstellung ein Gitarrenkonzert (vgl. Lübeckische Anzeigen 41/1850, S. 7). Am 21. Juni 1850 trat er abends im Gasthof von Theodor Windahl in Friedrichstadt auf (vgl. Dithmarser und Eiderstedter Bote 25/1850, Sp. 12). Es war die Zeit der Schleswig-Holsteinischen Erhebung (1848-51). Kurz darauf, im Oktober 1850, wurde die Stadt von schleswig-holsteinischen Truppen belagert und fast vollständig zerstört. Um den 28. August übernachtete Zoche-Zochetti, vom Seebad Travemünde kommend, wieder in Steinhagens Hotel in Lübeck (vgl. Beilage zu den Lübeckischen Anzeigen 202/1850, S. 4).
1853 hielt sich Zoche-Zochetti im Herzogtum Sachsen-Altenburg auf. Möglicherweise war er zwischenzeitlich in die Schweiz gereist. Er beantragte bei der Landesregierung zu Altenburg die Ausstellung eines Passes für eine Kunstreise nach Griechenland (vgl. LThStA, 5929, 1-14-0005). Doch er muss es sich anders überlegt haben. Denn ab Juli 1853 reiste er wieder kreuz und quer durch Deutschland.
Ab Mitte 1853 bereiste Zoche-Zochetti Sachsen. An seiner Werbestrategie hatte sich vordergründig nichts geändert. Wie gewohnt stellte er sich dem Publikum in den Lokalzeitungen als "einer der größten jetzt lebenden Virtuosen auf der Guitarre" vor, um in einer weiteren Anzeige die von ihm angebotene Abendveranstaltung anzukündigen. Etwas war jedoch neu. In den Pausen seiner Veranstaltungen bot er Gewinnspiele an und verteilte Preise.
Dieses kleine Detail zeigt, dass sich die Zeiten nach der gescheiterten Märzrevolution von 1848 geändert hatten. Das Biedermeier war vorbei. Das Zeitalter der industriellen Revolution und des Realismus brach an. Die Gegenwart wurde nüchterner betrachtet, die materielle Wirklichkeit trat gegenüber der geistigen in den Vordergrund. Es genügte nicht mehr, dass Zoche-Zochetti sein Publikum mit Musik, Ernst, Scherz und Humor unterhielt. Er musste auch belangloses Vergnügen, oberflächliche Zerstreuung und materielle Anreize bieten, damit das Publikum zu ihm kam.
Die Zahl der Quellen, in denen Zoche-Zochetti namentlich erwähnt wird, nimmt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts rapide ab. Es ist anzunehmen, dass Zoche-Zochetti mit seinem Unterhaltungsprogramm vermehrt in der Provinz unterwegs war. Sein Arbeitsalltag dürfte aus viel Routine und wenigen Höhepunkten bestanden haben. Jedenfalls empfand er sein unstetes Leben als reisender Künstler als Belastung. In einem Brief an Carl Bansi klagte er, dass er "trotz seiner hohen Jahre noch nicht zur Ruhe gelangen" könne (StAGR B/N 1361 Nr. 0758). Doch der alternde Künstler hatte immer noch seinen Humor, um dem tristen Alltag zu trotzen.
Am 6. Juli 1853 trat Zoche-Zochetti im Gasthof Zum schwarzen Roß in Frankenberg an der Zschopau auf. Das Gebäude am Marktplatz diente auch als Posthalterei. So war der Besitzer Carl Heinrich Hubold zugleich Posthalter und Gastwirt: "Zoche-Zochetti, Hof-Guitarrist Sr. Hoheit des Herzogs zu Sachsen-Altenburg, wird die Ehre haben, heute, Mittwoch, den 6. Juli 1853, im Saale des Herrn Posthalter Hubold ein Divertissement für Musik, Ernst, Scherz und Humor zu geben. Eintrittspreis à Person 4 Ngr. Billets sind im Gasthofe zum schwarzen Roß zu haben. Anfang der Production um 8 Uhr. In der Zwischenpause drei Preis-Räthsel für Herren, dann für verheirathete und für ledige Damen. Als Preis der Auflösung werden 3 Lithophanien (Durchscheinbilder) in brillanter Farbe überreicht" (Intelligenz- und Wochenblatt für Frankenberg mit Sachsenburg und Umgegend 53/1853, S. 4). Die Mitglieder der Vereine "Museum" und "Erholung" hatten freien Eintritt zum Konzert. Der Veranstalter wurde von den Vorständen aus der Vereinskasse bezahlt (vgl. ebd.).
Zoche-Zochettis Idee, Lithophanien als Preise zu vergeben, muss beim Publikum gut angekommen sein. Zumindest waren die durchscheinenden Bilder Mitte des 19. Jahrhunderts sehr beliebt. Die Lithophanien wurden in Porzellanmanufakturen hergestellt. Sie konnten vor eine Fensterscheibe gehängt oder zu einer Lampe zusammengesetzt werden, die von innen mit einer Kerze beleuchtet wurde. Die von Zoche-Zochetti verteilten Durchscheinbilder waren jedoch keine aufwendig hergestellten Porzellanlithophanien. So mancher Besucher wird daher von den Preisen enttäuscht gewesen sein. Der Begriff "Lithophanie" sollte von Zoche-Zochetti fortan nicht mehr verwendet werden.
Am 24. Juli 1853 trat Zoche-Zochetti mit dem gleichen Programm im "Saal des Herrn Schladitz" im Gasthof Zur Stadt Wien in Zschopau auf (Wochenblatt für Zschopau und Umgegend 30/1853, S. 235). Als Preise lobte er diesmal "Lichtbilder in beliebiger Farbe" aus und bot Interessenten an, "die Anfertigung der Bilder schnell [zu] erlernen" (ebd. S. 238).
Ab Ende des Jahres bereiste Zoche-Zochetti die bayerischen Regierungsbezirke Oberfranken, Unterfranken und Aschaffenburg sowie die Pfalz.
Zum Jahreswechsel 1853/54 hielt er sich in Bayreuth auf. Um den 30. Dezember 1853 wohnte er im Gasthof Zur goldenen Sonne (vgl. Bayreuther Zeitung 362/1853, S. 1142). Am 5. Januar 1854 hielt er einen Vortrag im "unteren Gesellschafts-Lokale" der Harmonie-Gesellschaft (Bayreuther Zeitung 5/1854, S. 18). Die Gesellschaft traf sich im Palais d’Adhémar zwischen Altem Schloss und Schlosskirche. Sie hatte das noble Wohnhaus 1805 wegen seiner hervorragenden Lage für 13200 Gulden erworben (vgl. Harmoniegesellschaft zu Bayreuth 1853, S. 10).
Am 12. Februar veranstaltete Zoche-Zochetti im Bamberger Gasthaus Zum schwarzen Adler einen sonntäglichen Unterhaltungsnachmittag mit Preisrätseln (vgl. Bamberger Zeitung 43/1854, S. 4). Von dort ging es weiter nach Würzburg. Am 26. und 27. Februar, am 1. März und am 8. März 1854 ist der Name Zoche-Zochetti im Fremdenbuch des Gasthofes Zum Schwan eingetragen (vgl. Würzburger Abendblatt 50/1854, S. 200; 52/1854, S. 200; 59/1854, S. 236). Am 1. und 2. April übernachtete er im Gasthaus Zum Adler (vgl. Würzburger Anzeiger 92/1854, S. 4; Würzburger Abendblatt 80/1854, S. 337). Am 25. April gab er im Casino Aschaffenburg ein musikalisch-deklamatorisches Divertissement (vgl. Aschaffenburger Zeitung 100/1854, S. 4).
Am 28. Oktober trat er nach sechzehn Jahren wieder in Neustadt an der Haardt auf. Seine Unterhaltung mit Musik, Ernst, Scherz und Humor fand beim Bierwirt Frank statt, mit Preisrätseln in der Pause (Neustadter Zeitung 129/1854, S. 4).
1855 bereiste Zoche-Zochetti die Rheinprovinz. Um den 24. April 1855 übernachtete er im Hôtel de l’Union in Cochem an der Mosel (vgl. Cochemer Anzeiger 33/1855, S. 4). Anfang Juli traf er in Bonn ein. Er wohnte im Gasthof Zum Schwanen in der Sternstraße. Am 7. Juli gab er seine Ankunft in der Bonner Zeitung bekannt und erinnerte daran, dass er "hier bereits schon vor zehn Jahren in einem Concerte seine Meisterschaft bewährte" (BZ 153/1855, S. 4). Drei Tage später gab er im Saal der Lesegesellschaft eine Soiree in Musik, Ernst, Scherz und Humor mit Preisrätseln in der Pause (vgl. BZ 154/1855, S. 4; 155/1855, S. 4). Die Bonner Lese- und Erholungsgesellschaft hatte ihren Sitz im ehemaligen Haus des Stadtrats Nicolaus Forstheim am Hofe 50, das 1834 durch einen Anbau um einen Ball- und Konzertsaal erweitert wurde (vgl. Bonner Wochenblatt 449/1819, S. 4; 23/1827, S. 3; 20/1834, S. 2).
Fünf Monate später, am 20. September, quartierte sich Zoche-Zochetti im Gasthof Zu den Drei Kronen im fränkischen Bamberg ein. Nach dem Fremdenbuch des Gasthofes kam er aus Berlin (vgl. Tag-Blatt der Stadt Bamberg 260/1855, S. 1200).
Ab Oktober setzte er seine Reise durch die Rheinprovinz fort. Ende Oktober traf er in Mülheim ein. Auch hier erinnerte er daran, dass er "schon vor etwa 10 Jahren hier seine Meisterschaft in einem Concerte bewährte". Am 25. Oktober trat er vor der Casino-Gesellschaft im Gasthaus Zum Rheinberg als Gitarrist auf (vgl. Mülheim-Sieger Kreisblatt 73/1855, S. 4). Etwa fünf Monate später, im März 1856, ließ er sich in der Industriestadt Elberfeld in einigen privaten Zirkeln hören. Dort gab er am 19. März im Café-Restaurant von Gustav Hüber jr. am Hofkamp auf "Wunsch mehrerer Kunstfreunde" eine Soiree (Täglicher Anzeiger für Berg und Mark 67/1856, S. 3). Im April war er in Düren und wohnte beim Gastwirt Frings im Trierer Hof. Am 13. April veranstaltete er im neuen Casino eine Soiree für Musik, Ernst, Scherz und Humor. Das Casino-Gebäude befand sich am Viehmarkt. Die unteren Wirtschaftsräume waren an den Gastwirt Mathias Heidgen verpachtet. Für besondere Veranstaltungen nutzte die Gesellschaft den großen Saal im Obergeschoss. Als Preise gab es diesmal nicht nur drei durchscheinende Bilder, sondern auch "drei Toiletten-Geheimnisse, eine für Damen sehr erfreuliche Gabe" (Dürener Anzeiger 30/1856, S. 4; Verkündiger für den Kreis Düren 30/1856, S. 4). Bei den drei Schönheitsrezepten handelt es sich um 1. das "Waschwasser der Königin von England zur Verschönerung der Haut", 2. das "Mittel der orientalischen Damen, die Haare bis in das hohe Alter schön zu erhalten", und 3. das "Mittel der Spanierin, die Zähne weiß zu halten" (StAGR B/N 1361 Nr. 0758).
Zoche-Zochetti reiste weiter nach Westen bis an die holländische Grenze. Am 19. Juni 1856 veranstaltete er im Haus der "Societät" in Emmerich eine Soiree, bei der Durchscheinbilder und Geheimnisse der Schönheitspflege als Preise ausgelobt wurden (vgl. Bürger-Blatt für die Kreise Rees, Borken und Cleve 49/1856, S. 4). Anschließend bereiste er Westfalen. In der Industriestadt Iserlohn gab er am 31. August 1856 in der Gastwirtschaft von Heinrich Kellerkamp eine Soiree mit Preisrätseln (vgl. Iserlohner Kreisblatt 70/1856, S. 3f.).
Ende 1856, Anfang 1857 hielt sich Zoche-Zochetti in Minden auf. An einem Sonntag, wahrscheinlich am 4. Januar 1857, veranstaltete er im dortigen Bürgerverein ein "Divertissement in Musik, Ernst, Scherz und Humor". Die Karten für das Divertissement gab es bei dem Konditor Carl Bansi (1820-1873), einem Förderer des kulturellen Lebens in Minden. Das Plakat der Veranstaltung ist heute noch erhalten und wird im Staatsarchiv Graubünden aufbewahrt. Das Programm sah wie folgt aus:
"Erste Abtheilung.
1) Grand Potpourri concertando, für Guitarre, Introduction, Thema von Auber; Thema aus dem Opferfest, von Winter; Thema von Bellini; Thema aus dem Freischütz, von Weber; Walzer-Thema's von Giuliani; Thema aus Don Juan von Mozart; Harfen-Thema von Spohr, arrangirt für die Guitarre von Metfessel; Finale (Manuscript).
2) Die erste Liebe auf dem Ball, oder: der Liebe Macht und ihre Grenze. Humoristische Mittheilung eines wahren Vorfalles in Berlin.
3) Was ist richtig: gegessen oder geessen? Dieser originelle Aufsatz ist über hundert Jahre alt - und dient als Beweis, wie schon unsere Vorfahren über Rechtschreibung urtheilten.
4) Reminiscenzen aus dem Kriegsleben - Rondo Militaire für Guitarre von Kreutzer; Introduction, Volkshymne; Aufruf zu den Waffen; Marsch; Feldzeichen; Rondo; Sieges-Melodie, Finale.
5) Der Honved und der Russe. Eine Begebenheit aus dem ungarischen Kampfe. Erklärung einiger vorkommenden ungarischen Wörter: Honved ist ein Krieger des Landsturms. Mathratal liegt in den Karpathen. Pusta heißen die unabsehbaren flachen Haiden Niederungarns. Eljen! welches "Ejen!" gesprochen wird, ist ein Jubelruf, ein Lebehoch. Diese Dichtung, in Wien gedruckt, wurde mit grossem Beifall auf der Bühne in Saphirs Akademie vorgetragen.
Zweite Abtheilung.
1) Ansichten über Brautstand und Ehestand - in humoristischen Wortspielen.
2) Der Kinder Schutzgeist, oder: die geretteten Knaben, von Sydow. Musik von Zoche-Zochetti. Monodrama. Die Bemerkung wird nicht überflüssig sein, dass diese Piece in dem Style der Troubadours des Mittelalters vorgetragen wird.
3) Nicht zu übersehen! Eine Parodie auf die pompösen Ankündigungen in öffentlichen Blättern.
4) Das Urtheil in einer Damengesellschaft über die Taube aus der Arche Noahs.
5) Recept aus einem englischen Kochbuche zu einem Gericht, genannt: Mariage.
