Die Technik des Gitarrenspiels entstand nicht erst mit der Erfindung der sechssaitigen Gitarre um 1785, sondern hat eine lange Tradition, die bis zur vierchörigen Gitarre der Renaissance zurückreicht. Im Laufe der Zeit wurde sie den jeweiligen Gitarrenmodellen und dem musikalischen Repertoire angepasst. Auch in der Klassik und Frühromantik wurde das Spektrum der Gitarrentechniken erweitert und einzelne Techniken verfeinert. Diese Entwicklung vollzog sich in mehreren Etappen:
1. Zunächst wurden die im 18. Jahrhundert für die fünfchörige und fünfsaitige Gitarre entwickelten Spieltechniken übernommen und auf die sechssaitige Gitarre übertragen. Später löste man sich von den traditionellen Spieltechniken und passte sie dem neuen Instrument an.
2. Um 1800 wurde die Gitarre hauptsächlich als Begleitinstrument zum Gesang eingesetzt. Mit dem Auftreten der ersten Gitarrenvirtuosen ab 1806 wurde die Gitarre zunehmend als solistisches Konzertinstrument wahrgenommen. Es wurde vermehrt Solomusik für Gitarre komponiert. Die neu entstandenen Werke wirkten als Katalysator für die Weiterentwicklung der Gitarrentechnik.
3. Gitarrenbauer in Wien, Paris, London und Madrid entwickelten die Gitarre weiter. Die Anzahl der Bünde wurde erhöht, die Mensur verlängert und der Korpus vergrößert. Die klanglichen und spieltechnischen Möglichkeiten der Gitarre wurden erweitert.
4. In den 1820er Jahren wurde die klassische Gitarrenhaltung mit der linken Hand als Stützpunkt durch funktionellere Haltungen ersetzt. Ergonomische und haltungsphysiologische Aspekte der Haltung gewannen gegenüber ästhetischen Gesichtspunkten an Bedeutung und wirkten sich positiv auf die Spieltechnik aus.
5. Spieltechniken, die anfangs nur regional Verwendung fanden oder von einzelnen Gitarristen verwendet wurden, verbreiteten sich in ganz Europa. Es entstand ein allgemeines Repertoire an Spieltechniken, das sich ständig erweiterte. Spieltechniken, die zunächst nur regional oder von einzelnen Gitarristen verwendet wurden, verbreiteten sich in ganz Europa. Es entstand ein allgemeines Repertoire an Spieltechniken, das sich ständig erweiterte. So setzte sich Ferdinand Pelzer in seinen Instructions for the Spanish Guitar (1835) zum Ziel, die individuellen Spieltechniken durch eine allgemeine Spieltechnik zu überwinden: "My object and intention are, ... to teach him [= the beginner] every position of the fingers of the left hand, and every mode of striking the strings with those of the right, which can be required in the execution of any compositions for the Guitar; whether by Carulli, Giuliani, Sor, Aguado, Legnati, or any other Master. By thus combining all the different modes of fingering, that distinction between them which ought never to have existed, will be done away with, and the Pupil will acquire a more thorough knowledge of the Instrument, and a greater facility in executing whatever music may be set before him" (Pelzer 1835, S. 4).
1 Die Technik der rechten Hand:
2 Die Technik der linken Hand:
3 Die Technik beider Hände: