In den um 1800 erschienenen Gitarrenschulen wurde das Dämpfen der Saiten nicht thematisiert. Die Töne wurden entweder durch den Wechselschlag "gesondert" oder sie wurden durch eine Aufschlag- oder Abziehbindung aneinander "geschleift". Sie wurden also non-legato oder legato, aber nicht stakkato gespielt. Erst nachdem sich das Stakkato als Artikulationsart durchgesetzt hatte, gewann die Dämpftechnik an Bedeutung. Giulianis "Studio per la Chitarra" (1812) enthielt als erste Gitarrenschule einen Abschnitt "Von der Dämpfung". Dort heißt es: "Man lasse die Schwingung des Tones ein Sechzehntel lang fortdauern; sodann dämpfe man ihn mit denselben Fingern die ihn anschlugen, weil ihre leiseste Berührung die Saiten schweigen macht" (Giuliani 1812, S. 30). Diese Passage macht deutlich, dass die Saiten ausschließlich mit der rechten Hand gedämpft wurden. Die Basssaiten wurden mit dem rechten Daumen gedämpft, die Diskantsaiten mit den ersten drei Fingern der Zupfhand.
Ab den 1820er Jahren wurde die Dämpftechnik in den Gitarrenschulen häufiger thematisiert und ausführlicher behandelt. Bathioli beispielsweise erklärte die Technik zunächst mit den Worten Giulianis: "Wenn ... die Töne von kurzer Dauer sind, d. i. in ihrem Klingen wegen einer nach der Note stehenden Pause unterbrochen werden müssen, so berührt man die erklungenen Saiten mit den nämlichen Fingern, welche sie anschlugen, in demselben Augenblicke, wo der Werth dieser oder jener Note aus ist, und folglich die Pause eintritt" (Bathioli 1825 Theil I/1, S. 28; vgl. Joly 1819, S. 58; Ledhuy 1828, S. 14; Pelzer 1835, S. 51). Er wies dann auf den Nachteil dieser Methode hin, dass man höchstens vier Saiten dämpfen könne. Um fünf- oder sechsstimmige Akkorde dämpfen zu können, müsse die flache Hand auf die Saiten gelegt werden: "Volle fünf- und sechsstimmige Accorde werden jedoch nicht mit den Fingern, weil man mit diesen höchstens nur 4 Saiten berühren kann, sondern mit der flachen Hand gedämpft" (Bathioli 1825 Theil I/1, S. 41; vgl. Harder 1819, S. 43; Plouvier 1836, S. 25). Auch Carcassi wandte beide Dämpftechniken an und empfahl, die Handfläche in der Nähe des Schalllochs auf die Saiten zu legen: „Um die Töne zu dämpfen ist es hinreichend die Finger der rechten Hand auf die Saiten zu setzen welche so eben angeschlagen wurden, nachdem man die Saiten so lange tönen liess als ihre Geltung ... erfordert. Akkorde von fünf oder sechs Noten werden dadurch gedämpft wenn man die innere Fläche der rechten Hand, nahe bei der Schallöffnung auf alle Saiten setzt" (Carcassi 1836, S. 45).
Die Saiten wurden immer dann gedämpft, wenn Pausenzeichen im Notentext standen. Pausenzeichen konnten als Zeichen für eine stakkatoartige Artikulation, aber auch zur musikalischen Interpunktion verwendet werden. Ansonsten versuchte man, die Saiten möglichst lange nachklingen zu lassen. Fernando Sor wandte die Dämpftechnik nur sehr sparsam an: "Die gedämpften Töne wende ich selten an; ich bedauerte immer zu sehr, dass es kein Mittel gebe, dem Instrument mehr Klang zu verleihen, um mich mit den Mitteln zu beschäftigen, ihn zu verringern" (Sor 1831, S. 18).
Harmonierende Töne nicht zu dämpfen, sondern sie weiter schwingen zu lassen, um einen volleren Klang zu erzielen, entsprach der musikalischen Praxis der
Zeit. So empfahl Mrs. Joseph Kirkman: "Beim Greifen der Noten müssen die Finger der linken Hand jeder Note ihren genauen Wert in Bezug auf die allgemeine Zeit des Stückes geben, wobei eine
vernünftige Verlängerung der Noten, die zu einer Harmonie gehören, zu beachten ist" (Kirkman 1842, S. 29 übers.). Mit dissonierenden
Tönen wurde jedoch anders verfahren. Sekunden und Septimen galten als unmelodisch und auflösungsbedürftig. Sie
mussten daher in konsonante Intervalle aufgelöst oder gedämpft werden (Kirnberger 1774, S. 25; Sulzer 1771, S.
226f.263). In den Gitarrenschulen wurde auf die Praxis des Dämpfens dissonierender Töne nicht näher eingegangen, auch wenn begrifflich
zwischen konsonanten und dissonanten Intervallen unterschieden wurde (Bergmann 1802, S. 28; Gräffer 1811, S. 38; Gil 1827, S. 19).
Der einzige Gitarrist, der sich ausführlicher mit der Dämpfung dissonanter Intervalle beschäftigte, war Dionisio Aguado. Aguado forderte, dass Sekundschritte grundsätzlich immer gedämpft werden sollten: "Nachdem das D der C-Tonleiter des folgenden Beispiels gespielt worden ist, wird der 4. Finger angehoben, so dass, wenn das E auf der unteren Saite angeschlagen wird, die Schwingungen des D, das mit dem E das Intervall einer dissonanten, für das Ohr im Allgemeinen unangenehmen Sekunde bildet, beendet werden. Die gleiche Vorsicht ist beim G und H derselben Tonleiter geboten" (Aguado 1843, § 219 übers.).
Im Gegensatz zu anderen europäischen Gitarristen benutzten Aguado und Sor überwiegend die Finger der linken Hand zum Dämpfen. Sor dämpfte die Saiten sogar ausschließlich mit der linken Hand, da er die Greifhand flexibler einsetzen konnte als die Zupfhand. Mit ihr konnte er sowohl gedämpft klingende (sons étouffés) als auch abrupte und abgehackte Töne (sons secs) erzeugen: "da ... diese Töne, wenn sie am rechten Orte angebracht werden, eine gute Wirkung hervorbringen, so suchte ich sie von den scharfen Tönen zu unterscheiden; bei diesen ist nur der Nachklang gedämpft; jene werden es schon durch die Art des Anschlagens der Saite; denn die Töne zu dämpfen habe ich nie die rechte Hand angewandt; ich setzte den Finger der linken, als wollte ich die Saite greifen, auf den Griff, welcher die Note bestimmt, und drückte sie weniger stark als gewöhnlich, jedoch auch nicht leicht genug, um ihr einen harmonischen Klang zu entlocken" (Sor 1831, S. 18). Diese Art, gedämpfte Töne zu erzeugen, stand im Gegensatz zu der von Aguado, der die rechte Hand benutzte: "Die Schwingungen können auch verhindert werden, indem man die Außenkante der rechten Handfläche auf alle [Saiten] legt, wodurch ein dunkler Klang entsteht" (1825 II, S. 47). "Für die scharfen Töne gebrauche ich eben so wenig die rechte Hand; ich höre nur auf, den Hals mit der linken Hand zu drücken, ohne die Saite loszulassen, wenn sie einmal angeschlagen ist, ich lege diese Verrichtung nicht einmal der ganzen Hand auf: der Daumen allein genügt diesem Zweck durch eine geringe fast unmerkliche Anstrengung" (Sor 1831, S. 18).
Dionisio Aguado benutzte zunächst nur die linke Hand zum Dämpfen der Töne. In seiner Coleccion de Estudios para Guitarra (1820) heißt es: "Im Allgemeinen sollten die Finger der linken Hand bei jeder Stimme so lange auf der Saite bleiben, wie der Wert der auszudrückenden Note beträgt. Daraus lässt sich leicht ableiten, dass es, wenn man einen Ton dämpfen will, genügt, den Finger der linken Hand zu heben, der zu seiner Erzeugung beiträgt" (I, S. 4 übers.). In seiner Escuela de Guitarra (1825) erwähnt er beide Hände: "Im Allgemeinen werden die Schwingungen durch das Anheben der Finger der linken Hand oder durch das Auflegen der [Finger] der rechten Hand auf die Saiten verhindert" (I, S. 5 übers.).
Immer dann, wenn Akkorde "kurz abgestoßen" gespielt werden sollten, setzte Aguado beide Hände ein: "Um den Ton einer gegriffenen Saite zu stoppen, genügt es, ihre Schwingungen zu verhindern. Dies kann entweder dadurch geschehen, dass man den Finger, der sie greift, anhebt (folgendes Beispiel, Buchstabe a), oder dadurch, dass man ihn, nachdem man eine offene Saite angeschlagen hat, wieder aufsetzt (Buchstabe b), oder dadurch, dass man denselben Finger der rechten Hand, der sie angeschlagen hat, auf die Saite legt, auch wenn der Finger der linken Hand auf der Saite bleibt (Buchstaben c und d), oder dadurch, dass man diese beiden Operationen der beiden Fingern kombiniert (Buchstabe e). Auf diese letztere Weise entstehen Akkorde, die wie abgehackt (cortados) wirken, ein Ausdruck, den ich verwende, um sie von den gedämpften (apagados) zu unterscheiden" (Aguado 1843, § 193 übers.; vgl. ders. 1849, S. 15).