6) Spanisch (El Ole der Pepita)." (StAGR B/N 1361 Nr. 0758)
Das Plakat, auf dem Ort, Zeit und Eintrittspreis handschriftlich eingetragen werden mussten, ließ Zoche-Zochetti bei Frick & Co. in Harburg drucken. Das Programm richtete sich gleichermaßen an Frauen und Männer und berücksichtigte auch Familien, für die Familien-Billets zum Abonnementpreis angeboten wurden. Die Palette der Darbietungen war breit gefächert. Lesungen und musikalische Darbietungen wechselten sich ab. Die vielen internationalen Bezüge deuten darauf hin, dass Zoche-Zochetti dem Provinzpublikum etwas von der großen, weiten Welt vermitteln wollte, die er gesehen hatte.
Das Gitarrenspiel hatte der 64-Jährige nicht vernachlässigt. Im Gegenteil: Die Gitarrenmusik war ein wichtiger Bestandteil seiner Veranstaltung. Mit einem ausgedehnten Potpourri beliebter Opernmelodien stimmte er sein Publikum auf den bunten Abend ein. Seinem Vortrag über die Königlich Ungarische Landwehr stellte er ein Rondo Militaire voran. Mit Gitarrenmusik untermalte er eine kinderfreundliche Geschichte. Den Abschluss bildete der Flamencotanz "El Olé", den die spanische Tänzerin Pepita de Oliva (1830-1871) in den Jahren 1852 und 1853 in Frankreich, Deutschland und Österreich bekannt gemacht hatte.
Das Plakat ist insofern bemerkenswert, als es Zoche-Zochettis Verständnis von Humor in einem kurzen Kommentar zum Ausdruck bringt. Der Künstler kritisiert hier deutlich die humorlose und ungerechtfertigte Zensur satirischer Texte in der Zeit der Restauration und Reaktion, um dann dem Publikum den Humor als Bewältigungsstrategie und authentische Lebenshaltung in einer humorlosen Zeit zu empfehlen6.
Am 11. Januar 1857 trat Zoche-Zochetti in Stadthagen in der Grafschaft Schaumburg auf. Sein Konzert im dortigen Gesangverein war mit 126 Zuhörern ungewöhnlich gut besucht. In Stadthagen schrieb er am 10. und 13. Januar 1857 zwei Briefe an Carl Bansi. Er schickte ihm einen biografischen Aufsatz für eine Publikation und äußerte den Wunsch, sein bewegtes Leben, das einem Abenteuerroman gleiche, einmal niederschreiben und veröffentlichen zu dürfen. Als Kontaktadresse, unter der er immer erreichbar war, gab er an: G. Probst, Ilsenburg im Harz bei Wernigerode. Am 14. Januar reiste er weiter nach Wunstorf bei Hannover (vgl. StAGR B/N 1361 Nr. 0758).
Ende August 1857 trat Zoche-Zochetti in Wetzlar auf, einer Exklave der Rheinprovinz. Er wohnte im Gasthof Zum Rheinischen Hof. Am 31. August gab er im Casino-Saal des Gasthauses Zum Römischen Kaiser eine Soiree, diesmal mit "gütiger Unterstützung hiesiger Musikfreunde". Der größere Aufwand diente einem guten Zweck. Die Hälfte des Erlöses war für die "durch Brandlegung verunglückte preußische Stadt Bojanowo" bestimmt (Wetzlarer Kreis- und Anzeige-Blatt 67/1857, S. 2f.). Die 80 Kilometer südlich von Posen gelegene Stadt war am 12. August durch ein Feuer fast vollständig zerstört worden. Etwa 2000 Menschen verloren ihr Zuhause.
Am 16. September 1857 gab Zoche-Zochetti eine Soiree im Gasthaus "Zum Kronprinz" in Siegen. Auch hier spendete Zoche-Zochetti die Hälfte der Einnahmen für einen guten Zweck. Das Geld kam den Opfern einer Brandkatastrophe im benachbarten Wilgersdorf zugute. Dort waren am 31. August und 2. September 1857 zwei Großbrände ausgebrochen, denen 26 Häuser, die Schule und eine Kapelle zum Opfer fielen. Das Gewinnspiel in der Pause und das Tanzangebot am Ende der Veranstaltung sollten die Zielgruppe der Damen ansprechen: "In der Zwischen-Pause einige Preisräthsel für Damen, für deren Lösung die verheiratheten Damen fünf chemische Wirthschafts-Recepte, und die unverheiratheten Damen drei Toiletten-Anweisungen erhalten. Sollte nachher der Wunsch zu einem soliden Tanz-Vergnügen laut werden, so wird auch diesem so dringenden Bedürfniß schnell abgeholfen werden" (Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen 74/1857, S. 4).
Anfang Januar 1858 hielt sich Zoche-Zochetti offenbar in Hannover auf. Zumindest existiert der Umschlag eines Briefes an Carl Bansi, der am 10. Januar 1858 in Hannover aufgegeben wurde (vgl. StAGR B/N 1361 Nr. 0758). Ende 1858 kehrte Zoche-Zochetti nach Sachsen zurück. Um die Jahreswende 1858/59 gab er in Dippoldiswalde eine musikalische Abendunterhaltung (vgl. Weißeritz-Zeitung 101/1858, S. 619). Mit seinem Gitarrenspiel konnte der 66-Jährige die Zuhörer noch immer begeistern. Am nächsten Tag folgten ihm "viele Verehrer" nach Naundorf, um "dasselbe Programm nochmals hören zu können" (ebd. 5/1859, S. 26).
Am 10. Januar 1859 trat Zoche-Zochetti im Gasthof Zum goldenen Löwen in Altenberg auf. Das Publikum war begeistert, die Kritik euphorisch: "Dieser Zochetti war's, der durch seine unübertroffenen Leistungen alles bisher Gehörte in den Hintergrund drängte. Mit einem 'grand potpourri concertando' das Programm seiner Vorträge beginnend, fühlten die Zuhörer bald, daß man keinen gewöhnlichen Künstler vor sich habe; die 'Reminiscenzen aus dem Kriegerleben' vortragen zu hören (auf der Guitarre), - nein, das ging über Alles! Man fühlte sich förmlich in's Kriegsgetümmel versetzt; - was Wunder, daß unser bekannter 'Dicker' des Wirthes Töchterlein für eine Marketenderin ansah! Nein, rief er öfter aus, so was hab' ich für mein Geld noch nicht gehört! Wurde nun das Publikum durch diese musikalischen Vorträge sattsam befriedigt, so steigerte sich der Beifall über die ernsten und humoristischen Vorträge zum Enthusiasmus, und man weiß nicht, was geschehen wär', hätte nicht eine Dame mit einer rothen Schleife unsern Künstler außer Fassung gebracht. Mit einem Wort: der Künstler ist in musikalischer Beziehung unübertrefflich, in rhetorischer aber dem Franz Bacherl (dessen Photographie nebst Bruchstück seiner Vorlesungen der Bazar 1857, Nr. 33 bringt) würdig zur Seite zu stellen" (ebd.).
Der positive Eindruck, den Zoche-Zochetti in Altenberg hinterließ, wurde allerdings durch ein Ereignis getrübt, das in der lokalen Presse nur vage beschrieben wurde. Fünfzehn Tage nach seinem Auftritt beklagte sich die Weißeritz-Zeitung über den "üble[n] Eindruck", den das "beispiellos unverschämte Auftreten eines Zoche-Zochetti hervorgerufen“ habe (WZ 7/1859, S. 37; vgl. ebd. 9/1859, S. 53).
Mitte des folgenden Jahres hielt sich Zoche-Zochetti im Großherzogtum Oldenburg auf. Am 3. Juli 1860 veranstaltete er im Gasthof "Zum Hof von Oldenburg" in Jever eine Soiree mit Preisrätseln (vgl. Jeversches Wochenblatt 79/1860, S. 4).
Zweieinhalb Jahre später bereiste Zoche-Zochetti das Königreich Württemberg. Im Februar 1863 trat er in Ludwigsburg und Hohenheim auf. Am 25. Februar bedankte er sich im Schwäbischen Merkur für die "freundliche wohlwohlende [sic] Aufnahme" bei seinen Vorträgen in der Ludwigsburger Museumsgesellschaft, im Gesangverein und in Familien (SM 47/1863, S. 372). Die Museumsgesellschaft hatte ihren Sitz im ehemaligen Palais des Prinzen Friedrich von Württemberg (1754-1816) in der Poststraße.
Etwa ein Jahr später hielt sich Zoche-Zochetti in der Provinz Westfalen auf. In der ersten Märzhälfte 1864 spielte er vor der Casino-Gesellschaft in Limburg an der Lenne. Am 12. März bedankte er sich im Iserlohner Kreisblatt bei den Mitgliedern der Gesellschaft und dem "zahlreichen lieblichen Damenkranz" für die Teilnahme (IK 21/1864. S. 4). Am 20. März gab er ein Divertissement für Musik, Ernst, Scherz und Humor in der Gesellschaft "Verein" in Iserlohn (vgl. Iserlohner Kreisblatt 23/1864. S. 4). Am 1. Mai trat gab er eine Soiree im Hotel Zum Kölnischen Hof in der Nähe des Marktplatzes in Dortmund. In seiner Ankündigung lockte er mit Preisrätseln und gastronomischen Erlebnissen: "Es kann dabei restaurirt werden" (Dortmunder Anzeiger 51/1864, S. 2).
Anderthalb Jahre später verschlug es Zoche-Zochetti ins Königreich Sachsen. Am 28. Oktober 1865 trat er erneut in Frankenberg an der Zschopau auf, diesmal im Gasthaus von August Wagner. Das Programm war im Wesentlichen das gleiche wie zwölf Jahre zuvor: "Unterhaltung in Musik, Ernst, Scherz und Humor, vorgetragen von dem Hof-Guitarrist Zoche-Zochetti. In der Zwischenpause: ein Anekdotenkranz von Saphir und sechs Preisräthsel für Herren und Damen mit Preisvertheilung." Wohl zum letzten Mal präsentierte sich Zoche-Zochetti in Frankenberg als "einer der größten jetzt lebenden Virtuosen auf der Guitarre" (Frankenberger Nachrichtsblatt 86/1865, S. 759).
1866 reiste Zoche-Zochetti nach Bayern. Etwa vom 9. bis 28. August 1866 wohnte er im Gasthof Stachus am Karlsplatz in München. In das Fremdenbuch des Gasthofes trug er als Beruf Schauspieler ein (vgl. Münchener Tages-Anzeiger und Fremden-Blatt 222/1866, S. 2059; 241/1866, S. 2201). Am 14. November hielt er im Café von August von Zabuesnig in der Theresienstraße in Ingolstadt einen musikalisch-humoristischen Vortrag (vgl. Ingolstädter Tagblatt 269/1866, S. 1075).
Seinen letzten großen Auftritt als Gitarrist hatte Zoche-Zochetti im Rheinland. Am 27. Juni 1867 konzertierte der 75-Jährige im Aachener Stadttheater. Zusammen mit dem Hofzitherspieler Friedrich Kroll trat er in einem nichtöffentlichen Konzert vor der Gesellschaft "Concordia" auf (vgl. Aachener Zeitung 176/1867, S. 3; Echo der Gegenwart 173/1867, S. 6). Anlässlich eines Konzerts am 14. April 1867 wurde Kroll im Zweibrücker Wochenblatt als "Hofcitherspieler und Citherlehrer Ihrer Majestät der Königin von Belgien" vorgestellt: "Herr Kroll, durch seine gediegenen Kompositionen schon vielen Citherspielern bekannt, war langjähriger Schüler des Konservatoriums in Brüssel und ist Meister auf vielen Instrumenten, als: Violine, Flöte, Philomelo sc., auf der Cither leistet er Unglaubliches. So spielte er z. B. die schwerste Klaviermusik, als: Sonaten von Mozart, Beethoven, Kuhlau sc., Ouverturen sc. vollständig auf der Cither“ (ZW 45/1867, S. 4).
Für die Zeit von Mai 1867 bis Oktober 1870 gibt es kaum Quellen über Zoche-Zochetti. Um den 23. Mai 1869 übernachtete er in Brockmüllers Hotel in Lübeck. Als Beruf gab er Schauspieler an (vgl. Beilage 1 zu den Lübeckischen Anzeigen 121/1868, S. 8). Im November 1870 war er in Bayern. Um den 23. November wohnte er im Gasthof Stachus in München. Diesmal trug er sich als Privatier in das Fremdenbuch des Gasthofes ein (vgl. Münchener Tages-Anzeiger 328/1870, S. 2778).
Das Jahr der Reichsgründung 1871 brachte für Zoche-Zochetti tiefgreifende Veränderungen. Zum einen musste der 79-Jährige aus Altersgründen sein virtuoses Gitarrenspiel aufgeben und seine Reisetätigkeit einschränken. Dadurch verschlechterte sich seine finanzielle Situation zusehends. Zum anderen erreichte die nationale Begeisterung in Deutschland nach dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) neue Höhen. Die patriotische Euphorie führte in vielen Städten zur Gründung von Kriegervereinen. Zoche-Zochetti nutzte die Gunst der Stunde und trat fortan auf seinen Reisen als Kriegs- und Kunstveteran auf. In seinen Veranstaltungsankündigungen machte er sich zwei bis drei Jahre älter, als er tatsächlich war.
Am 8. August 1871 trat er im Gasthof Zum Altenburger Hof in Eisenberg im Herzogtum Sachsen-Altenburg auf. Die Ankündigung der Veranstaltung im Eisenbergischen Nachrichtenblatt schildert seine damalige Situation in ergreifender Weise: "Ein alter Kriegs- und Kunst-Veteran, der vor mehr als einem Menschenalter, in den Jahren 1820 und 1821 am Hoftheater zu Hildburghausen als Regisseur thätig war und von dem damals regierenden Herzog Friedrich seines ausgezeichneten Guitarre-Spieles wegen mit dem Titel Hofmusikus erfreut wurde, Herr Zoche-Zochetti aus Schlesien, beabsichtigt auf seiner Durchreise morgen, Dienstag den 8. August von Abends 8 Uhr an im Saale des Altenburger Hofs hier eine humoristische Abendunterhaltung zu geben. Entrée 2 ½ ngr. Der alte im 82. Lebensjahre stehende Mann bedarf einer Reise-Unterstützung dringend und sucht sich mit seinen schwachen Kräften immer noch ehrlich durch die Welt zu schlagen! Indem wir dies unsern geehrten Lesern zur geneigten Berücksichtigung empfehlen, wünschen wir dem bescheidenen Manne eine recht gute Einnahme" (EN 61/1871, S. 242).
Von Sachsen-Altenburg aus reiste Zoche-Zochetti in die preußische Provinz Sachsen. Am 10. September kündigte er in Halle an der Saale einige "heitere Soiréen" an. Er bezeichnete sich nun als "Hofguitarrist des Herzogs von Meiningen" (Hallisches Tageblatt 212/1871, S. 1154). Dies war insofern korrekt, als Bernhard II. von Sachsen-Meiningen (1800-1882) durch den Hildburghäuser Teilungsvertrag von 1826 das Herzogtum Sachsen-Hildburghausen erhalten hatte, während Friedrich von Sachsen-Hildburghausen zum Ausgleich mit dem Herzogtum Sachsen-Altenburg abgefunden worden war. In Hildburghausen regierte Bernhard II. und nicht Ernst I. von Sachsen-Altenburg (1826-1908), der Enkel Herzog Friedrichs von Sachsen-Hildburghausen. Vermutlich gab es einen Streit um den Titel. Die Folge war, dass Zoche-Zochetti seinen Titel als Hofgitarrist ganz ablegte und sich nur noch als Kunst- und Kriegsveteran bezeichnete.
1874 kehrte Zoche-Zochetti nach langer Abwesenheit nach Dresden zurück. Am 13. Oktober 1874 trat er im Hotel Stadt Paris in der Großen Meißner Gasse auf, allerdings nicht mehr als Gitarrenvirtuose, sondern als Radetzki-Husar. Eingeladen hatte der Dresdner Militärverein "Kameradschaft" mit der zackigen Aufforderung: "Kameraden! heute Abend zum alten 85-jährigen Radetzki-Husaren Zoche Zochetti in 'Stadt Paris.'" (Dresdner Nachrichten 286/1874, S. 6).
In den Jahren 1876 und 1877 hielt sich der Husarenveteran noch - oder wieder - im Königreich Sachsen auf. Am 17. Dezember 1876 hielt er im Saal des Webermeisterhauses in Frankenberg "Vorträge in Ernst, Scherz, Humor und Satyre". Eingeladen hatten die Vorstände des Frankenberger Kriegervereins und des Militärvereins. Wenige Tage zuvor war Zoche-Zochetti vor dem Militärverein in Schwarzenberg aufgetreten. Die Kritik lobte, dass er "einen reichen angenehmen Wechsel in Ernst, Scherz, Humor und Satyre bot und daß er bei seinen Vorträgen eine Frische bekundet, wie sie bei so hohem Alter wohl zu den seltensten Erscheinungen gehört" (Frankenberger Nachrichtsblatt 148/1876, S. 859.862).
Am 7. Januar 1877 trat der "87jährige Kunst- und Kriegsveteran" bei einer Silvesterfeier des Militärvereins "Freunde" im Webermeisterhaus in Zschopau auf. Diesmal gab er in seiner Ankündigung einen Einblick in sein satirisch-humoristisches Programm. Seine Zielgruppe waren die "geehrten Mitglieder" mit ihren "lieben Frauen" (Wochenblatt für Zschopau und Umgegend 2/1877, S. 8). Familien mit Kindern wurden nicht mehr berücksichtigt: "Zum Vortrag kommt: 1. Abtheilung: 1) Ansichten über Brautstand und Ehestand. 2) Ein Fehlgriff oder der Esel als Astronom. 3) Wann sind die Frauen am schönsten? 4) Gagessen [sic] oder Geessen? 5) Der Honved und der Russe. 2. Abtheilung: 1) Die erste Liebe auf dem Ball oder der Liebe Macht und ihre Grenze. 2) Die militärische Ehrenbezeigung am unrechten Ort. 3) Nicht zu übersehen! 4) Urtheil in einer Damengesellschaft. 5) Recept aus einem englischen Kochbuche. 6) Der Mensch und seine Jahre“ (ebd. S. 6). Das Programm hatte sich in den letzten zwanzig Jahren kaum verändert. Die Vorträge aus dem Programm von 1857 wurden immer noch gehalten. Lediglich die Geschichte für Kinder wurde gestrichen. Neu aufgenommen wurden die Vorträge 2 und 3 der ersten Abteilung sowie die Vorträge 2 und 6 der zweiten Abteilung. Sie dienten als Ersatz für die musikalischen Beiträge.
Die letzten Spuren seiner Reise- und Vortragstätigkeit finden sich in den nordböhmischen Städten Tetschen und Leitmeritz. Am 26. Mai 1877 veranstaltete Zoche-Zochetti im Gasthaus Leitmeritzer Bierhalle in Tetschen eine "Unterhaltung in Ernst, Scherz, Humor und Satyre". Auch hier trug er Saphirs Aufsatz Der Mensch und seine Jahre vor. In den Pausen fanden zwei Preisrätsel für Damen statt. Als Preise wurden "6 chemische Wirthschafts-Recepte und 3 Toiletten- oder Schönheitsmittel" verteilt (Tetschen-Bodenbacher Anzeiger 42/1877, S. 3).
Am 9. Juni trat Zoche-Zochetti im Gasthaus Zum Schwarzen Adler am Marktplatz in Leitmeritz auf. Der Veteranenverein hatte seine Mitglieder zu dieser Veranstaltung eingeladen. Der Auftritt dauerte gut eine Stunde. Wenige Tage später hatte der "Veteran der Freiheitskriege" einen weiteren Auftritt im Pavillon der Elbschloss-Brauerei. Bewundernd wurde anerkannt, dass sich Zoche-Zochetti trotz seines hohen Alters eine "außerordentliche Geistesfrische" bewahrt hatte (vgl. Leitmeritzer Wochenblatt 43/1877, S. 3; 44/1877, S. 3; Leitmeritzer Zeitung 44/1877, S. 446; 45/1877, S. 457).
Das Todesdatum Zoche-Zochettis ist nicht bekannt. Es ist anzunehmen, dass er gegen Ende der 1870er Jahre starb. Als Gitarrenvirtuose geriet Zoche-Zochetti schon zu Lebzeiten in Vergessenheit. Wurde er in der zehnten Auflage des Brockhaus-Konversationslexikons von 1852 noch neben Giuliani, Sor und Stoll als einer der bedeutendsten Gitarristen seiner Zeit erwähnt (vgl. Allg. deutsche Real-Encyklopädie 1852, S. 310), so fehlt sein Name in der elften Auflage von 1866. Nach seinem Tod geriet er völlig in Vergessenheit. Selbst Joseph Zuth widmete ihm in seinem Handbuch der Laute und Gitarre (1926) keinen Eintrag.
Es gibt wohl keinen zweiten Gitarristen, der das 19. Jahrhundert mit all seinen Höhen und Tiefen so umfassend miterlebt hat, wie Friedrich Karl Ignatz Zoche-Zochetti. Er erlebte die Blütezeit der Gitarre in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ihren völligen Niedergang in der zweiten Hälfte. Er erlebte die Napoleonischen Kriege, das höfische Leben im Stil des Ancien Régime, das rastlose Leben als fahrender Künstler, Restauration und Vormärz, die Belgische Revolution, die Märzrevolution, die Schleswig-Holsteinische Erhebung, Reaktionsära und Reichsgründung. Der Humor war sein Lebenselixier. Er blieb ihm trotz aller Widrigkeiten bis ins hohe Alter erhalten.
1 Zoche-Zochettis Briefe an Carl Bansi vom 10. und 13. Januar 1857 mit Angaben zu seinem Lebenslauf werden heute im Staatsarchiv Graubünden unter der Signatur B/N 1361 Nr. 0758 aufbewahrt. Historische Zeitungsartikel, die das Alter von Zoche-Zochetti angeben, deuten hingegen auf 1788/89 (vgl. Eisenbergisches Nachrichtsblatt 61/1871, S. 242; Dresdner Nachrichten 286/1874, S. 6) oder 1789/90 als Geburtsjahr hin (vgl. Frankenberger Nachrichtsblatt 148/1876, S. 862; Wochenblatt für Zschopau und Umgegend 2/1877, S. 6; Tetschen-Bodenbacher Anzeiger 42/1877, S. 3; Leitmeritzer Wochenblatt 43/1877, S. 3; Leitmeritzer Zeitung 44/1877, S. 446). Offensichtlich machte sich Zoche-Zochetti in späteren Jahren als Kriegs- und Kunstveteran älter, als er tatsächlich war.
2 Zoche-Zochetti wurde vermutlich durch das 1821 erschienene historisch-romantische Schauspiel Die Belagerung von Pilsen von Anton Fischer (1779-1849) inspiriert. Beide Stücke spielen zur Zeit der Hussitenkriege (1419-1436).
3 Bei dem erwähnten Baron von Maltzahn kann es sich nur um den Königlich Bayerischen Kammerherrn und Rittmeister Heinrich Karl Franz Adolf Freiherr von Maltzan (1793-1851) handeln. Er wohnte zu dieser Zeit in Dresden in der Seegasse 1 (vgl. Dresdner Anzeigen 68/1827, S.3; 150/1829, S. 3; 153/1829, S. 3) und war als Wohltäter bekannt (vgl. DA 29/1827, S. 3; 105/1827, S. 3; 68/1829, S. 1; 96/1829, S. 3). Das Engagement des Freiherrn für die Armen wird auch in dem zitierten Artikel aus der Mannheimer Zeitung hervorgehoben: "Derselbe Cavalier hat sich auch diesen Winter durch Stiftung eines Gesellschaftstheaters zum Besten der Armen sehr verdient gemacht; man hat bereits fünf Vorstellungen gegeben, die vorzüglich gut gelungen sind, und 2300 Rthlr. eingebracht haben. Mit Recht verdient Baron v. Maltzahn den Namen eines Beischützers des Edlen und Guten und ist der Liebling des Theaters" (MZ 96/1827, S. 1; vgl. Düsseldorfer Zeitung 102/1827, S. 2f.).
4 Das Zitat geht wie folgt weiter: "Erste Abteilung: Jeanne de Arc, genannt die Jungfrau von Orleans, Mad. K. Lasarra, ein Held, welcher Thüren eintritt und rasend verliebt ist, Hr. E. Darbonay, sein Vertrauter, welcher mit verbrannten Pfoten abzieht, Hr. R. Otto, ein Knabe männlichen Geschlechtes und unvernünftig klug, Aug. S. Frau Wunschel, Stellvertreterin der Johanna von Montfaukon und Doktorin der Medizin, Mad. T. Kuft, ein Räuberhauptmann ohne Räuber, Hr. S. Leokadia, ein Ritterfräulein, die durch ihre Liebe verblendet in eine Falle gegangen ist. Mad. S. Staberl, ein wüthender Hase, welcher eine Schlacht gewinnt, und geboren wurde im Jahre, wo der große Wind ging, Zoche-Zochetti. Paßauf, Packan, zwei unzählbare Knappen, welche schon reden können, Hr. G., Hr. R. Ein zahmer Riese, in Europa erfunden, und Geist ohne gestorben zu sein, Hr. T. Louise Miller, ein Mädchen wie sie sein sollen, Mad. K. Leitseil, Direktor einer reißenden Gesellschaft, Hr. R. Ein stummer Soufleur. (Das ist ein Druckfehler, und soll heißen: Saufleer). * Gabriel, ein Theaterdiener, welcher von seinen Kapitalien lebt und viel spricht, Hr. G. Claquer, ein kritisirender Aufschauer und Aufhorcher (nicht Zuschauer und Zuhörer) auf dem letzten Platz. * (Es wird höflichst gebeten, für diesen Hrn. Claquer einen Sitz auf dem letzten Platz, wo keine Sitze sind, leer zu lassen.) Staberl, gewesener wollner Strumpf- und Regenschirm-Fabrikant, ex Theatermeister und Knappe, jetzt angehender Schauspieler: Zoche-Zochetti.
Zweite Abtheilung. Meinau, ein heulender Strohwitwer und Menschenhasser. (Man lese nicht etwa Menschenfresser), Hr. S. Eulalia, seine von Treue zerfressene Frau, Mad. S. Erster Fourier, Zweiter Fourier (wieder ein Druckfehler, es soll heißen: Furien), ** Chevalier Dumont, ein Mensch, zusammengesetzt aus Kunst und Natur, Hr. R. Ein altes Weib, Dlle. S. Karl Moor, ein liebenswürdiger Räuberhauptmann, Hr. E. Herrmann kommt im Dunkeln zwar - aber spricht sehr wunderbar, Hr. R. Staderl - was er alles gewesen ist, steht neben an; jetzt ist er der zahme Meinau, Zoche-Zochetti. Ursula, seine von Reisen zurückkehrende Gemahlin, genannt: Die wilde Eulalia, Mad. T. Zwei Schwätzer, Freunde der Ursula und sehr folgsam, ??? Zwei vermummte böhmische Ungeheuer (auf deutsch: hämische Ungeheuer, ???) Master Struß, Master Staff, zwei englifirte Boxer, Hr. R., P. Staberl, der Obengenannte, bildet sich jetzt als Künstler aus, - eine rührende Scene, wobei ihm die Haare zu Berge stehen, Zoche-Zochetti. Geßler, ein von Gift und Galle zusammengesetzter Landvoigt, der schon oft todt geschossen wurde, Hr. S. Wilhelm Tell, genannt Röhrle, der Tausendsappermenter, Hr. E. Sein Söhnlein, welches sich ohne Gefahr nicht fürchtet, A. S. Walter Fürst, ein hinfälliger Schwiegerpapa, Hr. K. Bertha von Brunek, eine jagdmachende Erbin, Mad. K. Rudens, ein Jüngling, der nur auf dem Theater so spricht, Hr. R. Frieshard, ein blinder wachhabender Soldat, Hr. G. Staberl, stellt einen Haufen murrendes Volk vor; Zoche-Zochetti.
Außergewöhnliche Personen: Leute, Volk, welches murrt und einige Menschen, welche nicht erscheinen. Die neue Dekoration, eine tragbare Rasenbank, welche schon bekannt ist, wird das Ganze verherrlichen. - Die Kassa ist den ganzen Tag eröffnet - auch werden nicht mehr Billets ausgegeben als verlangt werden. - Das Theaterlokale wird heute vergrößert, und die geehrten Theaterbesucher bittet man höflichst, daß Jeder seinen Nachbar mitbringt. Sollte während der Ouvertüre etwas Außerordentliches vorfallen, so wird geziemend ersucht, nicht zu erschrecken und nicht unnöthig zu erstaunen, indem Alles ganz natürlich zugehen wird.
Verehrte Gönner! Da, wie bekannt, in England den Virtuosen und Schauspielern das Honorar Pfundweise zugewogen wird (die Beilage ungerechnet), und ich nicht gerne hinter den Engländern zurückbleiben möchte, so habe ich mit der P. T. Theater-Direktion für mein zweimaliges Auftreten 2 Zentner 19 Pfund und 3 Loth akkordirt - und bitte ganz ergebenst, recht zahlreich kommen zu wollen, um das Zünglein der Wage zum Stehen zu bringen. Zoche-Zochetti" (Der Adler 245/1841, S. 1527f.).
5 Zoche-Zochetti verbrachte seine Militärzeit unter anderem in Frankreich, Holland und Italien. Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass er während seiner Militärzeit als Gitarrist tätig war. Während der Belgischen Revolution hielt er sich kurz in Holland auf. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass er dort im Revolutionsjahr 1830 Gitarrenkonzerte gab. Möglicherweise reiste Zoche-Zochetti irgendwann in den 1830er Jahren aus dem Rheinland, Bayern oder Baden ins Elsass oder in den nordöstlichen Teil Lothringens, um seine Konzerttournee in Frankreich fortzusetzen. Der Marsch der polnischen Freiheitskämpfer ins französische Exil im Frühjahr 1832 mag dabei eine Rolle gespielt haben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er 1840 auf dem Weg nach Griechenland durch (Nord-)Italien reiste und auch dort als Gitarrist auftrat. Von ausgedehnten Konzertreisen durch Europa, auf denen er als Gitarrenvirtuose gefeiert wurde, ist in den Quellen jedoch nichts zu finden. Vielmehr wird Zoche-Zochetti im Ausland in Gasthäusern oder vor kleineren Gesellschaften musiziert haben, um seine Reisekosten zu decken.
6 Zoche-Zochetti kommentiert den Humor auf dem Plakat Divertissement in Musik, Ernst, Scherz und Humor wie folgt: "‘Keinen Spaß verstehen’, ist ein Sprichwort, und anwendbar auf jene, welche die humoristisch-satyrischen Erzeugnisse eines Saphirs, Börne, Heine sc. mit falschem Maße messen. Unsere Zeit ist ernst gestimmt, und wahrlich! sie hat Ursache genug es zu sein. Dessenungeachtet verlieren selbst in solcher Zeit Scherz und Humor ihre Berechtigung nicht. - Der Scherz hat überhaupt eine so volle Geltung wie der Ernst; und die Thränenperle, die man lacht, ist von eben so reinem Wasser, wie die Thräne, die man weint. - Jene hat sogar den Vorzug vor dieser, dass sie ihr Entstehen nicht so oft der Heuchelei verdankt" (StAGR B/N 1361 Nr. 0758).
Zochetti, Friedrich Ignatz: Arkadische Blumen gesammelt für die Guitarre Ihro Kaiserliche Hoheit Maria Pawlowna Erbgroßherzoginn zu Sachsen-Weimar-Eisenach. Notenhandschrift. [Weimar, ca. 1820].
Zochetti, Friedrich Ignatz: Arcadischer Blumenkranz für die Guitarre gewunden. Der Durchlauchtigsten Frau Luise Amalia, Erbprinzessin von Sachsen Hildburghausen in tiefster Unterthänigkeit gewidmet. I. Werk. Hildburghausen: Kesselring, [1820/21].
Zoche-Zochetti, [Friedrich Karl Ignatz]: Das Lied vom langen Bart. In: Der lustige Leyermann. Musicalische Zeitschrift für fröhliche Pianofortspieler, leichte gefällige Musikstücke und launige Gesänge enthaltend. Erster Jahrgang. Zweiter Heft. Hg. von A. G. Theile. Meissen: Fried. Wilh. Goedsche, 1826. S. 26f.
Zoche-Zochetti, [Friedrich Karl Ignatz]: Musikalischer Almanach lustiger Schwänke. Zum Gebrauch der weltberühmten berittenen Academie zu Dülken. Derselben hochachtungsvoll gewidmet zum Stiftungsfest 1832. Crefeld: Fr. Wm. Schoeler, 1832.
1826: Marche, Danse et Marmotte des Savoyards von Carl Blum.
1826: Grand Potpourri für die Guitarre.
1826: Grand Variations für Guitarre.
1826: Phantasie für Guitarre von Giuliani.
1826: Quintett von Giuliani.
1831: Großes Potpourri mit dem Danse de Marmotte von Paganini.
1857: Grand Potpourri concertando, für Guitarre, Introduction, Thema von Auber; Thema aus dem Opferfest, von Winter; Thema von Bellini; Thema aus dem Freischütz, von Weber; Walzer-Thema's von Giuliani; Thema aus Don Juan von Mozart; Harfen-Thema von Spohr, arrangirt für die Guitarre von Metfessel; Finale.
1857: Reminiscenzen aus dem Kriegsleben - Rondo Militaire für Guitarre von Kreutzer; Introduction, Volkshymne; Aufruf zu den Waffen; Marsch; Feldzeichen; Rondo; Sieges-Melodie, Finale.
1857: El Ole der Pepita.
Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Altenburg (LThStA): Erteilung des Titels Hofmusikus für den Hofmusikus Friedrich Karl Ignatz Zoche-Zochetti in Wartha in Schlesien, 1841. Archivalien-Signatur: 959, Bestandssignatur: 1-14-0002; Antrag des Hofmusikus Friedrich Karl Ignatz Zoche Zochetti aus Wartha bei Frankenstein in Schlesien um Ausstellung eines Passes zu einer Kunstreise nach Griechenland, 1853. Archivalien-Signatur: 5929, Bestandssignatur: 1-14-0005.
Niedersächsisches Landesarchiv Abt. Hannover (NLA HA): Brief des Sachsen-Altenburgischen Hofgitarristen Friedrich Karl Ignatz Zoche-Zochetti an den Adjutanten (Major) des Kronprinzen Georg von Hannover, Dep. 103 II Nr. 77/114.
Staatsarchiv Graubünden (StAGR): Brief von Friedrich Karl Ignatz Zoche-Zochetti an Carl Bansi in Minden vom 10. Januar 1957 mit beigefügtem Lebenslauf; Brief von Zoche-Zochetti an Bansi vom 13. Januar 1857; Brief von Zoche-Zochetti an Bansi vom 10. Januar 1858, B/N 1361 Nr. 0758.
Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar (ThHStAW): Gesuch Friedrich Zocchettis vom 30. Oktober 1819 an den Hof zu Weimar mit der Bitte um Erlaubnis, im Hoftheater in einem Entr’acte ein Konzert geben zu dürfen. Kunst und Wissenschaft A 10352; Acta Ordentliche Concerte und Oratoria zum besten fremder Künstler, wie auch der Herzogl. Kapelle betr. ao 1809 bis 1819, fol. 68r. (vgl. Ahrens 2013, S. 29)
Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände. (Conversations-Lexikon.) In zwölf Bänden. Vierter Band: F bis G. Siebente Originalauflage. Leipzig: F. A. Brockhaus, 1827.
Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände. (Conversations-Lexikon.) In zwölf Bänden. Vierter Band: F bis Gz. Achte Originalauflage. Leipzig: F. A. Brockhaus, 1834.
Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände. Conversations-Lexikon. In funfzehn Bänden. Siebenter Band: Goes bis Hofgerichte. Zehnte, verbesserte und vermehrte Auflage. Leipzig: F. A. Brockhaus, 1852.
[Bad Ems]: Verzeichniss der Kurfremden und Durchreisenden zu Bad-Ems, Langenschwalbach, Schlangenbad und Weilbach im Jahr 1838. Wiesbaden: Ludwig Riedel, 1838.
[Bad Ems]: Emser Kurliste vom Jahr 1847. Ems: Heinrich Christian Sommer, 1847.
Engelhardt, Friedr. Wilh.: Geschichte der Stadt und Festung Luxemburg, seit ihrer ersten Entstehung bis auf unsere Tage. Mit besonderer Rücksicht auf die kriegsgeschichtlichen Ereignisse. Luxemburg: F. Rehm/D. Bück, 1850.
Harmoniegesellschaft zu Bayreuth, Vorsteher der: Geschichtliche Nachrichten über die Harmoniegesellschaft zu Bayreuth während ihres 50jährigen Bestehens. Ein Beitrag zur Geschichte des teutschen Gesellschaftswesens. Zur Feier des fünfzigjährigen Jubiläums dieser Gesellschaft. Bayreuth: Th. Burger, 1853.
Hoffmann, Carl Julius Adolph: Die Tonkünstler Schlesiens. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte Schlesiens, vom Jahre 960 bis 1830. Breslau: G. Ph. Aderholz, 1830.
Hoßfeld, Johann Wilhelm: Forsttaxation nach ihrem ganzen Umfange in zwei Bänden. Zweiter Band. Hildburghausen: Kesselring, 1824.
Hoßfeld, Johann Wilhelm: Forsttaxation nach ihrem ganzen Umfange in zwei Bänden. Zweiten Bandes zweite Abtheilung. Hildburghausen: Kesselring, 1825.
[Sachsen-Altenburg, Herzogtum]: Staats- und Adreß-Handbuch des Herzogthums Sachsen-Altenburg. Altenburg: Schnuphase, 1843.
[Sachsen-Altenburg, Herzogtum]: Staats- und Adreß-Handbuch des Herzogthums Sachsen-Altenburg. Altenburg: Schnuphase, 1855.
Staatsarchiv Graubünden (StAGR): Plakat Divertissement und Druck mit drei Schönheitsrezepten von Friedrich Karl Ignatz Zoche-Zochetti, B/N 1361 Nr. 0758.
Stadtgeschichtliches Museum Leipzig: Programm zum "Guitarre-Concert" von Zoche-Zochetti im Theater der Stadt Leipzig am 2. Dezember 1826. 01-Orchesterkonzert Gewandhaus zu Leipzig: 02.12.1826.
Wolff, L. (Hg.): Almanach für Freunde der Schauspielkunst auf das Jahr 1841. Berlin: Julius Sittenfeld, 1842.
Zochetti, [Friedrich Karl Ignatz]: Die Belagerung von Saaz, oder: Die Saazer Geistermühle. Grosses historisches Schauspiel in fünf Akten. Saaz: P. von Schönfeld, 1824.
Ahrens, Christian: Die Gitarre im klassischen und nachklassischen Weimar. In: Weimar-Jena: Die große Stadt 6/1 (2013), S. 22-34.
Chartrand, René/Back, Francis: Napoleon's Sea Soldiers. Oxford: Osprey Publishing, 1990.
Norrenberg, P[eter]: Beiträge zur Localgeschichte des Niederrheines. Bd. 3: Chronik der Stadt Dülken. Viersen: Baedeker, 1874.
Riedinger, Karl: Oberschlesischer Anzeiger, (Riedinger's Buch- und Steindruckerei), Ratibor. In: Julius Eckstein (Hg.): Historisch-biographische Blätter. Industrie, Handel und Gewerbe. Bd. 5, Lfg. 11. Berlin: Eckstein's Biographischer Verlag, 1901/03. S. 23-33.
Sporschil, Johann: Feldzug der Oesterreicher gegen Joachim Murat im Jahre 1815. Braunschweig: George Westermann, 1842.
Stadt Karlsruhe - Stadtarchiv (Hg.): Karlsruhe. Die Stadtgeschichte. Karlsruhe: Badenia, 1998.
Houwald, Ernst Christoph von (1829): Empfehlung für den Kgl. Sächsischen Hof-Gitarristen Zoche-Zochetti. Neuhaus bei Lübben, 21.05.1829.
URL: https://adelsquellen.de/adelsforschung1/autograph00.htm [25.01.2024]
Hanoušek, Martin (2018): Feidler, Ludwig.
URL: https://encyklopedie.idu.cz/index.php?option=com_content&view=article&id=5095:feidler-ludwig&Itemid=277&lang=de [25.01.2024]
Brief von Zoche-Zochetti an Carl Bansi in Minden vom 10. Januar 1857:
"Mein hochgeehrter Herr!
Ihrem, mir sehr schmeichelhaften Wunsche zur Folge sende ich Ihnen hier den bewußten Aufsatz.
Ich werde Morgen hier ein Konzert geben.
Ich wünschte nur ich könnte einmal mein ganzes bewegtes Leben niederschreiben und in Druk geben. Viele könnten nützliche Lehren daraus holen, und das Meiste würde den Lesern wohl unglaubhaft scheinen, aber ein Roman kann oft nicht vom Dichter abentheuerlicher erfunden werden, als sich bei manchem Menschen das Leben gestaltet.
Sollten Dieselben sonst noch etwas von mir wünschen oder mir villeicht in Bezug auf Brüssel etwas günstiges mittheilen wollen, dann bitte ich unter der unten bemerkten Adresse. Jedem ich mich Ihnen und den Ihrigen bestens empfehle bitte ich zu genehmigen daß ich mich nennen darf
mit Hochachtung Ihren
ganz ergebenster Diener
Zoche-Zochetti Hofguitarrist
Stadthagen d. 10t[en] Januar ac.
in Ilsenburg im Harz bei Werningerode. abzugeben bei hr. G. Probst." (StAGR B/N 1361 Nr. 0758)
Der dem Brief beigefügte Lebenslauf:
"Friedr. Karl Zoche-Zochetti, Hofguitarrist Sr. H. des Herz. v Sachs-Altenburg, der Sohn eines Postmeisters, geb: den 29t[en] febr 1792 zu Wartha in Nieder Schlesien, ging nach dem Friedensschluß 1809 von Wien aus wo er bei dem Grafen Manz v: Mariensee als Sekretair angestellt war, als Volontair in dem 44sten franz: Marine Bataillon mit nach Spanien und ein Jahr später mit dem traurigen Rest dieses Bataillons zurük nach Antwerpen. Hier nahm er seine Entlassung, reiste über Berlin, Breslau wieder nach Wien und trat 1811 als Volontair unter das ungarische Husaren Regiment Graf Radetzky wo er bis 1817 diente und den Feldzug gegen Murat mitmachte. Von Jugend auf musikalisch, wählte derselbe jetzt die Guitarre zu seinem Liebling, und brachte es unter Giulianis Leitung zur Virtuosität. Als Staabsfourier beim k. k. Landesposto Kommando in Prag in Garnison nahm er nun seinen Abschied und betrat daselbst die Bühne. Achtzehn Jahr lang auf der theatralischen Laufbahn erhielt derselbe während dieser Zeit, 1821, von dem damaligen Herzog Friedr. von Sachsen Hildburghausen das Diplom als Hofguitarrist, wurde auch schon im Brokhausischen Lexikon von der 8t[en] Auflage an, (Rubrik: Guitarre) nächst Giuliani u v. Gärtner als Virtuose dieses Instr: anerkannt. Derselbe machte als Konzertist sehr viel und große Reisen in den drei ältern Welttheilen und kann trotz seiner hohen Jahre noch nicht zur Ruhe gelangen. Z-Z hat von seinen Kunstreisen eine große Anzahl Zeugnisse aller Höfe und interessanter Persönlichkeiten aufzuweisen. Sein ganzes Leben ist ein abentheuerlicher Roman.
Bitte mir Nachricht zu geben zu wollen wenn die Ausgabe erscheint, damit ich mir ein Exemplar kommen lasse. Unter der bemerkten Adresse erhalte ich alle Briefe." (StAGR B/N 1361 Nr. 0758)
Brief von Zoche-Zochetti an Carl Bansi in Minden vom 13. Januar 1857:
"Verehrter Herr!
Wenn ich wie ich aus Ihrem werthen Schreiben ersehe den 27t[en] febr. angegeben habe, so ist das allerdings ein Schreibfehler.
Einen dritten Namen habe ich wohl noch, und zwar: Ignatius, aber nicht Lojola. -
Wollen Sie villeicht noch beifügen, daß ich nach der Affaire bei Villa franca das Armee Kreuz erhielt?
Ich habe diesen Sonntag im hiesigen Gesang Verein ein außergewöhnlich stark besuchtes (126 Personen) Konzert gegeben, und bin noch froh daß ich hierher gekommen bin.
Morgen reise ich nach Wunstorff.
Wollen Sie wohl gütigst meinen Wirth, Herrn Zahn und dessen Oberkellner grüßen? Bitte gehorsamst! Genehmigen Sie mich nennen zu dürfen mit aller Hochachtung
Ihr ganz ergebenster Diener
Zoche-Zochetti Hofguitarrist
Stadthagen den 13t[en] Januar ac." (StAGR B/N 1361 Nr. 0758)
V: 29.08.2023
LA: 22.11.2024
Autor: Dirk Spönemann